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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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begannen, die Inhaltsverzeichnisse durchzugehen.
    »Vogue«, brummte ich, »das wird es sein: was Disraeli zur Parlamentseröffnung getragen hat, jetzt bei Armani ... Wo rauf will er nur hinaus? Selbst in seiner dunkelsten Stunde spielt der alte Habicht noch seine Spielchen.«
    Sie legte eine Elle beiseite und machte sich über Town & Country her.
    »Und dann benutzt er auch noch die arme Cheryl als Kurier«, beklagte ich mich weiter. »Warum kommt er nicht einfach zu mir, wenn er etwas zu sagen hat?«
    »Vielleicht hält er es für zu gefährlich.«
    »Vielleicht hat er nicht alle Tassen im Schrank.« Ich nahm mir einen sechs Jahre alten Esquire vor. »Alles, was er tut, ist kalkuliert. Ich fühle mich wie eine Figur in einem Schauspiel, zu dem nur er das Buch kennt. Sogar sein Verschwinden - mitten in der Nacht. Wie theatralisch!«
    »Meinst du, er hat sich mit Absicht aus dem Staub gemacht?«
    »Wer weiß, was in seinem großen, kahlen Schädel vorgeht? Ich sehe ja ein, dass sein Leben hier droht, auseinander zu fallen, aber trotzdem: Die normale Reaktion wäre, sich um seine Sicherheit Gedanken zu machen und abzuwarten, bis Bens Anwalt eintrifft. Stattdessen schickt er alle nach Hause und lässt seine Tochter im Stich.«
    Der Regen prasselte so heftig gegen die Fenster, dass der Rahmen wackelte.
    Ich ging ein weiteres Inhaltsverzeichnis durch und warf das Heft beiseite.
    »Warum nur hat er sich mich für sein Ratespiel ausgesucht?«
    »Offenbar vertraut er dir.«
    »Welche Ehre. Es ergibt einfach keinen Sinn, Robin. Er weiß, dass wir in ein paar Tagen weg sein werden. Ich habe es ihm heute Nachmittag gesagt. Vielleicht denkt er in seinem verrückten Kopf, er könnte uns auf diese Weise festhalten.«
    »Entweder das oder irgendetwas anderes hat ihn dazu veranlasst, etwas zu unternehmen. Oder er ist tatsächlich in Schwierigkeiten.«
    »An was für Schwierigkeiten denkst du?«
    »Jemand könnte hier eingedrungen sein und ihn entführt haben.«
    »Oder er ist gestürzt, wie vor kurzem in seinem Labor.«
    »Ja. Mir ist aufgefallen, dass er oft das Gleichgewicht verliert. Und dann seine Geistesabwesenheit. Vielleicht ist er krank, Alex.«
    »Oder nur ein alter Mann, der sich total übernommen hat.«
    »Wie auch immer, es wäre schrecklich, wenn er in einer solchen Nacht da draußen wäre.«
    Spike lauschte fasziniert dem Regen, der unvermindert gegen die Scheiben prasselte.
    Bald hatten wir die Zeitschriften durch: nichts über Disraeli.
    »Sind in deinem Büro keine Bücher, in dem Hinterzimmer, wo die Akten stehen?«, fragte Robin.
    »Ja, aber die sind nicht durchnummeriert. Tausende von Bänden und kein System. Sehr unpraktisch, wenn er mir wirklich etwas mitteilen möchte.«
    »Und die Bibliothek hinter dem Esszimmer, von der er gesagt hat, es gäbe dort nichts Interessantes? Vielleicht hat er das nur gesagt, weil er dort etwas versteckt hält ... Lass uns doch nachschauen, Alex. Wir haben schließlich genug Zeit.«
    Das Haus war ein Labyrinth aus Lichtstreifen und Schatten, verborgenen Winkeln und Sackgassen, das Ganze voll elektrisierter Luft.
    Wir gingen durch Wohn- und Esszimmer. Die Tür zur Bibliothek war zu, aber nicht abgeschlossen.
    Wir gingen hinein und ich knipste einen Kristallleuchter an, der den Raum kaum erhellte. Die Wände schimmerten bräunlich und die Möbel sahen aus, als wären sie schwarz.
    Es gab nicht viele Bücher, vielleicht hundert Bände in zwei Regalschränken. Im Gegensatz zur großen Bibliothek waren diese alphabetisch geordnet. Links stand Belletristisches, meist Reader's-Digest-Kurzfassungen von Bestsellern, rechts das andere, zumeist Kunstbücher und Biografien.
    Den Disraeli fand ich schnell: eine alte britische Ausgabe eines Romans mit dem Titel Tancred. Als ich ihn aufschlug, sah ich zuerst einen rosenroten Aufkleber mit Spitzenrand: Ex Libris: Barbara Steehoven Moreland. Der Namenszug war ein kalligrafisches Kunstwerk, noch viel eleganter als Morelands Handschrift.
    Ich blätterte eilig zu Seite 184, wo ich jedoch nichts Auffälliges fand; auch nichts Bemerkenswertes an Zeile 18, Wort 18 oder Buchstabe 18.
    Ich las die Seite noch einmal und ein drittes Mal und gab das Buch an Robin weiter, die es sich ebenfalls anschaute und mir zurükgab.
    »Vielleicht steht DISR für etwas ganz anderes«, sagte sie, »vielleicht aus der Medizin.«
    Ich zuckte mit den Schultern und blätterte noch einmal in dem Buch. Es gab nirgendwo auch nur die kleinste handgeschriebene Anmerkung. Die

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