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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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Liami schien mit den einfachen wie mit den gutaussehenden gleichermaßen Spaß zu haben. Doch mit Abrek, der zweifellos gut aussah, sich dessen aber allzu bewußt war, machte es überhaupt keinen Spaß. Welche Art von Anziehungskraft spielte hierbei eine Rolle? Es mußte doch etwas sein, das über die übliche Art von Gemeinsamkeit hinausging, die jemanden geeignet erscheinen ließ, mit ihm einen Abend lang zu lernen oder eine Trainingsstunde in der Turnhalle zu verbringen. Oder reichte diese gewöhnliche Sympathie aus?
    Inmitten dieser geistigen Verwirrung fiel ihr auf, daß sie es als angenehm empfand, einen beträchtlichen Teil ihrer Zeit mit Marik Delgaesson zu verbringen, einen Seniorkadetten von irgendwo am anderen Ende des bekannten Raums. Sie hatte nicht gewußt, daß sich die menschliche Kolonisation bis in solche Entfernungen erstreckte, aber er sah sehr viel menschlicher als die Schwerweltler aus. Er hatte braune Augen, dunkles, gewelltes Haar und ein leicht schiefes Gesicht, das seinem Grinsen eine gewisse verschrobene Anziehungskraft verlieh. Er war nicht direkt schön, sah aber ganz gut aus. Und er war ein überragender Sportler, sowohl in Einzel- wie in Mannschaftswettbewerben.
    Sass dachte darüber nach. Er kam in Frage. Als die Einteilung für die Festvorbereitungen sie in derselben Schicht zusammenführte und er sie bat, mit ihm bei einer Theaterproduktion zusammenzuarbeiten, beschloß sie, ihn zu fragen. Es war schwierig, das Thema anzusprechen, deshalb befanden sie sich bereits auf dem Rückweg zur Akademie und suchten sich einen Weg zwischen den bunt geschmückten Eßbuden, als sie es über sich brachte. Er sah sie bestürzt an und führte sie in eine dunkle Gasse hinter einem der Regierungsgebäude.
    »Also noch mal: Was hast du gesagt?« In der fast völligen Dunkelheit konnte sie kaum seinen Gesichtsausdruck erkennen.
    Ihr Mund wurde trocken. »Ich … ich habe mich gefragt, ob du … ob du gern die Nacht mit mir verbringen würdest.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sass, ich glaube nicht, daß du das willst.«
    »Nein?« Auf diese Reaktion auf ihren Vorschlag hatten ihre Lektüre und ihre Gespräche sie nicht vorbereitet. Sie wußte nicht, ob sie beleidigt oder verletzt sein sollte.
    »Ich … ich bin nicht so, wie es den Anschein hat.« Er zog die dichten Brauen herab, dann hob er sie wieder zu einem Ausdruck, der Sass verwirrte. Sie hatte beides schon bei anderen gesehen, aber selten auf diese Weise.
    »Kannst du mir das erklären?«
    »Nun … ich nehme dir ungern deine Illusionen, aber …« Und plötzlich war er verschwunden, dieser große, recht gutaussehende, unübersehbar charmante Seniorkadett, den sie seit zwei Jahren kannte. Nichts blieb übrig – nichts bis auf eine Ansammlung visueller Absonderlichkeiten, die Sass vor die Frage stellte, was er ihr unter das Getränk gemischt hatte. Sie sah ein wattiges Fadengewirr, das völlig formlos erschien, bis es sich unversehens zu einer sehr fremdartigen Gestalt zusammenfügte. Einem Wesen, das sich an die Wand klammerte.
    Sass unterdrückte ein Schlucken und fand ihre Stimme wieder. »Du … du bist ein Weber!« Ihr wurde durch und durch kalt; und mit dem da hatte sie sich vereinigen wollen?
    Erneut ein Gewimmel, diesmal mit einigen erkennbaren Teilen, als es sich in eine menschliche Gestalt verwandelte, dann stand er wieder vor ihr und machte ein wehmütiges Gesicht. »Ja. In … in der Gegenwart von Menschen nehmen wir gewöhnlich eine menschliche Gestalt an. Es ist ihnen angenehmer so. Die meisten finden die Gestalt, die wir wählen, allerdings nicht so anziehend wie du.«
    Dank ihrer Ausbildung brachte sie ihren Atem bald wieder unter Kontrolle. »Es war ja nicht deine Gestalt.«
    »Nein?« Er setzte dieses schiefe Lächeln auf, von dem sie in den vergangenen Nächten geträumt hatte. »Meine andere Gestalt gefällt dir aber wohl nicht.«
    »Ich habe dich gemocht«, sagte Sass fast wütend. »Deine … deine Persönlichkeit …«
    »Du hast gemocht, was du für mein Ich gehalten hast – meine menschliche Rolle.« Jetzt klang auch er wütend, und das aus einem Grund, den sie amüsant fand.
    »Nun, in deiner menschlichen Rolle bist du besser als manche, die so geboren wurden. Mach mir keinen Vorwurf daraus, daß du so gute Arbeit geleistet hast.«
    »Du hast also keine Angst vor mir?«
    Sass überlegte, und er wartete wortlos auf eine Antwort. »Angst eigentlich nicht. Ich war erschrocken, ja; du spielst deine menschliche Rolle verdammt

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