Sascha - Das Ende der Unschuld
Gästetoiletten Silberfischchen entdeckte. Außerdem fielen die von außen leicht angerostete Bierleitung und die ausgeschaltete Tiefkühltruhe im Keller auf, in der ein paar vergessene Toastbrote vor sich hin gammelten.
Als die Männer gegangen waren, stand Sascha mit den beiden ausgefüllten Formularen mitten im Lokal und hätte am liebsten losgebrüllt. Wieder einmal schien alles zusammenzubrechen und wieder einmal trug er selbst keine Schuld daran.
Eigentlich wollte er es nicht, aber plötzlich verfiel er in wilde Raserei. Er griff sich einen Barhocker und schleuderte ihn fluchend Richtung Flipper. Glas splitterte und ein Hockerbein brach ab. Gerade wollte er nach einer der Plastiken greifen, als Marc sich ihm mit Macht entgegenwarf.
„Hör auf, du Idiot. Du machst alles nur noch schlimmer. Denk dran, was das Zeug gekostet hat.“
Sie rangen miteinander und fielen schließlich zu Boden. Aber Sascha randalierte weiter. Marc bekam einige Schläge ab und hatte alle Hände voll zu tun, den fliegenden Fäusten seines Freundes auszuweichen. Schlussendlich saß Marc völlig außer Atem auf Saschas Bauch und hielt dessen Hände über dem Kopf auf die Erde gedrückt.
„Lass mich los, du Irrer. Verdammte Scheiße.“
„Hörst du auf? Dann lasse ich dich auch los, du Pfeife.“
„Okay ... schon gut. Schon gut, lass mich.“
Beide standen auf und gingen zur Theke.
„Meinst du, wenn du hier alles kaputt machst, wird es besser? Wir müssen nur das tun, was sie gesagt haben, dann machen sie wieder auf.“
„Ach ja?“
Saschas schwarze Augen funkelten gefährlich.
„Und wie willst du das machen? Wir verdienen gerade so viel, um durchzukommen. Der Darkroom ist unser Zugpferd, wir brauchen die Duschen. Woher sollen wir also Klos nehmen? Die Bierleitung wird auch teuer und woher, zum Teufel, kommt das Ungeziefer in den Waschräumen? Ich wusste, dass Adrian etwas unternimmt. Aber damit hatte ich nicht gerechnet.“
„Du meinst, er hat die Leute geschickt?“
„Wer denn sonst. Das ist genau sein Stil, er muss sich nicht einmal die Hände dreckig machen. Was tun wir jetzt?“
Sie fanden an diesem Abend keine Lösung. Aber als Sascha am nächsten Tag erwachte, hatte er plötzlich nichts anderes mehr im Kopf als zu Adrian zu fahren.
„Was willst du denn da? Sascha, das ist doch vollkommener Unsinn.“
„Das weiß ich auch. Aber ich muss zu ihm, sonst werde ich verrückt. Wenn ich da bin, fällt mir schon was ein. Ich will Geld von ihm. Geld, mit dem ich das hier bezahlen kann. Er hat schon einmal etwas rausgerückt, er wird es wieder tun.“
„Hey, Prinzessin ... hast du vergessen, dass er nur so tat, als ob er uns Geld geben wollte? Er wollte uns eiskalt abservieren, unsere Rettung war allein, dass er seine eigenen Drogen geschluckt hat. Du musst vernünftig sein, Sascha. Das ist zu gefährlich.“
„Nein, ich muss das Scheusal sehen. Ich finde eine Möglichkeit, dass er Kohle rausrückt.“
Sascha war dabei sich anzuziehen, aber Marc gab nicht auf.
„Dann warte wenigstens ein paar Tage, bis du nicht mehr so wütend bist. Man soll es nicht für möglich halten, vor kurzem noch musste ich dich zu ihm schleifen und jetzt gehst du sogar freiwillig.“
Sascha schwieg und schlüpfte in seine Schuhe.
„Dann lass mich mitfahren. Wenigstens das. Sascha. Hörst du mir überhaupt zu?“
Auch Jimmy, der kurz darauf ankam, konnte Sascha nicht umstimmen. Letzterer hatte zwar in Wirklichkeit selbst keine Ahnung, was er eigentlich bei Adrian wollte, aber er musste etwas tun, um seinen Zorn loszuwerden. Es war nicht der erste Fall von blindem Aktionismus, der ihn beutelte. Und so machte er sich kurz vor Mittag auf den Weg zum Bahnhof, um nach Frankfurt zu fahren.
✵
Es war früher Nachmittag, als Sascha am Frankfurter Grüneburgpark aus dem Taxi stieg. Mittlerweile hatte er Zeit gehabt, über alles nachzudenken. Nun war er ziemlich verkrampft, als er den kurzen Weg Richtung Haustür ging. Auf welche Weise sollte er Adrian gegenübertreten? Und vor allem, wie sollte er argumentieren, damit der andere Geld springen ließ?
Eigentlich wurde ihm bereits während der Zugfahrt klar, dass seine Fahrt hierher umsonst sein würde. Trotzdem trieb ihn die Kraft der Ausweglosigkeit weiter. Er wollte jetzt keinen Rückzieher machen, bei dem er vor sich selbst als Feigling und vor den anderen als Dummkopf dastehen würde. Er klingelte, aber auch nach mehreren Versuchen öffnete niemand. Kurz trat er zurück und schaute an
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