Sascha - Das Ende der Unschuld
gerade noch vernehmbar, dann war dieser auch schon wieder auf dem Weg nach unten. Zitternd schaffte er es kaum, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, aber dann war er draußen und rannte. Er lief, bis die Stiche in seiner Seite ihn zwangen, anzuhalten und ein wenig auszuruhen. Jetzt würde er bald wieder bei Adrian sein.
✵
Die Fahrt verlief ohne Zwischenfälle. In Frankfurt nahm Sascha mit dem letzten Geld ein Taxi und stand gegen zehn Uhr am nächsten Morgen vor der Tür des Mannes, in dem er seine Zukunft sah. Er zweifelte keine Sekunde, dass auch Adrian sich freuen würde und drückte die Klingel. Es dauerte eine Weile, aber dann wurde die Tür geöffnet. Es war jedoch nicht Adrian, dem er gegenüber stand. Ein fremder blonder Boy, sicher nicht viel älter als Sascha selbst, fragte:
„Was willst du denn hier?“
Saschas Blick fiel auf den Bademantel, den sein Gegenüber trug. Es war derselbe, den er selbst getragen hatte.
„Ich ... ich will zu Adrian“, stotterte er.
„Komm rein.“
Der Blonde trat zurück und Sascha ging an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer.
„Hey. Oben“, wurde er belehrt und mit Beinen so schwer wie Blei begann er die Treppe Richtung Adrians Schlafzimmer hochzusteigen. Er fühlte schon jetzt eine tiefe Enttäuschung. Irgendwie hatte er erwartet, dass Adrian sich genau wie er selbst in Sehnsucht verzehrte. Statt dessen lag er mit einem anderen im Bett. Vor dem Schlafzimmer wurde er am Arm festgehalten.
„Warte.“
Der Blonde ging vor und Sascha stand unsicher und beklommen vor der Tür, bis er Adrians Stimme hörte.
„Sascha?“
Seine Stimme hörte sich belegt an, als er antwortete:
„Ja, ich bin’s.“
„Komm rein.“
Zögernd betrat Sascha das Zimmer und sein Blick fiel ohne Umwege auf Adrian, der nackt auf dem Bett lag. Verlegen blieb Sascha erneut stehen, er hatte den Älteren nie so gesehen.
„Na so was, wo kommst du denn her?“
Es war eigentlich eine eher rhetorische Frage, aber Sascha antwortete.
„Ich bin wieder abgehauen. Ich wollte bei dir sein.“
„Ach, ist er nicht niedlich“, mischte der Blonde sich mit spöttischem Augenaufschlag ein.
„Halt den Mund, Philip.“
Sascha sah, dass Philip den Bademantel auszog und sich neben Adrian legte. Sascha erwartete, dass Adrian das nicht zuließ, aber das Gegenteil war der Fall. Adrian nahm Philips Hand und legte sie auf seinen Unterleib. Dort hielt er sie fest. Sascha wollte aus dem Schlafzimmer laufen, aber er blieb stehen und hörte wie durch Watte Adrians nächste Worte:
„Zieh’ dich aus und komm her.“
„Aber ..?“
Sascha fand keine Worte. Wieso kam Adrian ihm plötzlich wie verwandelt vor? Wieder überlegte er, wollte einfach weggehen. Schließlich hatte er schon einmal auf der Straße gelebt. Aber Adrian schien einen Sensor für diese Überlegungen zu haben.
„Okay, Kleiner. Geh hinunter – ich komme gleich nach.“
Nur zu gern befolgte Sascha diese Anweisung und saß eine ganze Weile unten im Wohnzimmer, ehe Adrian dort auftauchte. Während dieser Zeit konnte Sascha an nichts anderes denken als an das, was Adrian dort oben mit Philip machte und es tat ihm weh. Über die Sehnsucht, die er nach Adrian hatte, dachte er nicht weiter nach, er nahm sie hin. Aber das hier war echte Eifersucht.
Er wurde sich plötzlich klar darüber, dass er diesen Mann wohl lieben musste. Bisher hatte er geglaubt, dass tiefere Gefühle nur auf Adrians Seite vorhanden waren und glaubte, diese in der Form nicht erwidern zu können. Nun traf ihn die Erkenntnis, dass er wohl doch mehr als Freundschaft zu Adrian empfand, hart.
Anscheinend war er doch schwul wie Marc. Ein Zufall, aber nicht zu ändern. Vielleicht war es auch die Selbstverständlichkeit, in der er sich in den letzten Monaten mit dem Schwulsein auseinandergesetzt hatte. Jedenfalls fand er sich erstaunlich schnell und gleichgültig mit dieser Gewissheit ab, hatte im Moment ein anderes, für ihn ungleich größeres Problem. Aufgrund seiner Jugend hatte er noch Illusionen. In den paar Minuten, die seit seiner bedeutsamen Erkenntnis vergangen waren, wusste er nur von einer Liebe aus dem Bilderbuch, kompromisslos und heftig. Etwas, für das man alles opferte. Wie passte es da hinein, dass Adrian nicht auf ihn hatte warten können? Außerdem kam ihm der Ältere nicht mehr besonders vertraut vor.
Nervös wippte der Junge auf der Couch herum. Die Minuten zogen sich wie Käse auf einer echt italienischen Pizza. Dann kam Adrian endlich. Philip war oben
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