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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Jackentasche und zündete ihn mit einem verchromten Feuerzeug an. Er nahm einen tiefen Zug, stieß den Rauch durch die Nase aus und ließ den Blick über die Lagune schweifen: Der Auslandskorrespondent unterwegs. Wo war die Titelmusik?
    »Komisch, nicht wahr?«, schwatzte er weiter. »Nach Monaten totaler Isolation kommen die Herrschaften plötzlich auf die Idee, eine Party zu veranstalten - zumindest für die Weißen. Ben und Dennis scheinen jedenfalls nicht auf der Gästeliste zu stehen. Was meinen Sie, Bill? Könnte es etwas mit der Hautfarbe zu tun haben?«
    Moreland gab keine Antwort.
    »Vielleicht ist es Ihnen zu Ehren«, wandte er sich schließlich an Robin und mich. »Kennen Sie vielleicht irgendein großes Tier bei der Marine, Alex?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Sie schwimmen nicht, Sie sonnen sich nicht, was tun Sie eigentlich den ganzen Tag, Mr. Creedman?«, schaltete sich Pam wieder ein.
    »Ich genieße das Leben und arbeite an meinem Buch.« »Und um was geht es darin genau?«
    Creedman klopfte die Asche ab und grinste anzüglich. »Wenn ich Ihnen das verraten würde, wäre doch die ganze Spannung dahin.«
    »Haben Sie schon einen Verleger?«
    Sein Grinsen versiegte. »Den besten der Welt.«
    »Und wann soll es herauskommen? Oder ist das auch ein Staatsgeheimnis?«
    »So könnte man es nennen«, sagte Creedman etwas zu schnell. Sein Zigarillo zeigte nach unten und er nahm ihn aus dem Mund. »Im Buchgeschäft muss man aufpassen. Wenn eine Idee erst mal durchgesickert ist, kann man es vergessen.«
    »Sie meinen, alle sind darauf aus, anderer Leute Ideen zu stehlen?«
    »Was ich meine, ist Folgendes: Bei Buchideen geht es um Millioneninvestitionen und jeder ist auf der Suche nach dem großen Wurf.«
    »Und den Sie haben gefunden - hier auf Aruk?« Creedman lächelte und rauchte schweigend.
    »In der Medizin ist es ganz anders«, erklärte Pam. »Wenn man etwas Wichtiges entdeckt, hat man die moralische Pflicht, es zu veröffentlichen.«
    »Wie edel«, erwiderte Creedman. »Aber deswegen wird man ja Arzt: weil man so edel ist.«
    »Ich glaube, sie kommen«, sagte Moreland, der die ganze Zeit aufs Meer hinausgeschaut hatte. Ich hörte nur das Rauschen der Wellen und Vogelgezwitscher, doch Moreland bekräftigte: »Ja, ganz bestimmt.«
    Sekunden später näherte sich von Osten das charakteristische, dumpfe Klopfen und bald schwebte der dunkle Umriss eines großen Helikopters über uns, bevor er sich wie eine Riesenheuschrecke auf die Straße senkte.
    Der Doppelrotor wirbelte Tonnen von Sand auf. Wir senkten die Köpfe und hielten uns die Hände vor den Mund. Die Rotoren wurden langsamer, stoppten aber nicht. Eine Tür öffnete sich, eine Trittleiter glitt aus dem plumpen Rumpf und jemand winkte uns heran.
    Wir stolperten auf die Tür zu, den Mund voller Sand, die Trommelfelle dem Platzen nahe, und kletterten in die mit Leinwand und Plastik bespannte, nach Flugbenzin stinkende Kabine. Moreland, Pam und Creedman setzten sich in die erste Reihe der Passagiersitze und ich nahm mit Robin hinter ihnen Platz. Der Rest der Kabine war voller Ausrüstung und zusammengefalteter Fallschirme. Ganz vorn saßen zwei Marineflieger. Halb zugezogene Vorhänge erlaubten uns einen Blick auf ihre Hinterköpfe und einen Streifen grün erleuchteter Armaturen.
    Der zweite Mann schaute sich kurz nach uns um und zeigte dann nach vorne, worauf der Pilot irgendetwas tat und der Hubschrauber zitternd abhob.
    Wir flogen zuerst aufs Meer hinaus, schwenkten dann Richtung Südosten und rauschten an der Küste entlang. Wir waren hoch genug, dass ich den messerförmigen Umriss der Insel erkennen konnte. Der Südstrand stellte die Spitze der Klinge dar und unser Bestimmungsort lag am Knauf. Die Mauer und die Zäune waren aus dieser Höhe kaum zu erkennen und die Berge lagen wie ein schwarzer Gürtel um den finsteren Banyanwald.
    Der Hubschrauber schlug einen Haken und nun kam die Ostseite der Insel in Sicht. Die Küste war einbetoniert, das Wasser viel unruhiger. Es gab keine Bäume, keinen Sand und kein Riff, dafür aber ein großzügiges, rundes, natürliches Hafenbecken, in dem sich Schiffe befanden, die auch aus dieser Höhe noch groß wirkten. Manche davon waren in Bewegung und schaukelten auf den Wellen, die schäumend an die mächtige Kaimauer schlugen.
    Wir drehten nach Norden ab und landeten sanft. Der Flug war nicht besonders lang gewesen, doch es reichte, um mir klarzumachen, wie brutal und vollkommen die Blockade war, mit der die

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