Sassinak
gut. Ich glaube, das wäre dir nicht möglich, wenn du nicht einige derselbe Charakteristiken in deiner echten Gestalt hättest. Ich bin nicht … Ich will nicht …«
»Du bist nicht so überspannt, daß du mit einem Alien schläfst?«
»Nein. Aber ich will auch kein Alien beleidigen, wenn ich keinen Grund dazu haben. Und den habe ich nicht.«
»Hmm. So einfühlsam und höflich wie immer. Wenn ich ein Mensch wäre, Sass, würde ich dich wollen.«
»Wenn du ein Mensch wärst, würdest du wahrscheinlich bekommen, was du willst.«
»Glücklicherweise sind mit meiner menschlichen Gestalt keine menschlichen Gefühle verbunden; ich kann mich an deiner Gegenwart erfreuen, Sass, aber ich hege nicht den Wunsch, mich mit dir zu paaren. Wir vereinigen uns auf eine ganze andere Art, und der Akt ist erheblich … hmm … biologischer orientiert als das, was aus der menschlichen Vereinigung geworden ist.«
Sass erschauderte; das klang ihr bei weitem zu klinisch.
»Aber wir schließen – wenn auch nur selten – im menschlichen Sinne Freundschaften mit Menschen. Und das gefällt mir.«
Ohne ihre vielen Bücher hätte sie jetzt keine Entgegnung gewußt. »Ich glaube, ich sollte sagen, daß … nein danke, aber können wir nicht einfach Freunde sein?«
Er lachte – offenbar ein ehrliches Lachen. »Das braucht man nur zu sagen, wenn man einen solchen Vorschlag nicht selbst gemacht hat.«
»Schön.« Sass streckte die Hände aus. »Ich muß dich berühren, Marik; es tut mir leid, wenn dich das beunruhigt, aber es geht nicht anders. Ansonsten werde ich nie meine Angst überwinden.«
»Danke.« Sie hielten sich eine Zeitlang an den Händen; seine warmen, trockenen Hände fühlten sich ganz und gar menschlich an. Sie fühlte in seinen Handgelenken den Puls schlagen. Sie bemerkte den Pulsschlag an seinem Hals. Er sah sie mit einem Kopfschütteln an. »Versuch es nicht zu begreifen, Sass. Nicht einmal unsere eigenen Forscher – die mit menschlichen Wissenschaftlern wenig gemeinsam haben – verstehen es.«
»Ein Weber. Ich habe mich in einen Weber verliebt!« Sass grinste ihn verrucht an. »Und ich kann nicht einmal damit prahlen!«
»Du hast dich nicht in mich verliebt. Du bist eine junge Menschenfrau mit einem fast neuen Fünfjahresimplantat und einer großen Portion Neugier.«
»Verdammt, Marik! Wie alt bist du denn eigentlich? Du redest wie ein älterer Bruder!«
»Unsere Jahre sind unterschiedlich lang.« Damit mußte sie sich für den Moment zufriedengeben. Später zeigte er sich bereit, ein wenig mehr zu verraten und ihr die anderen Weber in der Akademie vorzustellen. Zu diesem Zeitpunkt waren ihr, aufgrund von Indizien, die sie benennen konnte, schon selbst zwei aufgefallen. Wie Marik waren sie alle außergewöhnliche Sportler und sehr gut im unbewaffneten Kampf. Letzteres, fand sie heraus, brachten sie durch unmerkliche Abwandlungen ihrer Gestalt zuwege.
»Sagen wir mal, du packst mich an der Schulter«, sagte Marik, und Sass faßte ihn artig an der Schulter. Von einem Moment zum anderen hatte er sich ihrem Griff entwunden, ohne seine natürliche Gestalt anzunehmen. Er stand immer noch unmittelbar vor ihr, nur umklammerte seine Hand ihren Unterarm.
»Wie hast du das gemacht?«
»Die Verwandlung beginnt damit, daß sich die Oberflächenbeschaffenheit und -dichte ändert – und da hat uns der Feind schließlich im Griff, nicht? Wir sind nicht, was wir zu sein scheinen, und in gewissem Sinne sind wir überhaupt nicht vorhanden. Im Kampf, bei einer ernsthaften Auseinandersetzung, haben wir ohnehin keine Gründe, allzu sehr an der menschlichen Gestalt festzuhalten.«
»Tut es … äh … tut es weh, die menschliche Gestalt beizubehalten? Fühlst du dich wohler in deiner eigenen?«
Marik zuckte die Achseln. »Es ist, als ob man eine enge Uniform trägt; es schmerzt nicht, aber ab und zu legen wir sie gern ab.« Er wechselte von der einen in die andere Gestalt, und Sass sah wie üblich fasziniert zu.
»Beunruhigt dich das nicht?« fragte Silui, einer der anderen Weber.
»Nicht mehr. Ich wünschte, ich wüßte, wie ihr es anstellt!«
»Wir auch.« Silui verwandelte und setzte sich neben Marik. »Kannst du uns voneinander unterscheiden?« Die Frage hallte in Sass’ Kopf wider. Natürlich. In ihrer eigenen Gestalt verfügten sie nicht über die nötigen Organe, um wie ein Mensch zu sprechen. Aber Telepathie? Sie schob den Gedanken beiseite und sah zu, wie Silui und Marik um- und übereinander krochen. Keine
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