Satans Erbe (German Edition)
gut, dass Sie nicht einer ihrer behandelnden Ärzte sind.«
»Wie können Sie es wagen?«
»Sie haben schon bei Elisas Aufnahme versucht, den Fall an sich zu reißen. Sie wollten das Mädchen als Karriereleiter benutzen, bekanntermaßen hatten Sie aber nicht die gleiche Qualifikation wie ich.«
Dietmar Ebeling gab ein fieses Lachen von sich. »Meinen Sie Ihr Praktikum bei dem Kinderarzt oder Ihre Abtreibung, als Ihr werter Chef Sie schwängerte?«
»Sie, Sie haben meine Akte gelesen?« Sibylle erhob sich langsam und ging um den Schreibtisch herum. Das Hutzelmännchen blieb sitzen und sie starrte auf ihn hinab. »Wie können Sie es wagen, ohne Erlaubnis …«
»Glauben Sie mir, ich hatte die Erlaubnis. Und jetzt werde ich Einsicht in alle Unterlagen über Elisa einfordern. Sie werden sehen. Ich stoppe Sie und dann werde ich die Lorbeeren einheimsen, nicht Sie. Ich werde Sie als verkappte Mutter entlarven, die sich, weil sie kein eigenes Kind hat, viel zu sehr auf eine Patientin eingelassen hat. Elisa ist nicht Ihr Kind! Und ich werde vor der Kommission recht bekommen und den Fall übernehmen.« Er grinste und erhob sich.
Sibylle konnte sich ein Auflachen nicht verkneifen. »Herr Doktor Ebeling, ich kenne Ihre Akte zwar nicht und bin auch ganz froh darüber, denn auf dieses Niveau werde ich mich nicht herablassen. Aber glauben Sie mir, wenn das Komitee meine Qualifikationen bestätigt, die ich in den letzten Jahren ununterbrochen aufgefrischt habe, werde ich und nicht Sie als Sieger hervorgehen.« Sie öffnete ihm die Tür. »Wann waren Sie eigentlich auf der letzten Fortbildung, Dietmar?« Sibylle legte ihre Hand auf seinen Rücken und schob ihn aus dem Büro. Die Tür fiel ins Schloss und Sibylle presste zwischen den Zähnen hervor: »Er hat mich zur Abtreibung gezwungen.« Aufgelöst und müde zugleich fuhr sie sich immer wieder über das Gesicht.
Es dauerte einige Minuten, bis sie einen klaren Gedanken fassen konnte.
73.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
Oktober 1984
» I ch werde mir das nicht mehr länger anschauen …« Benni musste sich zügeln, um nicht vor Wut überzuschäumen. »Wie lange willst du Lisa noch in diesem verdammten Verlies einsperren?«
»So lange, bis sie mir endlich den Namen des Dreckskerls verrät, der sie gevögelt hat. Wenn du ihr helfen willst, dann sag du es mir.«
»Ich weiß es ebenso wenig wie du, Arno. Und im Prinzip ist es mir auch egal. Mir liegt nur Lisas Wohl am Herzen.«
»Lisas Wohl … Was glaubst du, um was ich mich sorge? Was soll aus ihr jetzt noch werden? Eine 14-jährige Mutter. Es ist ein Riesenskandal. Eine Dreistigkeit von dem Kerl!«
»Geht es dir darum, Arno? Hast du Angst vor der Öffentlichkeit, wenn sie erfährt, dass Lisa schwanger ist?«
»Blödsinn. Ich will den Verantwortlichen hinter Schloss und Riegel sehen.«
»Lisa hat einen starken Willen. Sie hat den Namen des Vaters bis jetzt nicht verraten und sie wird es auch in Zukunft nicht tun.« Benni fuhr sich über sein Kinn. »Du wirst ihren Willen nicht brechen, indem du sie dort unten einsperrst.«
»Das werden wir ja sehen.«
»Arno, bitte. Lass sie raus, du kannst ohnehin nichts mehr an der Situation ändern. Es tut ihr und dem Baby nicht gut.«
»Hätte ich nur früher etwas bemerkt. Hätte Lisa sich mir anvertraut. Oder dir … oder Ahriman. Ich hätte eine geeignete Lösung suchen können.«
»Verdammt! Du hast kein recht, Lisa in dieses Loch zu verbannen!«
»Ich will sie nur zwingen, mir den Namen zu verraten. Und dabei bleibe ich. Derjenige wird dafür bezahlen.«
»Im Moment bezahlt nur Lisa.«
»Daran ist sie selbst schuld. Sie kann in der nächsten Minute den Himmel auf Erden haben, wenn sie mit der Wahrheit herausrückt.«
So konnte es nicht weitergehen. Lisa würde weiteren seelischen Schaden erleiden, wenn sie noch Tage oder Wochen eingesperrt im Keller verbringen musste. »Wie stellst du dir alles Weitere vor? Wer soll Lisa medizinisch betreuen? Wo soll sie ihr Baby zur Welt bringen?«
»Stopp. So weit ist es noch lange nicht.«
»Du kannst nicht wissen, wann es so weit ist. Lisa ist bis jetzt nicht mal untersucht worden.«
»Ich weiß, wie der Bauch einer Schwangeren aussieht und wann es so weit ist.«
»Trotzdem braucht Lisa ärztliche Betreuung. Du kannst doch nicht so wahnsinnig sein und einfach nichts tun.«
»Petra war während der Schwangerschaft auch nur zwei Mal zu einer Vorsorgeuntersuchung, und das, obwohl sie Zwillinge bekommen hat. Lisa ist
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