Sassinak
in der Nähe, und es konnte ein Schiff sein, und vielleicht verfügte es sogar über kompatible Kommunikationsanlagen.
Nur hatte sie gerade die Konsole sorgfältig so eingerichtet, daß sie weitere Manipulationen vereitelte, solang sich Sass im Kälteschlaf befand, und wenn sie das Gerät jetzt anrührte, würde sie ihr eigenes System durcheinanderbringen.
Und was war, wenn es sich überhaupt nicht um ein Flottenschiff handelte? Wenn es ein Verbündeter ihres Gegners war? Oder schlimmer noch, angenommen, es war überhaupt kein Schiff, sondern die Kapsel stürzte in einen Stern?
Auch in diesem Fall, sagte sie sich entschieden, brauchst du dir keine Sorgen zu machen; du kannst es nicht verhindern, und es wird alles sehr schnell vorbei sein. Sie fand den Unterbrechungsschalter für den Kollisionsalarm und brach ihn ab. Nun mußte sie sich entscheiden, ob sie es blindlings darauf ankommen lassen oder sich um Kommunikation bemühen sollte. Sie beschloß, daß sie ihre mühselige Arbeit nicht opfern würde, begriff dann aber, daß sie so nicht erfahren würde, ob das Schiff, das sich ihr womöglich näherte, zu einem Rendezvous mit ihr in der Lage war, bevor ihr die Luft ausginge. Es würde so oder so keinen großen Unterschied machen: ob zehn Minuten ohne Sauerstoff oder vier Tage – darauf kam es jetzt auch nicht mehr an.
Noch zehn Minuten. Fünf Minuten. Diesen Sicherheitsspielraum hatte sie sich gelassen; sollte sie ihn jetzt nutzen? Null. Sassinak warf einen Blick auf die Injektionsspritze, nahm sie aber nicht in die Hand. Sie würde sich blöd vorkommen, falls sie in dem Moment das Bewußtsein verlor, wenn jemand durch die Luke kam. Und noch blöder wäre es, wenn sie starb, nur weil sie es zu eng werden ließ. Aber sie konnte – und das erledigte sie auch umgehend – ihrem Logbuch eine Ergänzung hinzufügen.
Inzwischen hatte sie ihre zeitliche Reserve angegriffen. Minute um Minute verstrich ohne einen Hinweis von draußen, was eigentlich vor sich ging. Sie hatte gerade mit einer Grimasse die Injektionsspritze in die Hand genommen, als etwas hart gegen die Kapsel knallte. Noch ein dumpfer Schlag; ein lautes Klirren. Sassinak legte die Spritze weg, ließ den Deckel der Kälteschlafkammer sinken und setzte sich darauf. Ihr durfte nicht – auf keinen Fall – entgehen, was geschehen würde.
Was zuerst geschah, war das Eintreten absoluter Stille, als das Gebläse in ihrem Sauerstoffsystem ausfiel. Sie hatte einen Augenblick, um zu denken, wie dumm sie doch gewesen war, dann sprang er wieder an; die Anzeige flackerte und ging in den grünen Bereich. ›Externe Quelle‹, stand dort jetzt. ›Unbegrenzt. Tanks werden gefüllte Es roch sogar besser. Sassinak holte ein zweites Mal tief Luft und lockerte die Finger, die sich an den Rand des Kabinendeckels krallten. Weitere Lichter flackerten auf der Steuerkonsole. Externer Druck ausgeglichen^ stand auf einem Display. Sie traute ihm nicht genug, um die Luke zu öffnen … noch nicht. ›Externe Energiequelle bestätigt^ informierte sie ein anderes Display.
Schließlich hörte sie verschiedene Klick- und Pochlaute von der Luke und schlang die Arme um sich, in Zweifel, was sie tun würde, wenn sie nach dem Öffnen der Luke Feinden gegenüberstand. Aber das erste Gesicht, das sie sah, war ein vertrautes.
»Fähnrich Sassinak.« Vertraut, aber nicht dazu angetan, ihr einen freundlichen Empfang zu bereiten. Der Captain selbst hatte beschlossen, sie zu begrüßen, und hinter ihm sah sie sowohl freundliche wie mißmutige Gesichter. Und einen Trupp bewaffneter Marines. Sassinak stand auf, salutierte und stürzte fast hin, als die Stunden der Tatenlosigkeit und des Fastens sie plötzlich übermannten. »Sind Sie verletzt?« fragte Fargeon, als sie stolperte.
»Nur eine Beule am Kopf«, sagte sie. »Verzeihen Sie mir, Sir, aber ich muß Sie warnen …«
»Sie, Fähnrich, sind es, die gewarnt werden muß«, erwiderte er steif, und die flüchtige Herzlichkeit verflog, als habe Sass sie sich nur eingebildet. »Es sind schwerwiegende Vorwürfe gegen Sie erhoben worden, und es ist meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß alles, was sie äußern, gegen Sie verwendet werden kann.«
Sassinak starrte ihn an und war für einen Moment sprachlos. Hatte er wirklich Achaels Anschuldigungen geglaubt (es konnte nur Achael gewesen sein)? Wollte er ihr keine Chance geben? Sie nahm sich zusammen, schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Captain, bitte – es ist sehr wichtig, daß
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