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Sassinak

Sassinak

Titel: Sassinak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Elizabeth Moon
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hatte.
    Sassinak trank noch einen kräftigen Schluck Wasser und kramte im Sanitätsset nach einer Stimulanzienkapsel. Sie durfte nichts unversucht lassen.
    Es stellte sich heraus, daß das Sanitätsset fast alles enthielt, was sie benötigte. Unter anderem eine Pinzette, mit der sie den Schraubenzieher packte und in ein Päckchen steckte, das die Kopfschmerztablette enthielt. Während sie bewußtlos gewesen war, überlegte sie, konnte ihr Gegner ihre Fingerspitzen gegen den Umschlag oder den Schraubenzieher gedrückt haben, aber daran konnte sie nichts mehr ändern. Sie fand den kleinen Taschenscanner, der zur Ausstattung jedes Evakuierungsmoduls gehören sollte, und fertigte eine Aufnähme des Umschlags an, wie er auf der Konsole lag. Als sie alle Beweise gesichert hatte, fragte sie sich plötzlich, was ihr das nützen sollte, falls sie im Kälteschlaf lag, wenn man sie fand. Angenommen, ihr Gegner hatte Verbündete, wem durfte sie dann wohl nicht in die Hände geraten? Sie könnten ihre sorgfältige Arbeit zunichte machen und sie noch stärker belasten. Das machte sie eine Zeitlang nervös, und dann erinnerte sie sich an Abes geduldige Stimme, wie er sagte: »Was du nicht ändern kannst, ist keine Träne wert; steck deine Energie in etwas Lohnendes, Sass.«
    Momentan wurde ihre Energie dafür benötigt, ihre Zeit bis zum Kälteschlaf möglichst zu verlängern.
    Was unter anderem bedeutete, fiel ihr mißmutig ein, daß sie nichts essen durfte. Die Verdauung erforderte Energie, und dafür wurde Sauerstoff verbraucht. Aus dem selben Grund durfte sie auch keine Übungen machen. Lieg still da, atme flach und denke an angenehme Dinge. Da könnte ich meine Zeit gleich im Kälteschlaf verbringen, grummelte sie bei sich, anstatt daß ich versuche, mich wie im Kälteschlaf zu verhalten. Aber sie nahm sich die Zeit, sich so gut zu säubern, wie sie konnte, wobei sie den winzigen Spiegel im Sanitätsset benutzte. Ihr etwas überlanges Haar konnte sie zurückbinden, die Flecken von der Uniform wischen. Dann streckte sie sich auf der Liege aus, zog die Decke hoch und versuchte sich zu entspannen.
    Seit ihrer Sklavenzeit war sie nicht mehr so hungrig gewesen. Ihr leerer Magen knurrte, grollte und wurde schließlich von einem anhaltenden Schmerz gequält. Sie lenkte ihre Gedanken von Essensphantasien ab, denen sie sich hingeben wollte, und vertiefte sie statt dessen in Mathematik. Quadrate und Quadratwurzeln, Kuben und Kubikwurzeln, sie stellte sich Gleichungen und die Kurven vor, die auf ihnen beruhten, und überlegte, wie eine Änderung der Werte die Kurve beeinflussen würde … so wie eine Änderung des Wasserdrucks eine Schleife in einem Wasserschlauch beeinflußt. Schließlich nickte sie ein.
    Sie erwachte in einer miesen Stimmung, aber ihr Kopf war schon etwas klarer. Seit dem Auswurf waren inzwischen fünfundzwanzig Stunden und sechzehn Minuten vergangen. Der Kreuzer hatte offenbar nicht angehalten, um nach ihr zu suchen, oder war nicht imstande gewesen, sie zu finden. Sie fragte sich, ob die Ssli eine so kleine Verzerrung in den Feldern spüren konnten, die sie berührten. Oder konnten die Weber sie als ein lebendes Wesen aufspüren, das sie gekannt hatten? Aber das war müßige Spekulation. Sie drückte noch einmal den Arm auf den Blutprobennehmer des Sanitätssets; sie erinnerte sich, wie man ihr einmal erklärt hatte, daß jede Droge ein charakteristisches Zerfallsprofil aufwies und daß serielle Bluttests die aufschlußreichsten Informationen über eine unbekannte Droge ermitteln konnten.
    Für einen Moment schien die Kapsel sich ringsum zusammenzuziehen und sie auf der Liege zu zerdrücken. War irgendein unvermuteter Antrieb in Gang gekommen, und die Beschleunigung drückte sie nieder? Aber nein: die Kapsel verfügte über dieselbe künstliche Schwerkraft wie der Kreuzer, um verletzte Insassen zu schützen. Sie wußte dass; sie wußte, daß die Kabinenwände sich nicht wirklich um sie schlossen – aber sie begriff plötzlich, wie Fähnrich Corfin sich gefühlt haben mußte. Sie konnte nicht hinaussehen; sie hatte keine Ahnung, wo sie war oder wohin sie flog; sie war ohne Ausweg in einer winzigen Kabine gefangen. Ihr Atem ging schnell; zu schnell. Sie bemühte sich angestrengt, ihn zu verlangsamen. Das war also Klaustrophobie. Wie interessant. Aber es war kein interessantes Gefühl; es war schrecklich.
    Sie mußte etwas unternehmen. Quadrate und Quadratwurzeln schienen in diesem Fall äußerst ungeeignet. Gab es eine

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