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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Meter hoch und nicht viel breiter. Die Wände waren rund und aus Stahlbeton. Das Licht, das ich von oben gesehen hatte, kam von einer Grubenlampe in einem Drahtkäfig, der vierzig Schritt vor uns an der Decke hing.
    Der Kunstrasen lag auf nackter Erde und endete an einem schmalen Schienenstrang mit polierten Kiefernschwellen, nicht stabil genug für einen Zug und wahrscheinlich für einen Handkarren gedacht.
    Der Regen war nicht mehr zu hören. Ich betastete den Boden. Er war hart und trocken. Ich klopfte gegen die Wand und hörte keinen Ton. Sie musste mindestens einen Meter dick sein. Der Tunnel war eingekapselt wie ein Bunker.
    Ich bat Robin, auf mich zu warten, und ging zur Treppe zurück. Ich stieg hoch und überprüfte die Betonklappe. Sie schien sicher eingerastet zu sein. Der komplizierte Mechanismus aus Zahnrädern, Federn und Gewichten schien darauf ausgelegt zu sein, zu verhindern, dass man sich die Finger abquetschte oder sich versehentlich einschloss. Wahrscheinlich konnte man die Klappe auch hinter sich schließen, doch auf die Schnelle war nicht zu erkennen, wie das zu bewerkstelligen war. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Eingang offen zu lassen.
    Vielleicht war es sowieso das Beste, zu verschwinden und am Morgen zurückzukommen. Ich ging zu Robin zurück und fragte sie, was sie davon hielt.
    »Nein, Alex. Lass uns wenigstens für eine Weile dem Tunnel folgen, wo wir schon so weit gekommen sind. Vielleicht können wir herausfinden, wo er hinführt.«
    »Nach dem Plan führt er von Morelands Grundstück weg unter den Banyanwald - unter die Minen.«
    »Wenn es die wirklich gibt.«
    »Daran zweifelst du?«
    »Wenn ich irgendwo etwas verbergen wollte, würde ich sagen, es ist vermint ... «
    »Und du bist bereit, diese Theorie auf die Probe zu stellen?«
    Sie schaute in den Tunnel. »Er ist irgendwo da unten. Und er will, dass wir zu ihm kommen, das ist eindeutig. Meinst du wirklich, er würde uns in ein Minenfeld locken?«
    »Dich bestimmt nicht. Wahrscheinlich rechnet er gar nicht damit, dass du bei mir bist. Ich bin es, den er irgendwohin locken will. Deshalb hat er mich überhaupt auf die Insel geholt.«
    »Jedenfalls scheint es ihm wichtig zu sein. Sonst hätte er nicht all diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen.«
    »Verschlüsselte Botschaften, weise Sprüche, die Sache mit Emma: Er ist wie ein großes Kind ...«
    »Ja, vielleicht spielt er ein bisschen Katz und Maus mit uns. Vielleicht irre ich mich ja total in ihm, aber ich glaube einfach nicht, dass er etwas Böses im Schild führt. Er ist kein schlechter Mensch, Alex, nur ein großer Geheimniskrämer.«
    Ich stellte mir Moreland und Hoffman vor, wie sie mit ihren Frauen auf der Terrasse saßen und Bridge spielten. Wie Hoffman schummelte und Moreland sich nichts anmerken ließ.
    »Okay«, sagte ich. »Spielen wir also mit.«
    Wir gingen die Schienen entlang, unter der Minenlampe hinweg in die Finsternis. Hundert Schritt weiter kam die nächste Lampe in Sicht und dann noch eine.
    Die Eintönigkeit wirkte beruhigend. Der Tunnel war viel komfortabler, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Er war warm, trocken und still. Und keine Spinne, kein Tausendfüßler in Sicht.
    »Was, glaubst du, war dies früher einmal?«, fragte Robin. »Ein Fluchtweg der Japaner?«
    »Oder ein Versorgungsschacht.«
    Nicht weit hinter der zweiten Lampe standen Kartons an der Wand, sauber aufgestapelt, genau wie die Aktenkisten in dem Lagerraum oben.
    Geheime Akten? War es das, was ich entdecken sollte?
    Ich nahm einen der Kartons herunter. Der Deckel war geschlossen, aber nicht zugeklebt. Ich öffnete ihn und fand getrocknetes Obst und Gemüse in versiegelten Plastiktüten.
    Ich untersuchte einen anderen Karton und fand wieder nur Trockennahrung. Die dritte Kiste enthielt Arzneiproben und Pillenflaschen - Antibiotika, Vitamine, Mineralien und andere Nahrungszusätze. Und Flaschen mit einer klaren Flüssigkeit: Tonic Water; Chinin gegen Malaria.
    »Dr. Bills geheimes Lager. Er baut alles in seinen Gärten an, konserviert es und bringt es hier herunter. Vielleicht glaubt er, der Weltuntergang stände kurz bevor - ein Überlebensfanatiker.«
    Robin schaute in einen anderen Karton und schüttelte den Kopf. Konservendosen - Rindfleisch, Hühnchen und Reis. »Ein seltsamer Vegetarier.« Sie sah traurig aus. »Vielleicht ist sein Weltuntergang nur der Untergang der Insel. Vielleicht hat er vor, sich endgültig unter die Erde zu verkriechen.«
    »Unter den Wald«, sagte ich,

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