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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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Couchlehne gelegtem Kopf und geschlossenen Augen gab er beherrscht und eher abgeklärt das Tempo vor. Er wirkte dabei fast gelangweilt. Jede einzelne Bewegung, Philips durch Luftmangel verursachtes Keuchen, – ausnahmslos ging das alles Sascha unter die Haut. Er begriff nicht, wie sich das Blatt aus heiterem Himmel so hatte wenden können.
    Kurz dachte er an Marc. Vielleicht hatte dieser ja doch Recht mit seiner Meinung über die Menschen. Und dann konnte Sascha es nicht mehr ertragen. Er stand leise auf und wollte sich wegschleichen. Er würde lieber wieder auf der Straße leben und dort versuchen, mit seiner Enttäuschung fertig zu werden als länger hier zu bleiben.
    „Wo willst du hin?“
    Erschrocken blieb der Junge stehen. Er wollte sich jetzt zwar nicht mehr aufhalten lassen, aber er riskierte es trotzdem nicht, weiterzugehen. Obwohl es in seinem Kopf nur den Wunsch gab diesen Ort zu verlassen, blieb er stehen und sah wie ein waidwundes Reh zur Couch. Er hatte keine Wahl, er musste die Wunde, die Adrian seiner Seele zufügte und die gleichzeitige Furcht vor dem plötzlich fremd scheinenden Mann mit Bockigkeit kompensieren.
    „Ich haue ab. Was soll ich denn noch hier? Ich will dir bei deinen Sauereien nicht zugucken. Ich habe es nicht nötig mir das anzusehen.“
    Er warf den Kopf zurück und ging weiter zur Tür. Er hörte Philip lachen, dann wieder Adrians Stimme.
    „Du weißt doch gar nicht, wo du schlafen sollst. Geh rauf in dein Zimmer. Wir reden morgen über das alles.“
    Adrian musste gespürt haben, dass es Sascha ernst war, deshalb lenkte er ein. Ihm war wohl inzwischen klar geworden, dass es noch zu früh war, alle Masken zu verlieren.
    „Warum? Dir kann es doch egal sein, wo ich schlafe.“
    Das eigensinnige Kind in Sascha wollte rebellieren und nicht wahrhaben, dass Adrians Einwand Balsam für seinen Kummer war. Adrian erhöhte den Einsatz, als Sascha ohne sich weiter aufhalten zu lassen losging. Er stieß Philip unsanft zur Seite, um aufzustehen und das Taillenband seiner Jogginghose wieder festzuzurren. Er folgte Sascha, der gerade die Haustür erreicht hatte. Dort griff er nach ihm, aber seine Finger schlossen sich nicht wieder so fest um den Arm des Jungen wie vorhin.
    „Sascha, mach jetzt nichts, was du später bereust. Wenn du gehst, ist die Tür für immer zu. Also bleibe. Wir werden eine Lösung finden. Morgen, wenn du nicht mehr so müde bist, sieht alles anders aus. Schau, du hast die ganze Nacht nicht geschlafen – geh nach oben.“
    Sascha fühlte diese bleierne Müdigkeit tatsächlich, die sein Denken einspann wie mit Seidenfäden. Seine Erschöpfung stand gegen den Widerstand, den er noch immer nicht aufgeben wollte.
    „Was soll anders aussehen? Philip? Es ist passiert, wenn ich schlafe, wird sich daran nichts ändern.“
    „Und wenn ich dir verspreche, dass er morgen nicht mehr hier sein wird?“
    Eigentlich hatte Sascha sich schon entschlossen zu bleiben. Aber nach seinen jüngsten Erfahrungen genoss er es, dass Adrian sich weiterhin Mühe gab, ihn zu überreden.
    „Und?“, hakte dieser gleich nach.
    „Er soll sofort gehen.“
    Störrisch und vorgeblich zum Gehen bereit, schob er sein Kinn nach vorn. Obwohl Adrian ihn durchschaut hatte, widersprach er ihm nicht.
    „Okay, dann musst du es ihm sagen. Geh und schmeiß ihn raus.“
    Sascha glaubte, sich verhört zu haben.
    „Ich soll…?“
    „Ja – du sollst. Tu nicht, als ob dir das unangenehm ist.“
    Adrian grinste und Sascha ging zurück ins Wohnzimmer, wo der spärlich bekleidete Philip auf Adrians Rückkehr wartete.
    „Du kannst jetzt gehen.“
    Es war ein seltsames Hochgefühl, das Sascha beim Aussprechen dieser vier Worte beschlich. Philip seinerseits sah ihn verständnislos an.
    „Los, verpiss dich“, wurde Sascha jetzt ungleich deutlicher und weidete sich an Philips verblüfft gekränkter Miene.
    „Das hast du mir bestimmt nicht zu sagen, du selten dämliches Arschloch.“
    „Hab ich nicht? Dann frag Adrian.“
    Hochmütig sah Sascha Richtung Tür, in der Adrian jetzt auftauchte.
    „Der sagt, ich soll verschwinden.“
    Philip las in Adrians gelangweilt gleichgültigem Blick, dass Sascha wohl die Wahrheit sagte. Adrian sprach kein Wort, er machte lediglich eine knappe Kopfbewegung Richtung Tür und Philip wusste Bescheid. Er nahm wortlos seine Zigaretten vom Tisch und war im nächsten Moment aus dem Wohnzimmer verschwunden. Etwas später hörte Sascha die Haustür klappen und atmete auf. Er fühlte sich

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