Sassinak
Jemand im grünen Panzer der Flotte hatte sich verkrümmt über eine Luke ausgestreckt – Sass merkte sich die Position und tippte sich zum Kommandeur der Marines durch.
Der Computer, schneller als jeder Mensch, stellte jeden Eindringling als eine rote Markierung dar, die sich durch eine schematische Darstellung des Kreuzers bewegte. Die Marines waren grün markiert und bildeten eine Sperrkette um die Andockbucht, und eine Ersatzsperrkette, blau markiert, riegelte den Quadranten ab.
Zumindest fast. Irgend jemand – Sassinak hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, welcher jemand – hatte auf dem Truppendeck einen Frachtlift offenstehen lassen. Fünf rote Markierungen stiegen hinein – und der Computer unterteilte den Monitor unversehens in zwei Hälften; eine Hälfte stellte weiter das Truppendeck dar, die andere schematisch den Weg, den der Frachtaufzug nahm. Die Aufzug hielt an und füllte sich mit Luft, bevor er aus dem Vakuum der evakuierten Sektion in die unter Druck stehenden Ebenen fuhr. Aber er war zum Hauptdeck unterwegs!
Sassinak stülpte sich den Helm über den Kopf und rastete ihn ein, riß ihre Waffen von der Konsole und lief zur Tür hinaus. Mit der Zunge drückte sie den Biokontakt an die entsprechende Stelle unter ihrem rechten hinteren Backenzahn und spürte/sah/hörte die fünf anderen, die ihr nach draußen folgten, zwei Weber und zwei Menschen. In ihren Adern kochten Wut und Hochgefühl.
Der Frachtaufzug öffnete sich in den Hauptkorridor, achtern zur Brücke und hinter den Kombüsen, die die Offiziermesse versorgten. Statt nach vorne zum Quergang und dann nach achtem zu gehen, führte Sassinak ihre Gruppe durch die Offiziersmesse und die Kombüse dahinter. Durch die Außenmikros konnte sie die Eindringlinge lautstark rumpeln hören, und über den Helmfunk hörte sie den Kommandeur der Marines noch lautstärker über den tölpelhaften Sohn von einem Ryxi-Eierleger fluchen, der den Aufzug heruntergelassen und nicht abgesperrt hatte. Vor ihnen war der nächste Wachposten in einem Winkel unweit der vorderen Andockbucht postiert. Achtern sah es genauso aus. Das Hauptdeck war nicht konstruiert worden, um verteidigt werden; man hatte nie angenommen, daß es Ziel eines Angriffs sein könnte.
Sie hörten die Eindringlinge nach achtern vorrücken; Sassinaks Computerinterface informierte sie darüber, daß sie alle beieinander waren. Vorsichtig drückte sie die Luke auf, und um ein Haar riß eine Salve sie auseinander und Sassinak die Hand ab. Sie waren alle beieinander, hatten sich aber in verschiedene Richtungen gewandt. Zu spät für eine Überraschung – und der Wachposten konnte ihnen jeden Moment gegenüberstehen. Sassinak tauchte unter der Tür weg und rannte geduckt durch den Korridor, vertraute ihrer Panzerung; sie hielt erst im Frachtaufzug selbst wieder inne und hatte eine angesengte Schulter, aber keine ernste Verletzung – außerdem befand sie sich in einer guten Feuerposition. Hinter ihr kletterten die beiden Weber die Wände hoch, krallten sich an die Decke und jagten wie Riesenkrabben auf die Feinde zu. Die Menschen ihres Trupps hielten sich unten.
Jeder feuerte; Lichtpfeile und Betäuberentladungen und altmodische Projektile schlugen Löcher in die Schotts und das Deck. Letztere kamen von einem ihrer Feinde, und womit sie auch abgefeuert wurden, es schoß schnell hintereinander, wenn auch nicht allzu genau, riß einen der Weber über den Schotts in Fetzen und zermalmte einen Menschen zu einer blutigen Masse. Der andere war verwundet und kauerte sich hinter die spärliche Deckung der Kombüsenluke. Seine Waffe war von den Projektilen getroffen worden und das verbogene Stück Metall gut fünf Meter durch den Korridor geschlittert. Einer der Feinde ging ohne Kopf zu Boden, aber ein anderer erkannte Sassinak offenbar an ihrem weißen Panzer.
»Das ist der Captain«, hörte sie durch den Lautsprecher in ihrem Helm. »Holt ihn euch, dann haben wir das ganze Schiff.«
Du benutzt das falsche Geschlecht, dachte Sassinak bei sich, und du wirst weder mich noch mein Schiff in die Finger bekommen. Sie umfaßte ihr Handgelenk und feuerte präzise. In einer grau gepanzerten Brust erschien ein rauchendes Loch.
»Er ist bewaffnet«, rief eine überraschte Stimme. »Captains tragen doch keine …« Diesmal konsultierte sie zuerst ihr Computerinterface, und ihr Nadelwerfer brannte ein Loch in den Helm des Sprechers. Drei Ausfälle – und wo war der andere Weber?
Er drückte sich an die Decke
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