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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Marine die Insel zerschnitten hatte.
    Der Pilot schaltete den Motor ab und stieg aus, ohne ein Wort zu sagen. Der zweite Flieger wartete, bis die Rotoren zum Stillstand kamen. Dann öffnete er unsere Tür. Wir stiegen aus und wurden von einer Wand feuchter, schaler, nach Chemie stinkender Luft empfangen.
    »Dies ist die Windseite der Insel«, erklärte Moreland. »Hier wächst überhaupt nichts.«
    Ein Matrose fuhr uns in einem Gefährt, das wie ein überdimensionaler Golfwagen aussah, an einem Wachposten und an Unterkünften, Lagerhäusern, Hangars und leeren Rollbahnen vorbei. Es gab Flugplätze voller Hubschrauber und Flugzeuge, von denen manche zum Teil zerlegt waren, was mich an Harry Amalfis Flugzeugschrottplatz erinnerte. Einige der Maschinen waren echte Antiquitäten, andere sahen neu aus und eines davon, ein schlankes Passagierflugzeug, wäre der Stolz eines jeden Generaldirektors gewesen.
    Der Hafen lag nun hinter einer hohen Betonmauer, genauso grob und hässlich wie die Blockademauer am Südstrand, nur dass hier eine amerikanische Flagge im Wind flatterte. Der Ozean stürmte wütend gegen den Beton an. Es klang wie das Brüllen der Menge in einem Fußballstadion.
    Ich schaute zur Westgrenze der Basis, zu dem Gelände, wo Picker heruntergekommen sein musste. Es war fast einen Kilometer entfernt und endete an einem hohen Maschendrahtzaun, der den Banyanwald zurückhielt. Creedman hatte gesagt, der Stützpunkt würde bloß noch von einer Minimalmannschaft betrieben, und da schien er Recht zu haben. Ich sah nur sehr wenige Soldaten, vielleicht zwei Dutzend, die herumliefen und uns nachschauten.
    Der Golfwagen rollte über einen fast leeren Parkplatz, durch einen kleinen, verkümmerten Garten zu einem Haus im Kolonialstil, drei Stockwerke hoch, aus Backstein und weiß gestrichenem Holz, mit grünen Fensterläden und einem Schild:
    HAUPTQUARTIER
CAPT. ELVIN S. EWING
    Daneben befand sich ein Flachbau, ebenfalls aus Backstein und Holz: das Offizierskasino, in das wir nun geführt wurden.
    Wir gingen durch einen langen, walnussgetäfelten Korridor mit einem dicken roten Teppich, der mit gekreuzten Säbeln gemustert war. Oberhalb der Täfelung hingen Ölgemälde mit Meermotiven und Glaskästen mit Schiffsmodellen.
    Ein anderer Matrose führte uns in einen Warteraum mit Klubsesseln. Hier hingen die Wände voller Fotos von Kampfflugzeugen. Ein Matrose in Prunkuniform stand hinter einem Empfangspult neben einer offenen Glastür, die in den Speisesaal führte: gedämpftes Licht, leere Tische und der Geruch von Dosensuppe und geschmolzenem Käse.
    Die Matrosen salutierten sich gegenseitig und der Erste drehte sich auf dem Absatz um und marschierte hinaus.
    »Hier entlang«, sagte der Matrose am Empfangspult, ein Jüngling mit Igelfrisur und einem weichen Gesicht voller Pickel, und führte uns durch eine unbeschriftete Tür. Ein Schild an der Klinke wies darauf hin, dass Captain Ewing den Raum reserviert hatte.
    In dem Nebenzimmer fanden wir einen langen Tisch und zwanzig himmelblaue Stühle vor. Über dem Tisch hing ein Kronleuchter aus gehämmertem Kupfer und von einem Foto an der Wand hinter dem Kopfende lächelte der Präsident verlegen auf uns herab. Drei der Zimmerwände waren holzgetäfelt, die vierte war mit dickem, blauem Tuch verhängt.
    Ein anderer Matrose kam herein und fragte, ob wir etwas zu trinken wünschten, und einige Augenblicke später kamen unsere Aperitifs, serviert von zwei weiteren jungen Männern.
    Creedman nippte an seinem Martini und leckte sich die Lippen. »Trocken, genau richtig. Warum kann man solchen Stoff eigentlich nicht im Dorf bekommen, Bill?«
    Moreland schaute in seinen Tomatensaft und zuckte mit den Schultern.
    »Einmal habe ich im Laden eine Flasche italienischen Wermut bestellt«, beklagte sich Creedman weiter, »und mit was kamen sie an, nach einem Monat? Mit einem Gebräu aus Malaysia!«
    »Wie bedauerlich.«
    »In jedem Duty-free-Laden in den verlassensten Winkeln der Welt findet man alles von Chivas bis Cinzano. Ich verstehe nicht, warum es dann hier unmöglich sein soll, irgendetwas zu bekommen. Man hat fast den Eindruck, sie tun es mit Absicht.«
    »Geht es darum in Ihrem Buch? Die blöden Insulaner?«, fragte Pam.
    Creedman lächelte über sein Glas hinweg. »Wenn Sie so neugierig sind, worum es in meinem Buch geht, sollten wir uns vielleicht mal treffen und darüber reden. Aber nur, wenn Sie nach dem Schwimmen noch genug Energie haben.«
    Moreland ging zu den blauen

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