Satans Erbe (German Edition)
Bettkante. »Lässt du dich mal wieder verwöhnen?«
Im Augenwinkel sah sie Ahrimans Grinsen und nur sie beide verstanden die Doppeldeutigkeit. »Ja, Onkel Benni. Ahriman liest mir vor.«
»Das sehe ich. Kannst du dich denn darauf konzentrieren nach der überraschenden Neuigkeit?«
Lisa spürte, dass Benni sich zurücknahm und nicht in Ahrimans Gegenwart reden wollte. Er nahm ihre Hand und neben einem sanften Druck vernahm sie sein leichtes Kopfnicken. Ihr war klar, dass er ihr zu verstehen geben wollte, dass er und Kiruscha nichts unternehmen würden. »Ich versuche es. Aber für mich ist das gar nicht so neu. Ich habe das schon länger vermutet.«
»Nun, dann kannst du dir ja jetzt zwei Namen ausdenken …«
»Hab ich bereits, doch ich verrate sie noch nicht.«
Benni lächelte. »Du machst das schon, Süße.«
»Ist Kiruscha oben?«
»Ja. Sie spricht noch mit Arno.«
»Wie hat er denn reagiert?«
»Emotionslos. Jedenfalls hat man ihm nichts angemerkt. Kiruscha diskutiert mit ihm, dass du spätestens Anfang Januar in ein Krankenhaus kommen solltest.«
»Warum denn so früh?«
»Weil eine Zwillingsschwangerschaft gleichzeitig eine Risikoschwangerschaft ist. Und weil du noch so jung bist.«
»Pah, ist mir egal. Ich vertraue Kiruscha und würde es auch ihr überlassen, meine Babys zur Welt zu bringen.«
»Wann genau soll es so weit sein? Hat Kiruscha dir schon etwas gesagt?«
»Sie hat es ausgerechnet. Anhand der Daten meiner letzten Periode, den Untersuchungen und den Ultraschallbildern. Am 27. Januar!« Lisa spürte, wie ihr Gesicht von einem Strahlen überzogen wurde. »Ich kann es kaum noch abwarten, dass ich die beiden endlich in den Armen halten kann.«
Benni stupste ihren Bauch an. »Und wenn es so weit ist und die beiden dir die Ohren vollkrähen, wünschst du sie dir in deinen Bauch zurück, um für ein paar Minuten deine Ruhe zu haben.« Er legte Ahriman die Hand auf die Schulter. »Kommst du mit rauf? Kiruscha müsste gleich herunterkommen und ich würde gern noch einiges mit dir besprechen.«
Ahriman nickte. »Können wir dich allein lassen, Lisa?«
Forsch antwortete sie: »Aber klar, geht ihr nur, ihr zwei.«
In diesem Moment kam Kiruscha. »Arno hat nicht zugestimmt.« Sie schüttelte den Kopf. »Er meinte, mit einer erfahrenen Ärztin und der vorhandenen Ausstattung kann Lisa auch hier gebären.«
Lisa suchte Kiruschas Blick. »Und was spricht deiner Meinung nach dagegen? Mir ist es völlig egal …«
»Bei einer Zweitgebärenden würde nichts dagegensprechen, Lisa. Aber bei einem jungen Mädchen wie dir und darüber hinaus einer Zwillingsgeburt sehr wohl. Es könnten Komplikationen auftreten, die wir hier nicht ausreichend behandeln können.«
»Es wird schon alles gut gehen«, entgegnete Lisa. »Wenn er nicht will, dann eben nicht. Ich habe keine Lust, zu betteln, nur weil er eine verdammte Krankenhausphobie hat.«
Kopfschüttelnd verließen Benni und Ahriman den Raum und Lisa hörte ihren Onkel sagen, dass darüber noch nicht das letzte Wort gesprochen sei.
Sie streckte die Hand nach Kiruscha aus.
Die Ärztin trat an ihr Bett und nahm auf dem Schemel Platz, den eben noch Ahriman benutzt hatte.
»Geht es dir gut?«
»Sehr gut.«
»Willst du mir etwas sagen?«
Lisa bewegte den Kopf erst von rechts nach links – dann wandelte sich die Bewegung und sie fing an zu nicken.
»Ich bin so glücklich. Wenn die Babys geboren sind, werde ich mit ihnen und ihrem Vater weggehen, weit weg.«
Kiruscha runzelte die Stirn. »Heißt das, dass du weißt, wer der Vater ist?«
»Natürlich. Hast du geglaubt, ich würde nichts sagen, weil ich es nicht weiß?«
Kiruscha zuckte mit den Schultern. »Bei uns in Russland wissen manchmal junge Mädchen nicht, wer von ihren Verehrern …«
»So eine bin ich nicht. Es gab und es gibt für mich nur einen!«
»Willst du mir anvertrauen, wer es ist?«
Lisa grübelte. Zu gern würde sie mit jemandem über ihre Gefühle reden, über ihre Pläne und Wünsche. Zaghaft blickte sie zu Kiruscha auf.
»Versprichst du mir, zu schweigen wie ein Grab?«
»Selbstverständlich. Was wir besprechen, fällt nicht nur unter die ärztliche Schweigepflicht, sondern auch unter die meines Herzens als deine Freundin.«
»Es ist Ahriman«, platzte es aus Lisa hinaus.
Kiruscha schnappte nach Luft. Später konnte Lisa nicht mehr sagen, ob es wegen ihrer Enthüllung war oder weil sie beide im selben Moment die Kellertür zufallen hörten.
Wer hatte sie belauscht?
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