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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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griff, packte ich sie am Handgelenk.
    »Keine Sorge, Alex, er hat gesagt, sie ist nicht giftig.«
    »Er hat gesagt, sie ist nicht giftig genug, ihre Opfer damit umzubringen, weshalb sie sie zerquetscht!«
    »Wirklich, Alex, ich habe keine Angst vor ihr.«
    Bevor ich sie daran hindern konnte, schob sie den Deckel einen Zentimeter zur Seite und hielt ihre Finger in den Tank. Die Spinne beobachtete sie, ohne sich zu rühren.
    Ich fluchte vor mich hin. Der Regen auf meiner Haut vermischte sich mit Schweiß. Es juckte.
    Der Spinnenleib pulsierte schneller.
    Inzwischen hing Robins halber Arm in dem Tank und die Spinne presste wieder ihre Kiefer zusammen.
    »Das reicht«, sagte ich. »Zieh die Hand zurück.«
    Robin verzog keine Miene und berührte den Käfigboden in der Nähe der Spinne. Dann hob sie einen Finger und berührte den haarigen Rücken, zuerst ganz sacht, dann energischer.
    Sie streichelte das Ungeheuer.
    Die Tarantel streckte ihre Beine aus und genoss die Liebkosung. Sie schmiegte sich an Robins Finger, bedeckte sie. Sie bedeckte Robins Hand.
    Robin ließ sie eine Weile dort ruhen, dann zog sie langsam ihre Hand aus dem Terrarium.
    Sie trug die Spinne wie einen grotesken, haarigen Handschuh.
    Sie ging in die Knie und legte ihre Hand flach auf den Tisch. Die Spinne streckte ein Bein aus, dann noch eines. Sie prüfte die Tischplatte, schaute zu ihrem Haus, ging von der Hand und wieder zurück und beschnupperte Robins Fingerspitzen.
    »Hallo, mein struppiger Freund«, sagte Robin und lächelte. »Du fühlst dich fast an wie Spike.«
    Das ermutigte die Spinne, Robins Arm hinaufzukrabbeln. Sie machte Rast auf ihrem Ärmel, den sie mit ihrem Gewicht herunterzog.
    »Mein Gott, Emma, du bist wirklich gut im Futter.«
    Die Spinne schmiegte sich an Robins Bizeps und hangelte sich weiter wie ein Bergsteiger.
    Bald saß sie auf Robins Schulter und schnupperte an ihrem Hals, direkt an der Halsschlagader, während Robin nicht aufhörte, ihr gut zuzureden und sie zu streicheln.
    »Siehst du, Alex, wir sind die besten Freunde. Willst du nicht nachschauen, ob du etwas in ihrem Haus finden kannst?«
    Ich steckte meine Hand in den Tank und zog sie gleich wieder zurück. Wohnte hier vielleicht noch eine andere Spinne? Emmas Gatte?
    Ach was, die Männchen waren doch harmlos. Das hatte ich jedenfalls gelesen. Ich schob also den Deckel ganz beiseite, schaute hinunter, konnte nichts erkennen und begann vorsichtig, in dem Waldboden zu stochern. Ich fühlte Erde, Blätter und Zweige.
    Und dann etwas Hartes, Scharfkantiges - Lavagestein. Und darunter etwas anderes: ein Stück dickes Papier. Ich holte die Karte heraus und faltete sie auf. Es war zu dunkel, um sie zu lesen. Also ging ich zu einem anderen Tank, wo eine blaue Lampe brannte.
    Emma mag auf den ersten Blick eindrucksvoll erscheinen,
doch alles ist relativ, nicht nur Zeit, auch Größe.
    Relativ - meint er etwas noch Größeres als die Tarantel? Ich blickte zur letzten Reihe, wo der Tank stand, der größer war als alle anderen. Doppelt so groß. Ein großes Stück Schiefer lag auf dem Deckel und was darunter lebte, war doppelt so lang wie Emma.
    Mein Brontosaurus ... erheblich giftiger.
    Ein halber Meter platten Peitschenleders, mit Stacheln am Schwanz und Antennen so dick wie Linguine.
    Und unzählige Beine. Ich erinnerte mich, wie die vordersten Paare wütend in die Luft geboxt hatten. Platte, kalte Aggression.
    Ich konnte ihm noch nicht beibringen, mich zu mögen. Der sadistische alte Bastard.
    Robin las die Karte, während Emma noch auf ihrer Schulter saß.
    »Aha.«
    Diesmal sollte sie mir nicht zuvorkommen. Ich ging schnell zum Ende des Zoos und fand den Tausendfüßler dort, wo wir ihn zum ersten Mal gesehen hatten, halb aus seiner Höhle heraus. Er sah mich, bevor ich ihn sah. Seine Antennen zuckten wie abgerissene Hochspannungskabel und er boxte wieder in die Luft, diesmal mit sämtlichen Vorderbeinen.
    Alles ist relativ - auch meine Bereitschaft, bei seinen Spielchen mitzumachen. Ich wollte schon gehen, doch dann fiel mir auf, dass sich an dem Kasten doch etwas verändert hatte: Der ganze Tank stand erhöht. Er ruhte nicht mehr auf dem Tisch, sondern auf Stößen von Schieferplatten.
    Ich fuhr mit der Hand über den Tisch und fühlte Staub und Steinsplitter.
    Ich tastete mich vor, bis meine Fingerspitzen die Schieferstützen berührten.
    In diesem Augenblick sprang das Ungeheuer vor und warf sich gegen die Glasscheibe. Es krachte so laut, dass ich zurücksprang.
    Die

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