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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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sie nach einer Weile atemlos hervor.
    »Ich habe noch ein paar Monate in der Schweiz zu tun und dein Dad war so großzügig, mir Quartier bei euch anzubieten, damit ich nicht die ganze Zeit im Hotel leben muss.«
    »Warum hat er das getan?«
    »Vielleicht mag er mich?«
    »Arno mag niemanden. Nicht einmal sich selbst.«
    »Vielleicht irrst du dich. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm.«
    Lisas schoss wütende Blitze aus den Augen. Hoffte sie zumindest, andererseits war es gut, dass er das im Dunkeln nicht sehen konnte. War sie etwa eifersüchtig?
    Als Ahrimans Lippen an ihrer Wange entlangfuhren und sich ihrem Mund näherten, verblassten ihre Gedanken und gaben einer wundervollen Leere Platz, die sie das angenehme Gefühl vollends genießen ließ. Sein Mund verharrte auf ihrem. Sie zuckte zusammen. Seine Zunge schob sich vor. Wie von allein glitten ihre Lippen auseinander. Nach einer Weile traute sie sich sogar, ihre Zunge, die wie ein Stück Beton in ihrem Hals klebte, ein wenig zu bewegen. Als sie ihn aufstöhnen hörte, wurde sie noch mutiger und umklammerte mit ihren Händen seinen Nacken, während sich ihre Zungen zu einem rhythmischen Tanz im Gleichtakt fanden.
     
    *
     
    Als Punkt halb elf Ahriman mit Lisa an der Hand an der Brücke erschien, fielen Benni fast die Augen aus dem Kopf. Bevor er Lisa mit Vorwürfen überhäufen konnte, fing er Ahrimans Blick über Lisas gesenktem hinweg auf und registrierte das angedeutete Kopfschütteln. Er schluckte seine Wut hinunter.
    Lisa schien betreten genug zu sein. Er glaubte, es ihr an der Nasenspitze abzulesen, wie sie sich für ihr Verhalten schämte. Sie schafften es, knapp vor Arnos Rückkehr in der Villa anzukommen.
     

65.
     

Psychiatrische Privatklinik
»Sanatorium Hardegg«
Interlaken, Schweiz
11. November 2008
     
     
    U lrike schwebte über die Flure des Sanatoriums. Heute fiel ihr die Arbeit besonders leicht. Sie summte fröhlich, während sie ins Schwesternzimmer eilte, um die Pillen für die Patienten auf einem Tablett zu sortieren, das sie anschließend von Zimmer zu Zimmer balancierte. »Einen wunderschönen guten Morgen«, flötete sie beim Eintritt und wurde nicht müde, gute Laune zu verbreiten.
    Seit Marlons Geburt hatte sie sich nicht mehr so frei und losgelöst gefühlt. Die Last, die sie jahrelang niedergedrückt hatte, war von ihren Schultern gewichen. Sie meinte, dreißig Kilo leichter zu sein, nein, dass ihr ein Felsbrocken vom Herzen genommen, nein, dass sie wiedergeboren worden war, dass ihr die Welt zu Füßen lag.
    Sie beendete ihren Rundgang und lehnte sich im Schwesternzimmer mit einem Kaffee auf dem Stuhl zurück.
    »Ulrike, was meinst du?«, sprach einer der jungen Pfleger sie an, der sich auf einem Sessel lümmelte, Kekse knabberte und lautstark eine Tasse Kakao schlürfte, »Ist Elisa wieder fit?«
    Ulrike mochte dieses spekulative Geschwätz, das oft in Klatsch und Tratsch endete, nicht. Dennoch gestand sie sich ein, dass sie sich die gleichen Fragen stellte, besonders, seitdem Sibylle und der Bär Elisa weiteren Tests unterzogen hatten, die neben allen Therapien und Gesprächen erfolgreich abgeschlossen worden waren.
    Doch was war mit Langzeitfolgen? Elisas Psyche? War es möglich, dass sie so stabil war, nach all dem, was sie durchgemacht hatte? Ulrike gönnte sich einen Schluck Kaffee.
    »Ich weiß es nicht. Da musst du bei Doktor Bachmann anklopfen«, versuchte sie, ihn abzuwimmeln.
    »Ja, ja. Aber du steckst doch mit ihr unter einer Decke. Sie erzählt dir alles. Nun sag schon, was du weißt.«
    Ulrike stand auf, griff sich die oberste Zeitschrift vom Stapel und warf sie ihm zu. Er fing sie geschickt auf.
    »Blitz Illu, was soll ich damit?«
    »Deine Neugierde befriedigen.« Ulrike erhaschte das verschmitzte Augenzwinkern einer ihrer älteren Kolleginnen und verließ das Zimmer. Entschlossen ging sie zu Elisa und klopfte an die Tür. Als keine Reaktion folgte, öffnete sie und trat ein.
    Elisa lag eng in ihre Steppdecke gehüllt auf dem Bett und schlief. Ulrike setzte sich an Elisas Schreibtisch. Hier hatte sie etwas Ruhe, um nachzudenken. Sie legte die Hände an den Hinterkopf und streckte den Rücken. Ob Elisa die Briefseiten im Sekretär aufbewahrte? Oder hatte Sibylle sie unter Verschluss?
    Sie beobachtete die ruhigen Atemzüge der Patientin, die vielleicht wirklich die Station nach neun Jahren verlassen würde. Ulrike lächelte versonnen und ihr Herz ging auf, weil sie sich redlich für Elisa freute. Irgendwie waren die

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