Satans Bruder
Skip?«, rief Haygood. »Wenn du so weitermachst, ist dein Schwanz bald so schlaff wie ein Würstchen.«
»Fick dich doch in den Arsch«, sagte Skip, während er schon nach seinen Shorts suchte, doch Haygood sprang vor, grabschte sich den grünen Fetzen und lief damit den Strand hinunter, recht flink für seine Figur.
Skip rannte hinter ihm her, mit wabbelndem Bauch und einer Hand auf den Geschlechtsteilen.
Spike keuchte immer noch aufgeregt. Ich setzte mich und versuchte ihn zu beruhigen. Robin war inzwischen im flacheren Wasser. Sie stellte sich auf die Füße, schob ihre Tauchermaske hoch und winkte. Erst dann sah sie die beiden Männer den Strand entlangrennen und kam aus dem Wasser.
»Was war denn los?«
Ich erzählte ihr, was geschehen war.
»Was für ein Idiot.«
»Wahrscheinlich hat er gehofft, du würdest herauskommen und ihn sehen, wie er den Feuerwehrmann spielte.«
»Zu schade, dass ich das verpasst habe.« Sie hockte sich hin und tätschelte Spike. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen über diese Schwachköpfe, mein Süßer. Mama wird schon nichts passieren. Es ist einfach fantastisch hier, Alex. Komm doch mit ins Wasser.«
»Vielleicht später.«
»Stimmt irgendetwas nicht?«
»Ich bleibe lieber eine Weile hier, falls sie zurückkommen. Obwohl ich dem guten Skip einen gehörigen Schrecken eingejagt habe.«
Ich erzählte ihr von meiner UV-Warnung und sie lachte laut auf.
»Wahrscheinlich hast du damit das bisschen Liebesleben zerstört, das er vielleicht hatte.«
»Endlich konnte ich mal etwas anfangen mit meiner Ausbildung.«
»Machst du dir wirklich Gedanken wegen der beiden? Komm doch mit tauchen. Wenn sie zurückkommen, wird Spike sich auf sie stürzen.«
»Jeder Zwölfjährige würde mit Spike fertig werden.«
»Das wissen die doch nicht. Erzähl ihnen einfach, er wäre eine neurotestinale Bulldogge.«
Wir paddelten Seite an Seite und besuchten jede Ritze des Riffs, und als wir eine Stunde später zum Strand zurückkamen, war alles friedlich. Spike schlief geräuschvoll unter einer Wolke aus Sandfliegen. Die Getränke waren inzwischen lauwarm, was uns jedoch nicht davon abhielt, gierig zu trinken. Robin streckte sich auf ihrer Decke aus und schloss die Augen und ich nahm die Island World vom Frühjahr 1988 zur Hand.
Der Artikel, der meine Aufmerksamkeit erregt hatte, war auf Seite 113, hinter Werbung für archäologische Stätten im Pazifikraum und für die besten Tauchreviere, Restaurants und Nachtclubs.
Bikini - eine Geschichte der Schande.
Der Autor hieß Micah Sanjay, früher Zivilbeamter bei der Militärregierung der Marshallinseln und nun ein pensionierter Oberschullehrer in Chalan Kanoa auf Saipan.
Seine Darstellung stimmte mit dem überein, was Moreland mir erzählt hatte. Es ging um das Versäumnis, die Bewohner von Bikini, Majuro und der benachbarten Marshallatolle zu evakuieren, und um die Boote, die nachts heimlich die Entschädigungen verteilten.
Die Geschichte war exakt dieselbe, bis hin zu den Summen, die ausgezahlt worden waren.
Sanjays Artikel war im Großen und Ganzen sachlich, doch an manchen Stellen kam seine Wut durch. Als Eingeborener von Majuro hatte er durch Leukämie und Lymphome etliche Verwandte verloren.
Am wütendsten schien er über die Geldsummen zu sein, die schließlich ausgezahlt worden waren. Sanjay und sechs andere Zivilbeamte waren dafür abgestellt worden.
Sechs Namen, doch Moreland war nicht darunter.
Ich las den Artikel und suchte nach einer Erwähnung des Doktors, doch ohne Erfolg. Der alte Mann schien nie an der Entschädigungsaktion beteiligt gewesen zu sein. Warum hatte er mich belogen?
Etwas anderes, das er mir an jenem ersten Abend erzählt hatte, hallte mir in den Ohren: Ein schlechtes Gewissen ist ein guter Antrieb, Alex.
Fühlte er sich vielleicht mitverantwortlich für die Bombentests? Schließlich war er Marineoffizier gewesen. Hatte er etwa von der Windrichtung gewusst?
War es das schlechte Gewissen, das ihn von einem reichen Erben in glitzernder Uniform in einen Möchtegern-AlbertSchweitzer verwandelt hatte?
War er nach Aruk gekommen, um Buße zu tun?
Nicht dass sein Lebensstil besonders gelitten hätte. Er wohnte immerhin auf einem großen Landsitz und ging seinen Hobbys nach.
Aruk war sein Reich. Und seiner Tochter wollte er verbieten, sich mit einem Einheimischen einzulassen.
War es vielleicht seine Absicht, die Einheimischen zu isolieren? So konnte er die Insel jedenfalls nach seinem Geschmack formen. Sah
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