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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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als etwas anderes als den launischen und arroganten Arm der Macht zu betrachten, von dem ihr ihre Eltern erzählt hatten. Sie sei etwas Solides, erklärte Abe. Etwas Verläßliches. Auf dem einen Schiff sah es genauso aus wie auf dem anderen; dieselben Ränge, dieselben Dienstgrade, dieselben Spezialisten. Die Unterschiede zwischen den Schiffsgrößen oder der Bewaffnung machten dabei nicht mehr soviel aus.
    Er wollte nicht verraten, wie lang er schon ein Sklave oder was ihm zugestoßen war, aber sein Glaube an die Flotte, an den langen Arm und das gute Gedächtnis der Flotte, sickerte nach und nach in ihr Bewußtsein. Ihre Aufseher verhielten sich unterschiedlich; mal wurden sie schnell wütend, dann wieder zeigten sie Nachsicht. Abe lächelte und bemerkte, daß gute Kommandeure einer klaren Linie folgten und daß gute Dienste über gute Kommandeure verfügten. Wenn sie mit Schrammen und Beulen von einer ungerechtfertigten Bestrafung zu ihren Treffen erschien, erinnerte er sie daran, daß sie eines Tages Macht haben würde und es besser machen konnte.
    Sie könnte es sogar jetzt schon besser machen, erklärte er ihr eines Abends und erinnerte sie an ihre erste Begegnung. »Du bist jetzt soweit«, sagte er. »Ich werde dir etwas zeigen.«
    »Was?«
    »Körperliche Disziplin. Das ist etwas, das du für dich selbst tun kannst. Sie wird es dir leichter machen, wenn es einmal hart wird, ob hier oder anderswo. Du mußt den Schmerz oder den Hunger ignorieren lernen …«
    »Das kann ich nicht!«
    »Unsinn. Du hast heute sechs Stunden ununterbrochen am Terminal gearbeitet – nicht einmal eine Pause fürs Mittagessen gemacht. Du warst hungrig, aber du hast nicht darüber nachgedacht. Du kannst lernen, nicht darüber nachzudenken, wenn du es nicht willst.«
    Sass grinste ihn an. »Ich kann mich nicht die ganze Zeit mit Analysis beschäftigten!«
    »Nein, kannst du nicht. Aber du kannst dieselbe Art von Konzentration erreichen, ganz gleich, woran du gerade denkst. Jetzt setz dich gerade hin und atme von da aus …« Er drückte ihr eine Fingerspitze in den Bauch.
    Es war zugleich schwieriger und einfacher, als sie erwartet hatte. Leichter, sich in einen tranceartigen Zustand der Konzentration auf irgendetwas fallen zu lassen – eine Technik, die sie schon zu Hause praktiziert hatte, dachte sie, während sie lernte und Lunzie und Januk neben ihr spielten. Schwieriger aber, sich ohne diesen besonderen Brennpunkt von der Welt zurückzuziehen.
    »Es steckt in dir«, beharrte Abe. »Tief in dir, und darauf solltest du dich konzentrieren. Wenn es etwas draußen ist, ob Mathematik oder etwas anderes, dann können sie es dir wegnehmen. Aber nicht das, was in dir ist.« Sass verbrachte eine frustrierende Sitzung nach der anderen damit, das Innere ihres Kopfes nach etwas – irgendetwas – abzutasten, das sich so anfühlte, wie Abe es beschrieben hatte. »Es steckt nicht in deinem Kopf«, hakte er nach. »Versenke dich tiefer. Es ist ganz tief in dir.« Sie begann es sich als eine Art Schwerpunkt vorzustellen, und Abe nickte, als sie ihm das sagte. »Das kommt der Sache schon näher – halte dich an diese Vorstellung, wenn es dir hilft.«
    Als sie diese Lektion gelernt hatte, stand ihr eine schwierigere bevor. Eine simple Trance genügte nicht, denn in diesem Zustand war sie zu nicht mehr als passiver Hinnahme imstande. Es war erforderlich, erklärte Abe, daß sie durch schiere Willensanstrengung alle ihre Kräfte zusammennehmen konnte, selbst die Reserven, die die meisten Menschen niemals antasteten. Eine ganze Zeitlang machte sie überhaupt keine Fortschritte und hätte gern aufgehört, aber Abe erlaubte es ihr nicht.
    »Du lernst zuviel in deinem technischen Unterricht«, sagte er ernst. »Du bist schon fast eine Nachwuchspilotin – und das ist sehr profitabel.« Sass starrte ihn schockiert an. Sie hatte nie daran gedacht, daß man sie möglicherweise weiterverkaufen, von Abe fortschicken würde. Sie hatte schon angefangen, sich sicher zu fühlen. Abe berührte sie sanft am Arm. »Verstehst du jetzt, Sass, warum du das brauchst, und warum du es jetzt brauchst? Du bist nicht sicher; keiner von uns ist sicher. Man könnte mich morgen verkaufen – und das wäre auch schon geschehen, wenn ich mich auf verschiedenen technischen Fachgebieten nicht als so nützlich erwiesen hätte. Es könnte sein, daß sie dich behalten, bis du eine voll ausgebildete Pilotin bist, aber wahrscheinlich werden sie es nicht tun. Auf dem illegalen Markt

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