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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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nicht eine Minute lang sah er es als Geld an, das ihm auch zustand. Er fragte Adrian um jede Mark und manchmal bekam er gar nichts.
    Dabei holte der Zuhälter Höchstsummen aus den Freiern heraus. Er wusste, wie man einen Jungen wie Sascha vermarktete, die persönliche Umgebung und die nicht vorhandenen Grenzen seiner Verwendbarkeit entlockten den Interessenten mindestens achthundert, je nach Leistung bis über tausend Mark. Es war für jeden außer Sascha erkennbar, dass Adrian im vergangenen Jahr einen guten Profit gemacht hatte. Der Junge musste in dieser Zeit zusammengerechnet höchstens drei Wochen nicht arbeiten.
    Nun stand er am Fenster und wartete auf ein Familienmitglied seines Zuhälters, von dessen Existenz er bisher nichts gehört hatte. Schließlich war Jennifer wieder da, Sascha ließ sie dieses Mal sofort herein. Die Autorität Adrians war völlig automatisch auf seine höchstens fünfzehnjährige Tochter übergegangen und Sascha reagierte befangen. Sie hatten sich nicht viel zu sagen, auch Jennifer wirkte leicht gehemmt. So erhielt sie das Geld und strebte anschließend wieder Richtung Tür.
    Sascha folgte ihr, doch plötzlich knickten seine Beine weg, ihm wurde von einer Sekunde auf die nächste schwarz vor Augen. Sein zwar hoch gewachsener, dafür jedoch auch jetzt noch recht schmaler Körper reagierte plötzlich auf den über ein Jahr andauernden, in den letzten beiden Tagen sogar noch sprunghaft angestiegenen Drogenkonsum. Sascha schlug direkt hinter Jennifer ziemlich unsanft auf den Dielenboden auf und blieb dort ohnmächtig liegen. Das Mädchen fuhr erschrocken herum. Sie ging neben Sascha auf die Knie.
    „Hey, was ist los? Bist du krank?“
    Jennifer rollte Sascha auf den Rücken und legte ihr Ohr auf seine Brust. Sein Herz raste und er begann, rasselnd zu atmen. Sie drehte ihn in eine seitliche Position und begann, ihn langsam Stück für Stück in Richtung Wohnzimmer zu ziehen. Obwohl Sascha die feingliedrige Figur eines ägyptischen Tempelknaben hatte und für seine Größe von 176 cm ein wirklich minimales Gewicht auf die Waage brachte, war das Mädchen vollkommen fertig, als er endlich vor der Couch auf dem Teppich lag. Jetzt plötzlich regte er sich, öffnete die Augen und war einen Augenblick lang vollkommen verwirrt. Er fragte Jennifer, wer sie sei, erhob sich mit wackligen Beinen und ließ sich auf die Couch fallen.
    „Ich bin immer noch Jennifer, Adrians Tochter. Erinnerst du dich denn nicht mehr?“
    „Die Tochter von ihm, ach ja“, antwortete Sascha zerstreut, dann fuhr er fort:
    „Ich muss jetzt meine Tabletten nehmen, ich fühle mich so schlapp ... ich muss doch gut drauf sein, wenn Adrian wiederkommt. Ich muss schließlich Geld verdienen ... schließlich kann ich nicht erwarten, dass er mir alles bezahlt. Ich wohne ja auch umsonst hier. Da kann ich ruhig mit diesen Typen schlafen, damit ich diese Schulden abarbeiten kann. Das ist leicht.“
    Jennifer zog die Stirn in Falten. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte.
    „Was sagst du da? Er lässt dich mit anderen Männern schlafen und kassiert Geld dafür?“
    „Ja und? Was geht dich das an?“
    Jennifer musste diese Information erst einmal verarbeiten und fragte diesem Thema ausweichend weiter:
    „Was für Medikamente nimmst du denn?“
    Sascha antwortete nicht, sondern stand auf und ging mit unsicheren Schritten Richtung Küche. Dort schluckte er vier Captagon und gleich hinterher zwei Dilaudid ohne Flüssigkeit und strebte mit dumpfem Blick an Jennifer vorbei, die ihm gefolgt war. Er kämpfte sich die Treppe hinauf, um dann auf seinem Bett zu sitzen und dort auf die Wirkung der Drogen zu warten. Er hatte das Mädchen absolut vergessen, sein Kopf war wie leer gefegt. Aber Jennifer folgte ihm nach kurzem Zögern auch in dieses Zimmer.
    „Sascha, das sind ziemlich starke Tabletten und du nimmst zu viele davon. Warum machst du das? Hast du denn so starke Schmerzen?“
    Sascha sah sie verwirrt an.
    „Schmerzen?“
    Er dachte lange über dieses Wort nach. Dann fuhr er fort:
    „Nein, hab ich nicht. Aber ich brauche das Zeug trotzdem. Adrian besorgt mir die Pillen und er würde mir nichts geben, was mir schadet. Reg dich nicht künstlich auf.“
    Jennifer wurde weiß. Sie kannte ihren Vater nur als verantwortungsbewussten, gewissenhaften Mann, der seit der Scheidung von ihrer Mutter großzügigen Unterhalt zahlte und sich bei Besuchen teilweise zu perfekt und besorgt zeigte. Zwar wusste das Mädchen, dass die Eltern sich

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