Satans Bruder
wollten uns vor einer Stunde treffen.«
»Vielleicht hat ihn Dennis oder einer seiner Leute abgeholt«, sagte ich.
»Nein, den habe ich angerufen. Dad ist nicht im Dorf. Ich habe auch in den Bungalows nachgeschaut und jeden Winkel des Hauses abgesucht. Jetzt bleibt nur noch Jos Zimmer.«
Sie lief nach nebenan. Jo öffnete die Tür sofort, nachdem Pam geklopft hatte. Sie war im Bademantel, sah aber hellwach aus.
»Ist Dad bei Ihnen?«
»Nein.«
»Haben Sie ihn heute Abend irgendwo gesehen?«
»Nein, tut mir Leid. Ich war den ganzen Tag in meinem Zimmer. Ich habe mir wohl den Magen verdorben.« Sie drückte sich den Bauch, doch ihr Haar glänzte und sie sah völlig gesund aus. Als sie bemerkte, dass ich sie musterte, starrte sie mich an.
»Mein Gott«, sagte Pam. »Bei diesem Wetter. Hoffentlich ist er nicht gestürzt und liegt jetzt irgendwo da draußen.«
»Das könnte sein, in seinem Alter. Ich werde Ihnen suchen helfen.« Jo verschwand kurz in ihrem Zimmer. Als sie wieder herauskam, trug sie einen durchsichtigen Regenumhang, der sie wie ein Zelt umhüllte; darunter schwarze Jeans, eine schwarze Bluse, einen schwarzen Hut und Gummistiefel.
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«, wollte sie wissen. Ich folgte ihrem Blick. Unter der Haustür hatte sich eine Pfütze gebildet und Gladys und Cheryl standen hilflos daneben.
»Ungefähr um fünf«, antwortete Pam, »in seinem Büro. Er sagte, er müsste noch eine Kleinigkeit erledigen und würde bald ins Haus kommen. Um sieben wollten wir zusammen essen und jetzt ist es schon halb neun.«
»Kurz davor habe ich mit ihm gesprochen.«
»Vielleicht hat er doch das Grundstück verlassen«, überlegte Jo.
»Nein.« Pam schüttelte den Kopf. »Er ist irgendwo da draußen ... Gladys, holen Sie mir bitte eine Taschenlampe, eine große.«
Sie ging zur Treppe.
»Warum stellen wir keinen Suchtrupp auf?«, schlug ich vor. »Ist sonst noch jemand hier, der helfen könnte?«
»Nein. Dad hat die Leute früher nach Hause geschickt, damit sie nicht in den Regen kommen.« Dann rief sie nach unten: »Oder ist jemand hier geblieben?«
Gladys schüttelte den Kopf. Cheryl beobachtete ihre Mutter und ahmte sie nach. Ihr übliches Phlegma war einer manischen Rastlosigkeit gewichen: Sie schnupperte wie ein Hase, rieb sich die Hände und tappte mit einem Fuß auf dem Boden.
Ein scharfer Blick von Gladys ließ sie zur Ruhe kommen. »Haben Sie im Insektarium nachgeschaut?«, fragte ich. »Da bin ich nicht reingekommen«, antwortete Pam, »wegen der neuen Schlösser. Haben Sie vielleicht Schlüssel, Alex?« »Nein.«
»Die Lichter waren aus und ich hämmerte gegen die Tür, aber es rührte sich nichts.«
»Arbeitet er nicht manchmal im Dunkeln, wenn er bei den Insekten ist?«, fragte Jo.
»Ja, wahrscheinlich.« In ihren traurigen Augen brannte Panik. »Sie haben Recht, er könnte da drinnen sein, nicht wahr? Was, wenn er verletzt ist? Gladys, wissen Sie, wo wir einen Ersatzschlüssel finden könnten?«
»Ich habe am Schlüsselbrett nachgeschaut, aber es ist keiner da.«
Cheryl murmelte etwas und senkte den Kopf. »Was?«, rief ihre Mutter.
»Nichts, Mama.«
»Weißt du, wo Dr. Bill ist, Cheryl?«
»Nein, Mama.«
»Hast du ihn gesehen?«
»Nur heute Morgen.«
»Wann?«
»Vor dem Mittagessen.«
»Hat er irgendwas gesagt, wo er heute Abend hin wollte?« »Nein, Mama.«
Gladys hob das Kinn ihrer Tochter an. »Cheryl?«
»Nichts, Mama. Ich war in der Küche und hab den Herd sauber gemacht. Und dann habe ich Limonade gemacht. Du hast gesagt, ich hätte zu viel Zucker genommen, weißt du nicht mehr?«
Gladys sah zuerst wütend aus, dann resigniert. »Ja, ich erinnere mich, Cher.«
»Verdammt, verdammt!«, sagte Pam. »Sind Sie sicher, dass kein Ersatzschlüssel da ist?«
»Ja, Ma'am.«
»Wahrscheinlich hat er es vergessen, wie gewöhnlich.«
»Er hat Ben einen Schlüssel gegeben«, sagte Cheryl. »Ich habe es gesehen. Einen glänzenden Schlüssel.«
»Das nutzt uns wenig«, sagte Pam. »Okay, ich gehe zum Insektarium zurück und versuche durch eines der Fenster hineinzukommen.«
»Die Fenster sind zu hoch«, erklärte Jo. »Sie brauchen eine Leiter.«
»Gladys!«, rief Pam. Ihre Stimme war so angespannt, dass es als Kreischen herauskam.
»In der Garage, Ma'am. Ich gehe sie holen.«
»Ich komme mit«, sagte Jo. »Ich kann die Leiter halten; oder ich klettere hoch, wenn Sie wollen.«
»Ich dachte, es geht Ihnen nicht besonders«, warf ich ein.
Ȇberlassen Sie das
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