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Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Abendessen, und an diesem Abend war nicht gekocht worden.
    Gladys? Ebenfalls kein Motiv. Die Vorstellung, sie wäre mit einem Sack voll Käfern durch die Gegend gelaufen, war sowieso lächerlich.
    Auf dem Grundstück arbeiteten mindestens ein Dutzend Gärtner und andere Helfer, die kamen und gingen, doch was sollten die gegen uns haben?
    Es sei denn, die Nachricht wäre für Moreland bestimmt gewesen.
    Vielleicht traf meine Vermutung, sein Gutsherrengehabe könnte ihm den Hass der Insulaner eingebracht haben, den Nagel auf den Kopf. Vielleicht wurde der Doktor gar nicht als der große Wohltäter verehrt. Und seine Gäste wurden als kolonialistische Eindringlinge betrachtet.
    Wenn das zutraf, dann konnte es jeder gewesen sein.
    Du und deine Paranoia, Delaware. Was war schon passiert? Der alte Knabe hielt sich Tausende von Insekten und Spinnen und nun waren vier davon entwischt, das erste Mal in all den Jahren, weil er mit dem Alter ein wenig tattrig geworden war und vergessen hatte, einen Deckel richtig zu verschließen.
    »Daneben«, genau wie Milo gesagt hatte. Nicht gerade beruhigend, wenn man an die Bestien in seinem Privatzoo dachte, aber wahrscheinlich würde er von nun an umso vorsichtiger sein.
    Ich versuchte, nicht mehr daran zu denken und zu schlafen. Doch dann erinnerte ich mich, wie Jo Picker in unser Zimmer getaumelt war und gefragt hatte, ob jemand geschrien hätte.
    Dabei war das zehn Minuten zuvor passiert.
    Wieso diese Verzögerung? Hatte die Schlaftablette ihre Reaktion so verlangsamt? Oder hatte sie keinen Grund, sich zu beeilen, weil sie wusste, was passiert war? Schließlich war sie die Einzige, die den ganzen Abend oben gewesen war.
    Das war nun wirklich Paranoia, ermahnte ich mich. Wie käme eine trauernde Witwe dazu, uns solch einen bösen Streich zu spielen?
    Sie hatte Angst vor Insekten, das war bekannt, und Robin war ausgesprochen nett zu ihr gewesen. Und selbst wenn sie etwas gegen uns hatte, wie wäre sie in unser Zimmer gekommen?
    Vielleicht waren unsere Schlüssel sehr ähnlich. Außerdem waren Schlösser an Schlafzimmertüren meist nicht besonders sicher. Wer ein bisschen mit einem Schraubenzieher umgehen konnte, hätte bestimmt keine Schwierigkeiten hereinzukommen.
    Ich lag da und lauschte auf Geräusche von nebenan.
    Nichts.
    Doch was erwartete ich zu hören? Das Klappern ihrer Computertastatur? Das Weinen um ihren Mann?
    Ich rutschte im Bett herum und die Matratze schaukelte, doch Robin ließ sich nicht stören.
    Warum nahm ich mir nicht ein Beispiel an ihr und akzeptierte die Leute und die Insel so, wie sie waren? Immer musste ich alles analysieren.
    Ich entspannte meine Muskeln und atmete tief. Bald lockerte sich meine Brust und ich fühlte mich besser.
    Ich brachte sogar ein Lächeln zustande über Moreland mit seinem Schokoladenkuchen und seinem schuldbewussten Schuljungengetue.
    Ich fühlte mich schwer, bereit für den Schlaf, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich nichts mehr spürte.

20
    Am nächsten Morgen waren die Wolken dunkler und hingen tiefer.
    Um zehn waren wir fertig für unseren nächsten Tauchausflug. Spike war rastlos, weshalb wir beschlossen, ihn mitzunehmen. Wir brauchten etwas, das ihm am Strand Schatten spenden würde, und fragten Gladys. Die rief Carl Sleet herbei, der im Rosengarten beschäftigt war. Er kam mit seiner Schere zu uns getrottet. Sein grauer Arbeitsanzug, sein Haar und sein Bart waren mit Gras besprenkelt und seine Fingernägel waren schwarz. Er ging zu einem der Nebengebäude und fand einen alten, blauweißen Sonnenschirm, den man in den Sand stecken konnte.
    »Soll ich ihn in den Jeep legen?«
    »Nein, danke, das mache ich selbst.«
    »Wir haben letzte Nacht neue Schlösser auf das Insektenhaus geschraubt, sehr starke. Es sollte jetzt keine Probleme mehr geben.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache. Hast du noch was von dem Kuchen übrig, Gladys?«
    »Hier.« Sie gab ihm ein Stück und er ging mampfend an seine Arbeit zurück.
    Gladys führte uns durch die Küche. »Dr. Bill ist es furchtbar unangenehm, was gestern Abend passiert ist.«
    »Ich werde ihm sagen, dass wir die Sache schon fast vergessen haben.«
    »Das wäre sehr nett von Ihnen Und jetzt fahren Sie an den Strand und vergnügen sich schön.«
    Ich stellte den Sonnenschirm auf und mir fiel ein, dass wir vergessen hatten, etwas zu trinken mitzunehmen. So ließ ich Robin und Spike am Strand zurück und fuhr zu Tante Maes Laden hinüber. Im Schaufenster lagen immer noch dieselben

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