Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Satans Bruder

Satans Bruder

Titel: Satans Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
ohne Dennis aufzuscheuchen. »Sie sind genauso verbohrt wie Ihr Herr und Meister, aber manchmal zahlt es sich aus, selbständig zu denken.«
    Sein Gesicht zuckte, dann wieder dieselbe versteinerte Miene.
    »Die Sünden des Vaters«, fuhr ich fort. »So reden die Leute schon.«
    Seine Unterlippe zuckte.
    »Sippenhaft«, erklärte ich, »deshalb musste ich hierher kommen. Moreland darf sein Grundstück nicht verlassen, weil Dennis Angst hat, die Leute könnten ihm etwas antun. Wir stehen alle unter Hausarrest. So schlimm ist es.«
    Er schwieg weiter.
    »Die Leute sind wütend, Ben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn für Dr. Frankenstein halten. Sie werden sich alles Mögliche ausmalen, was er in seinem Labor so treibt. Vielleicht waren Anne-Marie und Betty seine Idee, werden sie denken.«
    Er öffnete den Mund und schloss ihn gleich wieder.
    »Wenn Sie wirklich so loyal sind, wie Sie vorgeben, dann erzählen Sie mir, was passiert ist. Wenn Sie allein verantwortlich sind, geben Sie es zu und sagen Sie allen, dass Moreland nichts damit zu tun hat. Wenn es anders war, erzählen Sie Ihre Geschichte. So wie Sie sich jetzt benehmen, helfen Sie weder sich selbst noch irgendjemand anderem.«
    Nichts.
    »Es sei denn, Dr. Bill hatte doch etwas damit zu tun, fuhr ich fort. »Wer weiß, wo er sich nachts rumtreibt. Einmal habe ich ihn gesehen. Um zwei Uhr morgens schlich er mit seiner Arzttasche herum. Wen kann er da schon behandelt haben? Und die Chirurgenmesser, die man bei Ihnen gefunden hat, gehören auch ihm.«
    Er zuckte wieder, diesmal stärker.
    »Er sagt, er interessiere sich für Raubinsekten - vielleicht ist er selbst eins.«
    Er blinzelte heftig mehrmals hintereinander, genau wie Dr. Moreland, wenn er nervös war.
    »Steckt er mit Ihnen unter einer Decke, Ben?«
    Er schüttelte den Kopf, erst zaghaft, doch dann ganz deutlich.
    »Warum weigern Sie sich zu reden?«
    Er war wieder völlig regungslos.
    »Sie wollen, dass ich glaube, Sie hätten es allein getan. Okay, das will ich Ihnen abnehmen, jedenfalls für den Augenblick. Darüber ist niemand überrascht, der weiß, was Sie für Eltern hatten.«
    Immer noch Schweigen.
    »Und dann Ihr Strafregister. Sie wären nicht der erste Sexualmörder, der als Spanner und Exhibitionist angefangen hat. Manche versuchen, auf diese Weise mit ihrer Impotenz fertig zu werden. Anne-Marie ist nicht vergewaltigt worden und ich wette, bei Betty war das auch nicht der Fall.«
    Er blinzelte noch mehr, als hätte er das schon lange tun wollen.
    »Dennis hat mir erzählt, dass man Sie schon einmal geschnappt hat, auf Hawaii. Bald werden das alle wissen, einschließlich Claire und die Kinder. Und Dr. Bill - wenn er es nicht sowieso schon weiß.«
    Er stieß heißen, säuerlich riechenden Atem aus und ich musste mich zwingen, nicht vor ihm zurückzuweichen.
    »Was haben Sie damals sonst noch getrieben? Waren Sie vielleicht auch auf dem Festland und haben sich die Sehenswürdigkeiten angeschaut - zum Beispiel in Washington?«
    Sein Blick ging weiterhin ins Leere.
    »Sie sind ein Spanner, das steht fest«, sagte ich, »und was Sie sonst noch angestellt haben, wird auch bald herauskommen, wenn die Polizei erst alles nachgeprüft hat.«
    Keine Reaktion.
    »Washington habe ich erwähnt, weil es nicht weit von einem Ort namens Wiggsburg entfernt ist, in Maryland.«
    Er schaute zu Boden. War er verwirrt? Verzweifelt? Dann starrte er wieder geradeaus, wie er es die ganze Zeit getan hatte.
    Ich war schweißgebadet. An den Schwefelgestank hatte ich mich schon gewöhnt.
    »Das Seltsame ist, dass es immer noch schwer fällt, es zu glauben, Ben, trotz allem, was ich gehört habe. Wollen Sie auf die Weise vielleicht Moreland eins auswischen?«
    Er holte tief Luft und hielt den Atem an. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Die Haut über den Knöcheln wurde fast transparent. Ich trat einen Schritt zurück, hörte aber nicht auf zu reden.
    »Moreland hat Ihnen eine Menge über Medizin beigebracht. Hat er Ihnen auch gezeigt, wie man eine Leiche zerlegt?«
    Seine Brust hob sich und seine Haut nahm die Farbe des grauen Zellenbodens an.
    Er wandte sich ab und flüsterte: »Es tut mir Leid.«
    »Was tut Ihnen Leid, Ben?«
    »Dass ich da hineingeraten bin«, antwortete er nach langem Zögern.
    »In den Mord an Betty?«
    »Nein«, sagte er mit unerwarteter Kraft. Er saß so gekrümmt, dass seine Stirn fast seine Knie berührte.
    »Sie haben Sie also nicht getötet?«
    Er schüttelte den Kopf und murmelte

Weitere Kostenlose Bücher