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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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er in ihr das letzte Refugium der edlen Wilden, mit guter Hygiene und sauberem Wasser?
    Vielleicht war ich ungerecht ihm gegenüber. Vielleicht war ich noch wütend wegen der Riesenschaben. Doch offenbar hatte er mich angelogen, als er von dem Entschädigungsprogramm auf den Marshallinseln erzählte, und das gefiel mir nicht.
    Oder war Moreland doch auf diesen Booten gewesen, nur in einer anderen Gruppe als Sanjay?
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden: Ich musste mit dem Autor reden.
    Sanjay hatte vierzig Jahre zuvor für die Regierung gearbeitet und dann als Schuldirektor. Das hieß, er musste etwa im gleichen Alter wie Moreland sein.
    Lebte er noch? Und wohnte er noch auf Saipan?
    Robin rollte sich zu mir und murmelte: »Mm, die Sonne ist wunderbar.«
    »Und sehr heiß. Wir haben nichts mehr zu trinken. Ich laufe noch einmal zum Laden und hole Nachschub.«

21
    Ich machte einen Umweg am Hafen entlang, wo Skip und Haygood ihre Angeln ins Wasser baumeln ließen. Haygood sah zu mir herüber, doch Skip blickte weiter aufs Wasser.
    Betty Aguilar schaute sich eine Quizsendung an und aß einen Schokoriegel.
    »Hi, so schnell zurück?«
    »Zwei Bier und noch zwei Coke.«
    »Sie sind mit Sicherheit mein bester Kunde. Warten Sie, ich gehe nach hinten und hole es Ihnen.«
    »Funktioniert das Telefon da?«
    »Gewöhnlich ja, aber wenn Sie Dr. Bill anrufen wollen, können Sie das umsonst tun, vom Telefon hinten.«
    »Nein, es ist ein Ferngespräch.«
    »Ach so. Brauchen Sie Wechselgeld?«
    »Ich dachte, ich benutze meine Telefonkarte.«
    »Das sollte gehen.« Sie ging in den hinteren Raum und ich nahm den Hörer in die Hand. Wieder ein Scheibentelefon. Es dauerte eine Weile, bis ich ein Freizeichen hörte, und noch viel länger, bis ich mich durch mehrere Vermittlungsdienste gekämpft hatte und schließlich die Erlaubnis bekam, meine Karte zu benutzen. Jede neue Verbindung war schlechter als die vorige. Bis ich bei der Auskunft in Saipan angekommen war, klang die Leitung, als wütete dort ein Taifun, und jedes Mal, wenn ich etwas sagte, hörte ich eine Sekunde später mein eigenes Echo.
    Doch Micah Sanjay existierte noch, und als ich seine Nummer wählte, antwortete eine ältlich klingende, sanfte Stimme: »Ja?«
    »Entschuldigen Sie die Störung, Mr. Sanjay. Ich bin freier Journalist. Mein Name ist Thomas Creedman. Ich halte mich zur Zeit auf Aruk auf.«
    »Aha.«
    »Ich bin zufällig auf Ihren Artikel in der Island World gestoßen. Es geht da um die Atombombentests auf den Marshallinseln.«
    »Das ist lange her.«
    Ich war nicht sicher, ob er die Tests oder den Artikel meinte, und bohrte weiter. »Ich finde es sehr interessant, was Sie da geschrieben haben. Sehr gut.«
    »Schreiben Sie ebenfalls über Bikini?«
    »Ich denke darüber nach. Vielleicht, wenn sich ein neuer Blickwinkel auftut.«
    »Ich versuchte damals, den Artikel an Zeitschriften auf dem Festland zu verkaufen, aber niemand hatte Interesse.« »Wirklich nicht?«
    »Die Leute wollen nichts davon hören, und wer davon weiß, möchte es am liebsten vergessen.«
    »Schlechtes Gewissen.«
    »Das wird es wohl sein.« Seine Stimme klang nun härter. »Ich glaube, mit am eindrucksvollsten ist Ihre Beschreibung, wie die Entschädigungen vonstatten gegangen sind - diese nächtlichen Bootstouren.«
    »Ja, das war schlimm. Wir schlichen herum wie Verbrecher.«
    »Waren Sie und die sechs anderen Männer die Einzigen, die damit zu tun hatten?«
    »Es gab Bosse, die die Befehle gegeben haben, aber die Auszahlung haben wir erledigt, niemand sonst.«
    »Erinnern Sie sich vielleicht noch an die Namen der Bosse?«
    »Admiral Haupt' und Captain Ravenswood. Und über denen waren Leute in Washington, nehme ich an.«
    »Haben Sie noch Kontakt mit den anderen Mitgliedern der Gruppe? Wenn ich mit denen reden könnte ...«
    »Ich habe keinen Kontakt mehr, aber ich weiß, wo sie sind. George Avuelas ist vor ein paar Jahren gestorben. Krebs, aber ich weiß nicht, ob es mit den Tests zu tun hatte. Die anderen leben auch nicht mehr, außer Bob Taratoa. Der wohnt jetzt in Seattle. Er hat einen Sohn dort. Er hatte aber letztes Jahr einen Schlaganfall, weshalb ich nicht sicher bin, ob er Ihnen noch helfen kann.«
    »Es gibt also keinen mehr, der noch auf den Marianen lebt?«
    »Nein, ich bin der Einzige. Wo sind Sie noch gleich?«
    »Auf Aruk.«
    »Ist das eine der kleinen Inseln ein Stück nördlich von hier?«
    »Genau.«
    »Und was machen Sie da?«
    »In der Sonne liegen und

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