Sascha - Das Ende der Unschuld
darf.“
Er streichelte Sascha zärtlich über die malträtierte Wange, lächelte sanft und beruhigend, stand dann auf und verließ das Zimmer. Trotz allem hatte der Junge diese letzte Zärtlichkeit genossen. Sie war wie ein kühlendes Pflaster auf seine Wunden. Er wusste natürlich genau, was Adrian meinte. Er wollte seinen Körper verkaufen. Im Moment war ihm das jedoch vollkommen egal, wenn er nur jetzt nichts tun musste. Der restliche Tag verging für Sascha mit Schlafen und Wachen. Langsam wurde es dunkel, er bemerkte es kaum. Apathisch lag er im Bett und hatte nur eines – Horrorvorstellungen, in denen die Männer wiederkamen.
Er trank den Orangensaft, den Adrian ihm gebracht hatte, erst gegen Abend, weil ihm bis dahin das Schlucken zu weh tat. Danach wurde er ruhiger und spürte die Schmerzen nicht mehr so stark. Er schlief ein und erwachte erst am nächsten Morgen. Als er die Augen aufschlug, hatte er einige Schwierigkeiten mit der Erinnerung. Solange er über die Geschehnisse lediglich nachdachte, kam ihm alles wie ein böser Traum vor. Als er sich dann jedoch bewegte, die Schmerzen fühlte, wurde ihm klar, dass es wohl doch die Wirklichkeit gewesen war.
Jetzt, wo er wieder etwas klarer denken konnte, formte sich ein einziger Wunsch in seinem Kopf – er musste hier verschwinden. Dabei hätte er wissen müssen, dass es dafür jetzt unwiderruflich zu spät war. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass Adrian wohl noch schlief. Es war sechs am Morgen, die Zeit günstig. Langsam stand Sascha auf, ging an seinen Schrank. Er würde nur das mitnehmen, was er auf dem Körper trug, dachte nicht mehr an seinen Vorteil; sondern nur noch daran, sich in Sicherheit zu bringen. Egal wie diese Sicherheit auch aussah, sie würde besser sein als das, was ihn hier bei Adrian erwartete. Vorsichtig schlich er hinaus und die Treppe hinunter. Doch als er die Tür nach draußen öffnen wollte, hörte er Adrians Stimme hinter sich.
„Wo willst du hin, Sascha?“
Panik erfasste den Jungen, wie wild riss er an der Klinke und wollte nicht begreifen, dass das Schloss nicht nachgab. Er spürte, dass Adrian sich näherte und ließ sich vor der Tür auf die Knie fallen. Seine Stirn an das Holz gepresst, wartete er auf Schläge. Seine schmalen Schultern zuckten und er war blind von Tränen, als Adrian ihn zu seiner Überraschung nur sanft hochzog.
„Du willst mich doch nicht meiner Investition berauben. Ach, Sascha, warum machst du es uns so schwer?“
Willenlos ließ Sascha sich wieder in das Zimmer bringen, hinter ihm drehte sich der Schlüssel. Er war wieder einmal gefangen. Ein paar Stunden vergingen, in denen der Junge keine Ruhe fand. Er wanderte vom vergitterten Fenster zur Tür, zählte die Schritte und begann, mit sich selbst zu sprechen. Er fragte sich, warum er nicht bereits früher bemerkt hatte, dass dieses Haus sich ganz schnell in ein Gefängnis verwandeln konnte und natürlich auch, wie es jetzt weitergehen sollte. Er fand keine Antworten. Später, er glaubte dass viele Stunden vergangen sein mussten, hörte er Stimmen draußen auf dem Flur und wusste nicht, wohin mit sich und seiner übermächtigen Angst. Er setzte sich auf sein Bett, als sei es eine Burg, deren Mauern ihn vor allem schützen konnten und schaute auf die Tür, die sich jetzt öffnete. Im nächsten Augenblick sah er sich wieder den drei Männern gegenüber, die er bereits kannte und deren Gesichter er wohl nie wieder vergessen würde.
Sascha schrie. Er glaubte, es sei ein lauter, schriller Schrei. Er brüllte und doch war es nur ein Wimmern, als sie ihn vom Bett rissen und alles von neuem begann.
✵
In den folgenden Tagen wiederholten die Besuche der Männer sich öfter. Dafür bekam Sascha Adrian kaum zu sehen. Nur jeweils, nachdem die drei Männer gegangen waren, kam er und brachte wie beim ersten Mal einen Saft. Er sagte einige wenige freundliche Worte, nahm ihn in den Arm und vermittelte fürsorgliche Anteilnahme.
Es dauerte nie lange, aber Sascha wartete genau auf diese Minuten, sehnte sie während seiner Folter herbei, obwohl er genau wusste, dass eigentlich Adrian ihm das alles antat. Wenn er gegangen war, trank der Junge meist gierig den Saft und wurde danach so schläfrig, dass er die Schmerzen kaum spürte und in das schwarze Loch des Vergessens fiel, welches man Schlaf nennt.
Immer wieder beeinflusste der Mann den arretierten Dreizehnjährigen und suggerierte ihm dabei, er sei allein verantwortlich für seine eigene Misshandlung. Es
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