Satans Bruder
gezeichneter Pfeil ganz unten auf Seite 185 auf.
Der Pfeil zeigte nach rechts. Hieß das, ich sollte umblättern?
Das tat ich und fand eine Anmerkung in Morelands Handschrift, parallel zum Buchrücken. Ich drehte das Buch um und las:
214:2
Dort fanden sich die Weisheiten von Gustave Flaubert.
Zwei Zitate. Eines über Bärte und ein anderes, das den Wert des gedruckten Wortes anzweifelte.
Wieder ein Spiel. An dem Tag, als er mir mein Büro zeigte, hatte Moreland Flaubert gelesen; L'Education sentimentale im französischen Original. Tut mir Leid, Dr. Bill, ich hatte nur Latein.
Ich betastete das Buch und fühlte etwas Hartes unter der rechten Seite.
Zehn Seiten weiter war ein Schlüssel eingeklebt, aus Messing, nagelneu glänzend.
Ich löste das Klebeband und fand unter dem Schlüssel eine weitere Anmerkung, wieder in Morelands Handschrift, jedoch so klein, dass ich es kaum entziffern konnte:
Danke für Ihre Hartnäckigkeit.
Gustaves Mädchen wird Ihnen weiterhelfen.
»Gustaves Mädchen?«, sagte Robin.
»Gustave Flaubert. Sein Mädchen: Madame Bovary. Ich habe Bill gegenüber erwähnt, dass ich das Buch kenne.« »Und was bedeutet das?«
»Soweit ich mich entsinne, war Madame Bovary mit einem Arzt verheiratet, bekam Langeweile, hatte Affären, die ihr Leben ruinierten, und vergiftete sich schließlich.«
»Eine Arztfrau? Barbara Moreland? Will er damit sagen, sie habe sich das Leben genommen?«
»Er hat mir erzählt, sie wäre ertrunken, aber vielleicht ist es das. Doch warum sollte er das jetzt zum Thema machen?« »Vielleicht fühlt er sich deshalb schuldig.«
»Sicher, aber es ergibt immer noch keinen Sinn, gerade heute so ein Aufhebens darum zu machen.«
Ich versuchte mich an das Buch zu erinnern. Und dann starrte mir plötzlich die Wahrheit ins Gesicht, hässlich und unerwartet wie in einem Alptraum.
»Es geht gar nicht um seine Frau«, sagte ich leise. »Um was geht es dann?«
»Emma Bovary«, flüsterte ich. »Emma wird uns weiterhelfen - die achtbeinige Emma.«
33
»Ob er wohl etwas in der Nähe ihres Käfigs versteckt - oder darin?«, rätselte Robin.
»Er könnte sich den Spinnenzoo ausgesucht haben, damit Jo nicht herumschnüffelt. Bekanntlich hat sie Angst vor Insekten - das hat sie jedenfalls behauptet - und seit heute Nachmittag wusste Moreland, welchen Verdacht ich gegen sie habe.«
»Und jetzt ist sie dort und hält Pam die Leiter fest.«
»Ich bin gespannt, ob sie wirklich hineingeht.«
»Was könnte er dort nur versteckt haben?«
»Etwas, das mit den Morden oder mit Stasher-Layman zu tun hat«, sagte ich. »Bens Verhaftung hat ihm vor Augen geführt, wie ernst die Lage ist und dass er allmählich seine Karten auf den Tisch legen muss.«
Die Tür wurde aufgerissen und Jo und Pam huschten herein. Ich klappte die Zitatensammlung zu und versuchte, unschuldig dreinzuschauen. Den kleinen, glänzenden Schlüssel steckte ich in meine nasse Hosentasche, während sich die beiden Frauen noch das Wasser aus den Augen wischten.
Pam schüttelte entmutigt den Kopf. Jo zog die Tür zu und fixierte mich sofort. »Was machen Sie denn hier draußen?«
»Wir wollten auch etwas tun«, erwiderte Robin. »Wir haben angefangen, das Gelände abzusuchen, aber dann wurde uns das Wetter zu viel und wir haben uns hier verkrochen. Und wie ist es Ihnen ergangen? Sind Sie in das Insektenhaus gekommen?«
Pam schüttelte erneut den Kopf, während Jo sich in meinem Büro umschaute. »Die Fenster sind verriegelt und mit Maschendraht gesichert. Mit der Taschenlampe konnte ich eine Scheibe einschlagen, aber der Draht wollte nicht nachgeben. Ich konnte also nur mit der Lampe hineinleuchten und soweit ich sehen konnte, war niemand da.«
»Ich habe auch seinen Namen gerufen ... Nichts, keine Antwort«, fügte Pam hinzu.
»Die Tür ist mit drei Schlössern gesichert und die Scharniere sind innen. Hoffnungslos.«
Sie nahm ihren Hut ab. Er hatte den Regen nicht abhalten können und ihr Haar klebte an ihrem Kopf.
»Ich gehe wieder nach draußen«, erklärte Pam.
»Das würde ich nicht tun«, sagte Jo. »Selbst wenn er irgendwo da draußen ist, werden Sie ihn nicht finden - nicht bei diesem Wetter und ohne Tageslicht.«
»Das ist mir egal!«
Sie lief zur Tür. Jo schaute mich an. »Und was ist mit Ihnen?«
»Wir werden noch etwas hier bleiben und dann zum Haus zurückgehen. Sagen Sie uns Bescheid, wenn Sie ihn gefunden haben.«
Sie setzte ihren Hut wieder auf.
»Sind Sie bewaffnet?«, fragte ich
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