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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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Bitte, lieber Gott, lass es nicht Arno gewesen sein.

75.
     

Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
November 1984
     
     
    B enni schüttelte den Kopf und ließ die Schultern hängen. Ich nahm ihn in den Arm und streichelte ihm über den Rücken. Seinen zuckenden Bewegungen nach zu urteilen war er kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    »Trotzdem bin ich der Meinung, dass Lisa in einer Klinik gebären sollte, siehst du das nicht auch so?«
    Ich nickte an seinem Hals. Sein Dreitagebart kratzte an meiner glatt rasierten Haut. Allmählich hatte ich das Spiel mit Benni satt. Der Sex war langweilig und eintönig, sein Schwabbelbauch törnte mich ab und sein ständiges Gejammer um Lisa ging mir gehörig auf die Nerven. Nach Lisas Niederkunft musste ich mir etwas ausdenken, eine Krankheit vielleicht … Aids, Syphilis oder Tripper. »Mach dich nicht verrückt. Eine erfahrene Ärztin begleitet Lisa und die Ausstattung, die du besorgt hast, ist erstklassig. Kiruscha hat alles, was sie braucht.«
    »Nein, nein, nein …« Benni wand sich aus meiner Umarmung. »Jetzt bist du auch noch gegen mich. Verdammt noch mal, Lisa ist ein Kind und bekommt Zwillinge. Das ist eine Risikoschwangerschaft und sie sollte ein ganzes Heer kompetenter Ärzte um sich haben.«
    »Du hast recht«, beschwichtigte ich ihn, weil ich nicht wollte, dass er noch mehr Wirbel veranstaltete, »aber du vertraust Kiruscha doch. Du kennst sie schon lange, sie ist eine hervorragende Ärztin und Lisa fühlt sich bei ihr gut aufgehoben.«
    Benni stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich gehe noch mal zu Arno.« Er sah mich mit hochrotem Gesicht an. Schweißperlen rannen ihm an den Schläfen hinab, sein Übergewicht machte sich bemerkbar. Ich seufzte. »Okay. Geh du zu Arno und überrede ihn, für Lisa. Ich schaue nach ihr und werde mit Kiruscha sprechen.« Den Teufel würde ich!
    Benni legte mir eine Hand an die Wange. Dabei schüttelte er immer noch den Kopf, als hätte er nicht alle Goldfische im Teich. Es war mehr als deutlich, dass er der Situation nicht gewachsen war. Er führte sich auf wie der werdende Vater höchstpersönlich.
    Ich schritt den Flur zum Keller entlang und unterdrückte ein aufkeimendes Grinsen. Jäh blieb ich wie angewurzelt stehen. Ein Ruck ging durch meinen Körper, ich versteckte mich hinter dem antiken Wandschrank, in dem die Wintergarderobe aufbewahrt wurde, und linste um die Ecke.
    John stand mit ausgestrecktem Arm an der schweren Eisentür zum Bunker und hielt den Griff in der Hand.
    Er lauscht!
    Plötzlich wurde er steif wie ein Brett. In Zeitlupe zog er seine Hand zurück und drückte sie vor seinen Bauch.
    War ihm schlecht geworden?
    John drehte sich um, schwankte, und eilte den Gang entlang direkt auf mich zu. Dann bog er abrupt zur Treppe ab, die durch die Außentür nach oben zur Garage führte.
    Mein Gehirn arbeitete fieberhaft. Lisa war allein mit Kiruscha im Keller. Lisa stand kurz vor der Entbindung. Sie war vielleicht ängstlicher, als sie zugab, und suchte Trost in einem vertraulichen Gespräch. Ich war überzeugt, John hatte gelauscht und etwas für ihn Schockierendes aufgeschnappt. Ich hastete ihm nach und hörte die Stahltür hinter mir zuschlagen, als ich die Tür ins Freie öffnete.
    John war verschwunden, aber ich war mir sicher, dass er sich in sein Arbeitszimmer neben der Doppelgarage zurückgezogen hatte. Ich schlich an der Villa entlang, versuchte, keine Pflanzen zu zertreten und gelangte an die Rückseite zu Johns Raum. Das Fenster war geschlossen. Natürlich, es war eiskalt draußen und die Feuchtigkeit drang bereits durch mein Hemd. Vorsichtig lugte ich am Fensterrahmen vorbei. Da war er. Stapfte mit dem Telefon in der Hand auf und ab, allerdings telefonierte er noch nicht. Achtsam zog ich mich zurück, huschte ins Haus und durch die Verbindungstür in die Garage. Die Deckenbeleuchtung sprang automatisch an und erschrak mich fast zu Tode. Ich ging neben dem Wagen in Deckung, aber es kam niemand herein.
    Für jemanden im Arbeitszimmer war das Garagenlicht nicht erkennbar. Weiter! Ich pirschte zur Tür, hinter der ich John nun leise und aufgebracht reden hörte. Wen hatte er angerufen?
    »Ja, ich habe es deutlich gehört. Lisa hat nicht gelogen. Sie   … sie hat der Ärztin gesagt, wer der Vater der Zwillinge ist   … Nein, nicht am Telefon. Nein. Ich komme nach der Arbeit zu dir … gut. Bitte, bitte nicht weinen. Wir werden jetzt irgendwas unternehmen, ja? Sei ganz ruhig … gut, so ist’s besser. Bis heute

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