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Satan - Retter der Welt

Titel: Satan - Retter der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Webb
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traf den Schirm mit solcher Kraft, dass bald die gesamte Halbkugel aus Magie um die Öffnung von grünem Feuer erleuchtet war, das Funken sprühte und zischte, wenn die Tropfen darauf trafen. Der Wind fetzte um den Schild wie Nägel über Sandpapier, der Regen schoss Nadeln hernieder, und über der Wüste tanzte weiter der Blitz, ein entfesselter Chor, der versuchte, das Ensemble von der Bühne zu drängen. Der Donner mühte sich wacker mitzuhalten, aber gegen die Dunkelheit, den Wind, den Regen und den Blitz hatte er keine Chance.
    Sam hörte jemanden lachen. Er war es selbst. Er versuchte, dem Gelächter Einhalt zu gebieten - aber dann lachte er erneut, wieder und wieder. Wenn das Ende des Universums gekommen war, dann konnte er genauso gut mit einem Lachen sterben.
    Die Tür wurde geöffnet, doch er merkte es kaum. Er stand mit den Händen in den Taschen da und sah dem Sturm zu und fühlte, sich dabei besser, was das Universum betraf, als er sich seit einer langen Zeit gefühlt hatte. Es war belebend, all diese Energie zu sehen und zu wissen, dass ihn das alles nicht betraf.
    »Sam«, sagte Jehova hinter ihm, »sei jetzt bitte nicht gekränkt. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
    »Brüderchen, da müsste schon einiges passieren, um mich jetzt zu kränken.«
    »Gut«, sagte Jehova, als sie ihm eine Augenbinde umlegten und den Sturm aussperrten und ihn in Dunkelheit hüllten.
    Als er mit verbundenen Augen durch die Gänge tappte, wünschte sich Sam, er wäre einer von jenen Leuten, die im Dunkeln den Weg erkennen - fünfzig Schritte, dann linksherum, zehn Schritte, rechts, dann drei Treppen rauf, wieder rechts - und sich später mit schlafwandlerischer Sicherheit daran erinnern können. Aber er hatte Probleme, sich den Weg zu merken. Und den Film später noch einmal rückwärts ablaufen zulassen, daran war gar nicht zu denken.
    Selbst hier, in den unterirdischen Gängen und Gewölben, welche die Ashen'ia sich zu eigen gemacht hatten, konnte er den Donner durch seine Sohlen spüren. Er konnte auch andere Dinge spüren, am äußersten Rande seiner Wahrnehmung. Die Dämonen fürchteten sich; sie hatten schreckliche Angst vor dem Sturm. Die Furcht schwappte über die gewöhnlichen Grenzen des Gehirns und erfüllte den ganzen Ort mit einem scharfen Geschmack des Schreckens, den jedermann spüren konnte, ob unsterblich oder nicht, selbst ohne einen sechsten Sinn. Bei jedem Blitzschlag, bei jedem Donnergrollen erbebten die Dämonen.
    Sie hielten an. Die Hände, die ihn bis hierhin geführt hatten, nahmen ihm die Binde von den Augen. Sam blinzelte, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Er hörte eine Tür hinter sich zufallen und drehte sich um.
    Jehova beobachtete ihn mit einem undeutbaren Lächeln. Er war die einzige andere Person im Raum. Sam blickte sich um. Die Höhle sah so aus, als sei sie mit Mühe und Sachverstand aus dem Fels gehauen worden, eine glatte, runde Wand, in die auf der einen Seite ein Spiegel eingelassen war.
    Der Spiegel schien keinen besonderen Zweck zu haben; er saß einfach da in der Wand. Rechteckig, silbern und glatt. Sam klopfte mit dem Fingerknöchel darauf, tastete über den Rand. In der Hölle gab es, soweit er sich entsinnen konnte, keine solchen Dinge wie »gewöhnliche« Spiegel. Es gab Bronze und bei
    seltenen Gelegenheiten angelaufenes Silber, doch ein Spiegel von dieser Größe...
    »Sam?«
    Er drehte sich um, bereits mit einem Lächeln bewaffnet. »Jehova. Es gibt einen Grund für das alles, hab ich Recht? Ist das jetzt die Stelle, an der du mir von dem Piranha-Tank, den ausgehungerten, Menschen fressenden Pinguinen und den tanzenden Sichelmönchen erzählst?«
    Jehova seufzte und blickte demonstrativ zu Boden. Sam schaute nach unten, um zu sehen, was da so interessant war.
    Es war ein Bannkreis, so viel war klar. In seinem Inneren war etwas in Blau und Rot eingezeichnet, das sich bei jeder Drehung und Wendung in neuer Komplexität verzweigte und den Blick immer weiter in sich hineinzog. Sam drehte den Kopf und sah ein Schwert, drehte ihn anders und sah eine Taube, drehte ihn wieder anders und sah eine Uhr, dann ein Quadrat, dann einen Sturm, einen Blitz, einen Vulkan, eine Flutwelle, einen Wald...
    »Sam.« Jehova hielt ihm ein Messer hin. Es war klein und blinkte matt und sah aus wie etwas, das jemand lange Zeit mit viel Geduld geschärft und dann in Seide gewickelt hatte, um unverständliche Worte darüber zu murmeln. Sam nahm das Messer und warf einen beunruhigten

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