Sascha - Das Ende der Unschuld
auf. Wassertropfen und heißer Dampf schlugen ihm entgegen und nahmen ihm für eine kurze Zeit erneut die Sicht. Trotzdem schrie er:
„Nimm die Hände hoch, Adrian. Los, jetzt sag ich, wo es langgeht.“
Sofort als die Sicht sich klärte, kam er sich ziemlich dumm vor, als er mit erhobenem Schießeisen auf eine leere Kabine zielte. Überrascht sah er sich um, fühlte sich plötzlich beobachtet. Hastig versicherte er sich, dass er noch immer allein im Bad stand. Dann drehte er automatisch das Wasser ab. Die dadurch entstehende vollkommene Stille ließ ihn seinen inneren Aufruhr stärker empfinden. Er rief sich zur Ruhe. Dann kam er zu dem Schluss, dass Adrian anscheinend lediglich vergessen hatte, den Hahn abzudrehen. Das sah ihm zwar nicht ähnlich, aber die Tatsachen sprachen für sich. Blieb die Frage, ob er wirklich nicht im Haus war. Sascha verließ das erleuchtete Bad und tauchte in den inzwischen fast vollkommen dunklen Flur ein. Seine Augen mussten sich an die Finsternis gewöhnen, deshalb zögerte er kurz und sein Blick fiel auf die ein wenig geöffnete Schlafzimmertür. Von drinnen fiel das schwache, rote Licht auf den Gang, das er noch von früher her kannte. Kurz sah er von draußen auf Adrians Bett. Auch dieses war leer und er ging wieder nach unten ins Wohnzimmer und überlegte angestrengt.
Jetzt kam es sowieso schon nicht mehr darauf an. Er kannte die Kombination des Safes noch. Behutsam nahm er den Hundertwasser ab, dann drehte er den Knopf. Ausschließlich das Klicken des Schlosses war im Dunkel des Wohnzimmers zu hören. Sascha fühlte sich wie in einem luftleeren Raum und erwartete die ganze Zeit eine unangenehme Überraschung. Es blieb jedoch still. Trotz des hereinfallenden Lichts der Straßenlaterne konnte er kaum etwas erkennen, deshalb nahm er sein Feuerzeug zur Hilfe und verbrannte sich fast die Finger dabei. Dann war der kleine Tresor offen. Aber es befand sich nichts in den Fächern, beide waren völlig leer. Sascha zog die Stirn kraus. Das gab es nicht.
In den Jahren, als er hier noch wohnte, hatte er kein einziges Mal erlebt, dass Adrian hier kein Geld deponierte. Fieberhaft überlegte er und wollte dabei einfach nicht einsehen, dass er nun doch vollkommen umsonst hergekommen war. Er war so weit gegangen, jetzt musste sich auch irgendetwas ergeben. Während er nachdachte, legte er die Waffe in den Safe, schloss die Tür um dann automatisch den Code wieder zu verstellen und das Bild zurück an seinen Platz zu hängen. Beim Verlassen des Wohnzimmers fiel ihm dann die Geldkassette ein, die Adrian immer in seinem Nachttisch aufbewahrte. Wenigstens sie wollte er mitnehmen. Mittlerweile war sein Schritt energischer, als er die Treppe erneut hinauflief. Es bestand wohl inzwischen kein Zweifel mehr daran, dass er allein war. Er betrat das Schlafzimmer und nahm einen eigentümlichen Geruch wahr. Adrian hatte wohl auch vergessen, zu lüften. Sascha verzog das Gesicht. Zielbewusst ging er auf die Nachttischschublade zu, in der sich die Kassette immer befunden hatte. Und wirklich, er wurde diesmal nicht enttäuscht. Er erinnerte sich, dass der Schlüssel in der oberen Schublade lag und öffnete den Behälter. Dann grinste er schadenfroh. Na also. Er hielt ein Bündel Scheine in der Hand. Es würde reichen, diese vermaledeiten Personaltoiletten wieder einbauen zu lassen und gleichzeitig einen neuen Platz für die Duschen zu finden. Auch nach dem Kauf der neuen Bierleitung würde immer noch etwas übrig bleiben. Sascha freute sich innerlich. Die Gerechtigkeit war jetzt, wo Adrian ungewollt für seine eigene Bosheit zahlen musste, für ihn wiederhergestellt. Auch wenn es für seinen früheren Zuhälter leicht verdientes Schwarzgeld war, würde er sich immerhin ärgern. Gleichzeitig war noch sicherer, dass er nicht zur Polizei gehen konnte.
Sascha grinste noch immer, als er plötzlich in der Bewegung erstarrte. Wieder war da das Gefühl, er sei nicht allein. Das rote Licht warf schemenhafte Schatten an die Wände, sie schienen sich plötzlich zu bewegen und Sascha wurde von seiner eigenen Angst so überraschend angesprungen, dass er sich hastig umdrehte und zu laufen begann.
Doch dann fiel sein Blick auf Adrian, er stoppte schon nach drei Schritten, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Dann schrie er auf und ließ das Geld fallen, um seine Hände vor die Augen zu reißen. Er ließ sie jedoch sofort wieder sinken und zwang sich, erneut hinter die Tür zu blicken. Nein, von Adrian drohte ihm keine
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