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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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bemüht, keinen weiteren Ton zu verursachen. Neben dem Durchgang zum hinteren Zimmer hielt er erneut inne. Er konnte durch den Ritz nur auf eine mit schwarzen Tüchern verhangene Wand sehen, vor der auf Wandbords zahllose Kerzen flackerten. Das Stöhnen brach mit einem Aufschrei ab. Drei oder vier Sekunden lang war es still. Dann setzte erneut Keuchen ein. Die Stimme klang rauer und tiefer als die erste. Mittlerweile war Arno sich sicher, was da drinnen vor sich ging. Ihm war klar, dass er nicht länger warten konnte. Keine Sekunde.
    Er stellte sich in Position und trat die Tür auf. Das Überraschungsmoment kam ihm zugute. Er zählte fünf Personen, die um eine Art Altar herumstanden. Alle waren in schwarze Gewänder gehüllt. Eine sechste lag nackt auf einem Mädchen, von dem er nur gespreizte weiße Schenkel sah. Die weiße Haut unterschied sich so krass von der braunrot gefärbten des Kerls, der auf ihr lag, dass Arno seine Übelkeit nur schwer im Griff halten konnte. Der Typ schien von Kopf bis Fuß mit Blut eingerieben zu sein. Arno riss die Pistole hoch. Mit drei gezielten Schüssen streckte er die Gestalten nieder, die auf der ihm zugewandten Altarseite standen. Er sprang über sie hinweg, zog den Nackten an den Haaren von dem Mädchen und verpasste ihm einen so heftigen Schlag mit der Waffe in den Nacken, dass er knirschend das Genick brechen hörte.
    Die beiden Typen auf der anderen Altarseite ließen sich auf den Boden fallen. Arno hetzte um den Tisch. Einen erwischte er mit einem Fußtritt unter dem Kinn, der den Hinterkopf des Angegriffenen auf dem Betonboden aufschlagen ließ. Er blieb bewegungslos liegen. Die letzte Gestalt erhob sich und wich an das Kopfende des Altars zurück. Seine Hände tasteten im Rücken und Arno ahnte, was der Typ vorhatte. Er würde sich im nächsten Moment mit irgendetwas auf das Mädchen stürzen. Arno hob die Pistole und zielte. Die Person verharrte in ihrer Bewegung.
    »Nimm die Kapuze herunter«, befahl Arno. Der Typ reagierte nicht. »Bist du zu feige oder was?«
    Als das flackernde Licht den Kopf der enthüllten Gestalt beleuchtete, stöhnte Arno auf. »Ahriman, ich wusste es. Keine Bewegung, Arschgesicht. Knie dich hin.«
    Höhnisch grinsend folgte Ahriman der Aufforderung.
    »Es ist vorbei, das weißt du.«
    Ein irres Lachen schallte durch den Keller, als er neben Ahriman zum Stehen kam. Das Gelächter schwoll an. Gleichzeitig loderten Flammen auf. Der sterbende Jünger an der Wand hatte den Stoff und ein paar Kerzen heruntergerissen, die das Tuch entflammt hatten. Arno sah seine Zeit davonrinnen. Der Qualm, das irre Gelächter und das lauter werdende Weinen des Mädchens trieben ihn an.
    Er setzte die Pistole an Ahrimans Hinterkopf und drückte ab. Einmal. Für Mum … Zweimal. Für Dad … Dreimal … für Lisa. Dann ließ er die Waffe fallen. Er wandte sich zum Altar, riss ein mit Klebeband befestigtes Taschenmesser von seinem Fußknöchel und durchtrennte die Fesseln des Mädchens. Ihr Schluchzen hatte aufgehört. Mit weit aufgerissenen Augen sah sie ihn an.
    Zärtlich legte er die Arme um sie und hob sie vom Altar. Einen Moment kam ihm ihr Gesicht so nahe, dass er seinen Kopf in ihr Haar drückte. »Verzeih mir, Elisa«, flüsterte er.
    Dann trug er sie zur Tür, durchschritt den vorderen Raum, der mittlerweile vom Schein der Flammen hell erleuchtet wurde, und erreichte die Eisentür, wo er sie vorsichtig auf ihren Füßen absetzte. Sie schwankte und Arno hielt sie an den Schultern fest.
    »Kannst du allein laufen?«
    Sie tat einen Schritt zur Seite, schwankte, fiel aber nicht.
    »Lauf, Elisa. Lauf in dein Leben und vergib mir.« Energisch drückte er sie aus dem Türrahmen und verschloss die feuerfeste Tür von innen. Als er sich umdrehte, lachte ihn der rote Schlund an, loderte und wallte ein unendlicher Abgrund vor ihm, hell, tief und rot.
    Er stürzte sich hinein. Nichts anderes als die Hölle hatte er verdient.

84.
     

Psychiatrische Privatklinik
»Sanatorium Hardegg«
Interlaken, Schweiz
28. Juli 1998 – 3. August 1998
     
     
    R eglos saß Bernhard auf seinem Bett und hielt den Brief in der Hand, den ein Pfleger ihm vor einer Stunde gebracht hatte. Es war das erste Mal, dass er eine Nachricht bekam. Aber so lange war er ja auch noch nicht hier. In ein paar Tagen würde er zurückfliegen nach Australien. Nur noch wenige Tests und Gespräche mit der netten Ärztin.
    Zum wohl hundertsten Mal drehte er die Post zwischen den Fingern. Der Brief enthielt

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