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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Normalerweise sind seine Sprüche eleganter.«
    »Nein«, sagte er scharf. »Es stammt ... von meinem Vater.« »Was für Weisheiten hat Ihr Vater Ihnen denn sonst noch mit auf den Weg gegeben?«
    Er schloss die Augen und legte sich mit dem Gesicht nach unten auf die dünne Strohmatratze.
    »Na gut«, sagte ich, »vielleicht sollten Sie sich das wirklich für Ihren Anwalt aufsparen. Dennis hat einen Pflichtverteidiger angefordert, aber es wird mindestens zwei Tage dauern, bis der hier ist. Möchten Sie, dass ich Moreland etwas ausrichte, oder ist es Ihnen lieber, wenn er Sie im Stich lässt?«
    Er rührte sich nicht.
    Ich rief nach Dennis und Ed Ruiz schlurfte heran und zog einen Schlüssel aus der Tasche.
    »Hat er irgendwas gesagt?«
    Ich antwortete nicht.
    Er verzog seinen zahnlosen Mund. »Das passt. Sein Alter hat auch nie was gesagt, wenn wir ihn hier hatten. Er lag genauso da wie er, wie ein verdammtes Stück Holz. Und sobald die Lichter ausgingen, hatte er seine versoffenen Alpträume und schrie herum, er würde bei lebendigem Leib aufgefressen.«
    Er steckte den Schlüssel ins Schloss.
    »Wenn es so laut wurde, dass wir es nicht mehr aushalten konnten, spritzten wir ihn ab. Das half für eine Weile, bis er wieder einschlief und gleich wieder im Delirium war. Am nächsten Morgen stritt er dann alles ab und ein paar Tage später sahen wir ihn wieder, weil er eine Frau beschimpft oder angetatscht hatte oder jemandem sonst wie auf den Wecker gegangen war, und alles ging wieder von vorn los.«
    Er drehte den Schlüssel herum.
    »Warten Sie!«, rief Ben.

28
    Ruiz schaute ihn an. Er machte sich keine Mühe, seine Abscheu zu verbergen.
    »Was willst du, du Schwein?« Seine knochige Hand lag auf der Zellentür und ich erkannte die Tätowierung seines Marinecorps.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«, wollte Ben wissen.
    »Der Doktor wollte gerade gehen.«
    »Ich bin nicht in Eile, wenn er mir etwas zu sagen hat«, stellte ich klar.
    Ruiz verzog den Mund und schaute auf seine Uhr. »Wie Sie wollen, aber in achtzehn Minuten ist Schluss.«
    »Ich rufe Sie dann«, sagte ich und er ging zögernd weg.
    Ben stand inzwischen in der Ecke neben dem Kloloch.
    »Es war so«, begann er mit tonloser Stimme. »Es ist mir egal, was Sie denken. Der einzige Grund, weshalb ich rede, ist, damit Sie es an Dr. Bill weitergeben können.«
    »Okay.«
    Er starrte in das schmutzige Loch im Boden und fuhr fort: »Als wir nach Hause kamen, war Claire sauer auf mich, weil ich sie gedrängt hatte, für uns Geige zu spielen. Sie ließ sich nichts anmerken, aber so ist sie eben. Ich hätte sie nicht so in die Enge treiben sollen. Jedenfalls gab es einen Streit. Die meiste Zeit redete sie und ich hörte nur zu. Dann ging sie zu Bett, ich blieb auf. Ich versuchte zu lesen, um meinen Zorn loszuwerden. Das klappt manchmal und es passiert sowieso nicht oft, dass ich wütend werde. Wir haben nicht häufig Streit. Wir verstehen uns großartig. Ich liebe Claire.«
    »Was haben Sie gelesen?«
    »Medizinische Fachzeitschriften. Die bekomme ich von Dr. Bill, sobald er durch ist. So bilde ich mich weiter.«
    »Können Sie sich an einen der Artikel erinnern, die Sie gelesen haben?«
    »Ja, einer war über Verengung des Magenausgangs und ein anderer über Erkrankungen der Gallenblase.«
    Er rasselte noch einige medizinische Fachausdrücke herunter, was ihn zu entspannen schien. »Wir lange haben Sie gelesen?«
    »Vielleicht ein oder zwei Stunden.«
    »Ein oder zwei? Das ist ein großer Unterschied.«
    »Ich - wir waren ungefähr um zwanzig vor zehn zu Hause. Der Streit dauerte vielleicht noch mal zehn Minuten. Eigentlich war es gar kein Streit, nur eisiges Schweigen. Um zehn war Claire im Bett. Ich muss ungefähr eine Stunde gelesen haben, vielleicht anderthalb. Dann klingelte das Telefon. Ein Mann. Ein Notfall.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht. Wenn ich nicht arbeite, schaue ich gewöhnlich nicht auf die Uhr. Bill hat mir beigebracht, dass Zeit wertvoll ist, doch wenn ich zu Hause bin, nehme ich mir die Freiheit, mich nicht um die Zeit zu kümmern. Wahrscheinlich war es halb zwölf oder so.«
    »Wer war der Anrufer?«
    »Ein Mann.«
    »Sie wissen nicht, wer?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich dachte, Sie würden jeden kennen.«
    »Zuerst dachte ich, es wäre einer von Dr. Bills Gärtnern, doch das war ein Irrtum.«
    »Welcher Gärtner?«
    »Carl Sleet. Aber er war es nicht.« »Woran haben Sie das gemerkt?«
    »Seine Stimme war tiefer. Er redete sehr

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