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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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und wie ein Bündel in der neuen Wohnung seiner Eltern abgegeben. Auf diese Art erfuhr er erst jetzt, dass sein Vater seit ein paar Monaten Arbeit hatte und die Familie sich daraufhin eine Dreizimmerwohnung leisten konnte. Es interessierte ihn jedoch nicht mehr. Auch als seine Mutter die Haustür öffnete, ihr Blick auf den Sohn fiel und ihr Tränen in die Augen schossen, ließ ihn das merkwürdigerweise völlig kalt. Sie zog ihn trotz seiner Gleichgültigkeit an sich und schloss, ohne ein weiteres Wort an die Beamten zu richten, die Tür.
    Als der Junge später am Tisch saß und an einem Brot kaute, als sei es aus Gummi, schaute sie ihn hin und wieder verstohlen an. Sie spürte die Veränderung, wagte jedoch nicht, Sascha nach seinen Erlebnissen zu fragen. Inge, die etwas später heimkam, reagierte da anders. Unverhohlen griff sie ihren Bruder an, machte ihm Vorwürfe. Auch das war Sascha egal. Er hatte nur den einen Gedanken – wann würde sich die Gelegenheit bieten, wieder abzuhauen? Er wollte zurück zu Adrian, konnte es hier nicht aushalten, da war er ganz sicher.
    Außerdem hatte er Angst vor dem Augenblick, in dem er seinem Vater gegenüberstand. So saß er einsilbig herum und wartete ausschließlich darauf, dass er endlich einmal kurz nicht unter Kontrolle stehen würde. Aber seine Mutter ließ ihn keine Minute aus den Augen.
    Das blieb so, bis es siebzehn Uhr geworden war. Die Anspannung in Sascha erreichte ihren Höhepunkt, als sich schließlich der Schlüssel im Schloss drehte. Ängstlich sah er Manfred entgegen. Nur ein kurzer Blickkontakt, dann holte Saschas Vater aus und schlug seinen Sohn ins Gesicht.
    „Das machst du nicht noch mal mit uns, dafür werde ich sorgen.“
    Angelika griff nach dem Arm ihres Mannes, versuchte ihn zu beruhigen. Er stieß sie unsanft zur Seite und hieb weiter auf Sascha ein. Mittlerweile nahm er die Fäuste zur Hilfe und als Sascha am Boden lag, trat er ihn mit seinen Sicherheitsschuhen, deren Kappen mit Metall verstärkt waren. Dann riss er ihn am Arm hoch und zog ihn hinter sich her. Er öffnete eine Tür und stieß den Jungen in ein Zimmer. Hinter ihm drehte sich der Schlüssel. Saschas Nieren und das Rückgrat schmerzten, schon jetzt sah man, wo sich die blauen Flecken bilden würden. Sein Gesicht war rot und geschwollen. Trotzdem lauschte er angestrengt dem sich anschließenden Disput des Vaters mit Inge, welcher er klarmachte, sie müsse vorerst auf der Couch schlafen, weil Sascha in ihrem Zimmer eingeschlossen werden sollte.
    Inge jedoch sah ihrerseits nicht ein, dass sie ihren gerade erst eroberten Lebensraum für den Bruder wieder aufgeben sollte und der Streit dauerte eine Weile, bis endlich Ruhe einkehrte. Sascha, der anfangs wie paralysiert da saß und keinen klaren Gedanken fassen konnte, stand nun auf und schaute aus dem Fenster. Hier aus dem dritten Stock gab es keine Möglichkeit, auf diesem Weg zu entkommen, er musste eine andere Möglichkeit finden. Angestrengt dachte er nach.
    Seine Eltern konnten ihn nicht über Nacht einsperren, schließlich musste er auch mal zur Toilette. Und so beschloss er, einfach abzuwarten, weil außer Frage stand, dass er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit Richtung Frankfurt verschwinden würde. Er legte sich auf Inges Bett, umklammerte ihr Kissen mit beiden Armen und dachte an Adrian. Was tat dieser im Moment wohl? Dachte er an Sascha wie dieser an ihn, wollte er ihn wieder sehen?
    Sascha glaubte kurz, das Streicheln des Älteren zu fühlen und bekam eine Gänsehaut. Die Sehnsucht nach dem anderen tat weh, sein ganzes Denken drehte sich um den Mann, der ihm nach einer schweren Zeit ein menschenwürdiges, sogar luxuriöses Leben und seine Zuwendung schenkte.
    Der Junge war sicher, dass Adrian der einzige Mensch auf der Welt war, dem wirklich etwas an ihm lag und verpasste ihm in diesen einsamen Stunden auf Entfernung einen Heiligenschein. Was er nicht wusste war, dass gerade Adrian es war, der den Drogenfahndern den anonymen Tipp gab, damit die Razzia an diesem Abend stattfand. Er wollte, dass sein Studienobjekt Sascha sich klar darüber wurde, wie wichtig ihm das Zusammensein mit seinem älteren Gönner war. Das würde genau in dem Moment der Fall sein, wenn sie gewaltsam getrennt wurden. Es lag, wie Adrian sehr wohl wusste, in der Psyche eines Menschen verankert, dass Sehnsucht die Leidensfähigkeit und damit den Durchsetzungswillen sehr stärkte. Und so brauchte er eigentlich nur abwarten, bis Sascha freiwillig ein

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