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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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mein Abenteuer – das letzte gemeinsame, denn wenn du diesen Brief liest, bin ich tot.
    Ihm rannen Tränen über das Gesicht, sein Blick verschwamm. Er brauchte einige Minuten, bis er weiterlesen konnte.
    Sei nicht allzu sehr betrübt, lieber Bruder. Ich habe in den letzten Jahren meines Lebens viele Fehler erkennen und eingestehen müssen und hoffe, am Ende das Richtige getan zu haben.
    Ich war mir sicher, dass du dieses Paket irgendwann öffnen wirst, wenn ich mich nicht melde.
    Lass mich raten, ist jetzt Weihnachten?
    Unwillkürlich musste Bernhard grinsen, aber dann wurde er unsicher. Ihn beschlich ein merkwürdiges Gefühl. Trotzdem gab er sich Mühe, sich zu konzentrieren.
    Ich habe eine Art Manuskript verfasst, Benni.
    Es enthält die Geschichte, die du vergessen hast. Sie beginnt Weihnachten 1974. Ich bete darum, dass sie dir hilft, deine Erinnerung wiederzufinden.
    Falls nicht, wird zu gegebener Zeit mein Anwalt ein Duplikat dieses Manuskripts an das Sanatorium senden.
    Bitte verzeih mir alles, was du erfahren wirst, alles, was geschehen ist. Ich habe so viele Leben zerstört, dass ich meines nun gegeben habe, um wenigstens zwei zu retten: deines und Elisas.
    Bernhards Gedanken rasten. Was wollte Arno ihm sagen? Was war passiert? Warum war er hier? Er las schneller.
    Wenn du meine Aufzeichnungen gelesen hast, wird es dir hoffentlich gelingen, aus deinem Kopfgefängnis auszubrechen. Du wirst als Alleinerbe das Vermögen der Firma übernehmen und ich bin mir sicher, dass du schnell in deine Aufgaben hineinwachsen wirst. Die Firma läuft auch ohne dein Zutun, wenn du willst. Genieß den Rest deines Lebens und verzeih mir die verlorenen Jahre.
    »Welche verlorenen Jahre?« Verwirrt schüttelte Bernhard den Kopf.
    Wenn ich dich noch um zwei letzte Gefallen bitten darf:
    Rette Elisa! Sie ist Lisas Tochter, meine Enkelin und deine Großnichte. Kümmere dich um sie.
    Lass die verdammte Villa abreißen!
    Benni, ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen, auch wenn es viele Jahre gab, in denen ich das nicht mehr wusste und du es nicht erkennen konntest. Leb wohl, kleiner Bruder.
     
    Das neue Jahr brach an, Wochen vergingen, das Frühjahr kam und Bernhard las den Brief zum x-ten Male. Zu viele Tränen hatte er vergossen, als dass er noch weinen konnte. Doch noch immer hinderte ihn seine Angst, Arnos Aufzeichnungen zu lesen.
    Der dicke Stapel lag Abend für Abend unberührt vor ihm. Bernhard war nicht darüber hinaus gekommen, das erste Blatt zu lesen. Allerdings hatte sich in seinem Kopf etwas verändert, was ihm von Mal zu Mal beim Lesen deutlicher wurde. Er war nicht erst seit Kurzem hier, sondern seit vielen Jahren.
    Er träumte häufig, sah schattenhafte Bilder von einem Mädchen, in dem er Lisa zu erkennen glaubte, aber sie war viel älter als in seiner Erinnerung. Wenn er jedoch nach dem Aufwachen versuchte, das geträumte Bild in sein Gedächtnis zu bannen, scheiterte er.
    Er schaute aus dem Fenster. Langsam zog eine Wolke am Mond vorbei und gab dem hellen Schein Platz. Lies es endlich, forderte die Stimme in seinem Inneren zum wiederholten Mal. Er lenkte seinen Blick auf das Manuskript. Wie von allein glitt seine Hand nach vorn und griff das zweite Blatt.
    Liebe Elisa,
    eigentlich ist das Einzige, was ich dir sagen will: »Verzeih mir.«
    »Verzeih mir, verzeih mir, verzeih mir.«
    Doch ich glaube, ich bin dir darüber hinaus eine Erklärung schuldig, so unmöglich das scheint.
    Es fällt mir sehr schwer, einen Anfang zu finden. Ich weiß nicht, wo ich sein werde, falls du diese Zeilen jemals liest. Wahrscheinlich bin ich tot.
    Ich wünschte bei Gott, ich könnte die Uhr zurückdrehen und alles ungeschehen machen. Nun aber bleibt mir nichts mehr, als dir das hier zu hinterlassen in der Hoffnung, dass die Zeit deine Wunden heilen kann.
    Eine ungekannte Aufregung überfiel Benni. Fieberhaft griff er zum nächsten Blatt, las es, griff zum nächsten, las es, las, las, las und las.
    Lisa fand immer neue Gelegenheiten, auszureißen. Einmal war sie mit Martha, unserer Hauswirtschafterin, unterwegs zum »Klamotten shoppen«, wie sie sich neumodisch ausdrückte. Im Kaufhausgewühl war es für Lisa ein Leichtes, der stämmigen und behäbigen Martha davonzuhuschen. Martha schrubbt seitdem öffentliche Toiletten. Ich muss auch ihr mein Bedauern aussprechen und hoffe, dass Benni sie hinreichend entlohnen wird.
    Zwei weitere Male, bei denen Lisa uns entkommen war, schien sie jedes Mal nur im Park um unser Herrenhaus

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