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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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lieber mir.«
    Sie schloss ihre Tür und baute sich zwischen Pam und mir auf. »Kein Problem, es ist schon vorbei. Es war so eine Magensache, die nach vierundzwanzig Stunden vorbei ist.«
    »Trotzdem -«
    »Wirklich, es geht mir gut«, sagte sie bestimmt. »Wahrscheinlich haben Sie sowieso keine Regenkleidung, oder? Also, verschwenden wir keine Zeit mehr.«
    Sie lief mit Pam die Treppe hinunter und sie folgten Gladys in Richtung Küche.
    Cheryl blieb allein an der Haustür zurück. Sie hatte wieder zu zappeln begonnen und schaute überallhin, nur nicht hoch zu uns.
    Dann, plötzlich, blickte sie mir direkt ins Gesicht.
    »Was ist los, Cheryl?«, fragte ich.
    »Möchten Sie irgendetwas? Soll ich Ihnen eine Limonade bringen - nein, zu süß - einen Kaffee?«
    »Nein, danke.«
    Sie nickte, als hätte sie meine Antwort erwartet. Sie hörte nicht auf zu nicken.
    »Ist alles in Ordnung, Cheryl?«, fragte Robin. Die junge Frau zuckte zusammen und zwang sich stillzustehen. Robin ging zu ihr hinunter. »Was ist denn los, Liebes?«
    Cheryl fixierte mich noch immer und ich folgte Robin nach unten.
    »Was hast du denn, Cheryl?«, fragte Robin.
    Cheryl blickte schuldbewusst zu Boden. Mit einer Hand rieb sie sich das Bein, mit der anderen klopfte sie auf eine ihrer Hosentaschen. Wieder schaute sie mich an.
    »Ich brauche Sie«, sagte sie, den Tränen nahe.
    Ich schaute Robin an und sie ging ans andere Ende des Raumes.
    Cheryl rieb noch verbissener an ihrer Hose. Ihr Gesicht war angstverzerrt. Sie schwitzte. Sie hatte mit einem inneren Konflikt zu kämpfen.
    Dann fiel mir ein, dass Moreland sie als Botin benutzt hatte, als Milo das erste Mal angerufen hatte.
    »Hat Dr. Bill dir etwas für mich gegeben, Cheryl?«
    Ihr Blick zuckte in alle Richtungen und sie zog eine weiße, an allen vier Ecken zusammengeheftete Karte aus der Tasche.
    »Nein!«, rief sie, als ich die Karte aufreißen wollte. »Dr. Bill hat gesagt, es wäre ein Geheimnis!«
    »Na gut, dann schaue ich es mir ganz geheim an.« Ich verbarg die Karte in meiner Handfläche. Cheryl wollte weggehen, doch ich hielt sie fest.
    »Wann hat dir Dr. Bill das gegeben?«
    »Heute Morgen.«
    »Und du solltest es mir erst heute Abend geben?«
    »Wenn er nicht in die Küche kommen würde.«
    »Wenn er nicht zu einer bestimmten Zeit in die Küche kommen würde?«
    Sie sah verwirrt aus.
    »Warum würde er denn in die Küche kommen, Cheryl?« »Zum Essen. Ich würde ihm was zu essen machen.«
    »Sie machen ihm jeden Abend zu einer bestimmten Zeit etwas zu essen?«
    »Nein!« Sie versuchte sich loszureißen. Sie starrte auf meine Hosentasche, als befürchtete sie, die Karte könnte ein Loch hineinbrennen.
    »Ich muss jetzt gehen!«
    »Eine Sekunde noch. Erzähl mir, was er gesagt hat.«
    »Dass ich sie Ihnen geben soll.«
    »Wenn er nicht in die Küche käme.« Sie nickte.
    »Wann machst du ihm gewöhnlich sein Essen?«
    »Wenn er es sagt.«
    Sie schaute auf meine Hand, mit der ich sie am Arm festhielt, und wimmerte leise, worauf ich sie losließ.
    »Okay. Danke, Cheryl.«
    Sie lief nicht sofort weg, sondern sagte: »Erzählen sie nur Mama nichts davon.«
    Sie war also Morelands getreue Botin. Er dachte wahrscheinlich, ihr Mangel an Intelligenz würde sie vor moralischen Konflikten bewahren.
    Falsch gedacht.
    »Natürlich werde ich ihr nichts erzählen«, beruhigte ich sie.
    »Mama wäre furchtbar böse auf mich.«
    »Ich werde ihr bestimmt nichts sagen, Cheryl, das verspreche ich. Geh nur, du hast genau das Richtige getan.«
    Sie lief davon und ich ging zu Robin. Es war zu dunkel, um die Karte zu lesen, und ich wollte kein Licht einschalten. Wir gingen also in unser Zimmer zurück und ich riss die Heftklammern auf.
    Es war Morelands gewohnte Handschrift:
    DISR. 184:18
    »Was?«, wunderte sich Robin. »Eine Bibliotheksnummer?«
    »Ja, irgendeine Referenz, wahrscheinlich Band und Seitenzahl. Er hat mir schon des Öfteren solche Karten zukommen lassen; Zitate von großen Dichtern und Denkern: Stevenson, Auden, Einstein - das Letzte war etwas über Zeit und Gerechtigkeit. Der einzige große Denker mit DISR, der mir einfällt, ist Disraeli. Hast du hier oben vielleicht ein Buch von ihm gesehen?«
    »Nein, hier gibt es nur Zeitschriften. Vielleicht ist in einer davon ein Artikel über ihn.«
    »Etwa im Architectural Digest?«, spottete ich. »Oder in House and Garden?«
    »Manchmal findet man da Artikel über die Familiensitze berühmter Leute.«
    Wir nahmen uns jeder einen Stapel Magazine und

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