Satan - Retter der Welt
Ichs erschienen, füllten die Halle, dunkle Gestalten in der Finsternis, die alles Licht auf sich zogen, schwarze Augen, die ihn von überall anblickten. Schritt für Schritt drängten sie Sam zurück. Worte wurden hörbar, ein leises Murmeln, das zu einer Flut anschwoll: »Hast du denn gar
kein Mitgefühl, Vater? Halte sie auf. Halte sie auf, oder ich werde es tun. Halt sie auf, Vater. Halt sie auf, halt sie auf, halt, halt, halt-«
Sam taumelte rücklings gegen irgendetwas. Gestalten aus der Vergangenheit, seiner Vergangenheit bedrängten ihn von allen Seiten. Stimmen dröhnten in seinen Ohren. Dunkle Augen funkelten anklagend. Er spürte, wogegen er gestolpert war. Halb fiel er, halb setzte er sich auf den steinernen Thron und bedeckte seine Ohren, um das betäubende Dröhnen fernzuhalten. »Was hast du vor, Vater, warum lässt du es zu, warum verhinderst du es nicht, warum tust du nichts...?«
Sam hörte Freyas Stimme in der Menge, lauter als alle anderen. Sie sprach von Loki, Baldurs Mörder, inmitten von Stimmen, die immer lauter wurden ...Er wollte wissen, warum Chronos untätig blieb, warum er die ganzen bösen Dinge geschehen ließ. »Warum tust du nichts dagegen, Vater, warum hältst du sie nicht auf, warum sagst du nicht halt, halt, halt... ?«
»Hört auf!«, schrie er. Schweigen, abrupt und lauter als der Lärm, der ihm vorausgegangen war. Er öffnete die Augen. Tausend Sams starrten zurück. Sie sagten kein Wort, sahen ihn nur an. Er duckte sich hinter die Rückenlehne des Throns, kalt und verängstigt. »Wer seid ihr?«, fragte er. »Was wollt ihr?«
Und sie sprachen wie mit einer Stimme, alle zugleich, ein Flüstern, dennoch betäubend laut: »Wir sind der Plan und die Tat, die Stärke und die Schwäche, das Licht und das Dunkel, der Einzelne und das Ganze. Wir sind du. Du bist wir. Der eine ist die vielen.«
»Nett, euch zu treffen. Jetzt lasst mich allein«, keuchte er, am ganzen Leibe zitternd.
Die Menge teilte sich. Eine Frau trat auf ihn zu, verführerisch lächelnd. »Du erinnerst dich an mich?«
»Natürlich, du bist...« Seine Stimme erstarb. Die anderen Sams starrten ihn unbewegt an. »Ich habe dich nie gesehen«,
murmelte er und ließ seinen Blick erneut in die Runde schweifen.
»Und an mich?«, fragte eine andere Stimme.
»Und mich?«
»Und mich?«
»Und mich?«
»Und mich?«
Er wandte sich jedem neuen Gesicht zu, das durch die Menge nach vorn kam, während die Sams Platz machten, um sie durchzulassen. »Ich ... ich bin nie jemandem von euch begegnet.«
»Aber du kennst mich.«
»Und mich.«
»Und mich.«
»Und mich.«
»Und mich.«
»So wie wir dich kennen.«
»Wir sind der Plan und die Tat.«
»Die Stärke und die Schwäche.«
»Das Licht und das Dunkel.«
»Der Einzelne und das Ganze.«
»Geht weg!«, zischte Sam. »Lasst mich allein!«
»Du kannst nicht allein sein. Du bist der Träger des Lichts«, sagte jemand, als sei es offensichtlich. Die Sams im Saal ringsum wurden mehr und mehr von anderen verdrängt, von neuen Gesichtern, bis schließlich nur noch er selbst in einem Meer von Fremden übrig blieb. Von Fremden, die er so gut kannte...
»Wir sind Einer.«
»Der Eine ist Teil der Vielen.«
»Die Vielen sind Eins.«
»Ist das ein Trick?«
»Das ist eine Albtraum«, drang eine Stimme in sein Ohr. Er wandte den Kopf. Freya lächelte ihn an. »Du entgleitest, Sebastian. Du ertrinkst in den Stimmen.« »Wer hat mir diesen Albtraum geschickt?«
»Du selbst tust dir das an.«
»Nein, das ist zu real. Ich habe zu viel Kontrolle darüber.« Er hob die Hand und zwickte sie in die Nase. Überrascht fuhr sie zurück. »Siehst du?«, sagte er. »Kontrolle. Irgendjemand füllt meinen Kopf...«
»Ich«, flüsterte jemand.
»Und ich.«
»Und ich.«
»Und ich.«
»Und«
»Ruhe!«, brüllte er. »Raus aus meinem Kopf! Lasst mich allein!«
Dunkelheit. Er kniete vor dem leeren Thron. Ringsum tickten dröhnend die Uhren. Thor blickte aus seinen gequollenen Fischaugen traurig auf ihn herab. »Für das hier willst du sterben, kleines Licht, kleines Feuer?«, fragte er.
Sam hob den Kopf, öffnete den Mund, um etwas Grobes zu sagen, und der Boden tat sich unter ihm auf.
Er fiel. Er ertrank; Wasser füllte seine Lungen, brannte in seiner Brust Stimmen dröhnten in seinen Ohren, so viele Stimmen, und er sprach mit ihnen, doch er konnte seine eigene Stimme nicht hören. Alles, was er wusste, war, dass er bersten würde, wenn er die Worte nicht sagte, und dass irgendwo
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