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Sascha - Das Ende der Unschuld

Sascha - Das Ende der Unschuld

Titel: Sascha - Das Ende der Unschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Claus
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verdrängt und mittlerweile schaffte der Junge es nicht einmal mehr, sich kritiklos über etwas zu freuen oder auch nur einfach traurig zu sein. Es war eine stumpfe Lethargie, die ihn durch die Tage schleuste, als stände irgendwo am Ende etwas, für das sich dies alles lohnte. Die Hoffnung, dass er eines Tages den Absprung schaffte, hatte Sascha jedoch schon vor langer Zeit aufgegeben. Wichtig war allein, die augenblicklichen Stunden zu meistern. Mittlerweile war der Junge zu einer Größe von einsdreiundachtzig herangewachsen. Dabei wog er allerdings nur einundsechzig Kilo. Sein gazellenhafter Körper und das sensible, blasse Gesicht mit den freudlosen, aber ausdrucksstarken Augen waren dabei einer der Vorteile, die er im Überlebenskampf der Straße nutzen konnte. Es gab zwar keine Garantie dafür, dass die Freier ihn wegen seines Aussehens sanfter behandelten. Aber im Gegensatz zu dem von Natur aus sehr viel weniger attraktiven Marc brachte man Sascha doch erheblich mehr freundliches Interesse entgegen. Sascha wusste diesen Vorteil natürlich zu nutzen und setzte diese seine Waffe kaltblütig ein, wenn er merkte, jemand hatte einen ganz besonderen Narren an ihm gefressen. Es ging ihm darum, abzuzocken und dabei war es ihm nicht möglich, zu erkennen, wenn es irgendwer ausnahmsweise wirklich ehrlich mit ihm meinte. Es interessierte ihn einfach nicht, ob er jemandem, dem er Sympathie vorgaukelte, um ihn nach Strich und Faden auszunehmen, damit weh tat. Für ihn waren Freier Schweine und die, die den Fehler machten, sich mehr als nötig auf ihn einzulassen, dumme Schweine, die es nicht anders verdient hatten.
    In Saschas Kopf gab es nur ihn und Marc, mit dem ihn weit mehr als eine Freundschaft verband. Sie liebten sich und auch, wenn dieses Gefühl ohne Sex ablief, standen sie sich näher als manches andere Paar. Sie gaben sich Zärtlichkeit, Vertrauen und ein Zuhause, Dinge, die beide in der Welt draußen nicht finden konnten. Ihr Werdegang hatte sie zusammengeschweißt. Ihre Freundschaft litt nicht darunter, dass die Verantwortung nun auf einmal mehr und mehr auf Sascha überging. Dieser war bereit, alles für Marc zu tun wie es auch umgekehrt der Fall gewesen war.
    Es kam ein Tag im Herbst, der schon etwas kühler war. Marc fühlte sich bereits seit Tagen nicht besonders gut und Sascha wollte ihn nicht allein lassen. Er blieb bei seinem Freund, auch wenn sie das von ihm verdiente Geld dringend gebraucht hätten und kamen auf die Idee, eine Tour auf dem Rhein zu machen. Auf diese Weise würde Marc Abwechslung haben, ohne sich dabei anstrengen zu müssen. Sie verbrachten einen schönen Tag auf dem Dampfer, schipperten bis Linz und wieder zurück. Marc fühlte sich besser und sie waren beide guter Laune, als sie abends wieder nach Hause kamen. Dort sahen sie sich einen uralten Videofilm an. Saschas Kopf lag auf Marcs Schoß, er genoss die damit verbundenen Streicheleinheiten und wurde langsam müde. Er musste kurz eingenickt sein, denn als Marc zu husten begann, schrak er hoch.
    „Geht es dir wieder schlecht? Marc.“
    Er umfasste Marcs Schultern und versuchte ihn zu stützen. So brachte er ihn ins Bett. Marc glühte vor Fieber und hatte starke Gelenkschmerzen. Sascha kannte das schon. Diese Symptome traten trotz des von seinem Freund regelmäßig eingenommenen DDCs von Zeit zu Zeit immer wieder auf, deshalb unternahm er nichts und hoffte, es möge auch diesmal wieder vorbeigehen. Er legte sich neben Marc, nahm dessen Hand und schlief so nach einer Weile ein. Irgendwann in der Nacht jedoch erwachte er wieder. Er wusste nicht, was ihn aufgeweckt hatte, als er jedoch das Licht anknipste und sich zu Marc hinüberbeugte, spürte er das starke Vibrieren seines Körpers. Marc atmete sehr schnell und flach. Als Sascha ihn ansprach, reagierte er nur langsam, dann bat er um eine Kopfschmerztablette und Wasser. Sascha hatte die Fieberbläschen an Marcs Oberlippe gesehen, deshalb rückte er mit dem Thermometer an und es stieg bis auf vierzig Grad. Wie er es auf Anraten des Arztes immer machte, kontrollierte er gleich anschließend den Puls seines Freundes und kam dabei auf hundertzwanzig Schläge pro Minute.
    „Ich glaube, ich rufe den Notarzt an“, verkündete er daraufhin und versuchte, seine plötzliche Angst durch Geschäftigkeit zu kompensieren.
    Er legte Marc einen feuchten Lappen auf die Stirn und zog sich gerade hastig an, als Marc sich aufrichtete und zu husten begann. Dabei schmerzte seine Brust so stark, dass er

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