Satans Erbe (German Edition)
hielt inne. Ihm glitt der Schal aus den Händen. Ahriman bückte sich, legte ihm den Schal um den Hals, wickelte ihn zweimal darum und stopfte die Enden in den Parka. Er zog seine Handschuhe aus, nahm nacheinander Bennis steifgefrorene Hände und schob sie ihm über. Die Wärme der mit Fell gefütterten Lederhandschuhe tat Benni gut.
Ahriman hakte seinen Arm unter. »Was ist los?«
Endlich brach es aus Benni hinaus: »Petra ist tot, und Lena schwer verletzt.«
Ahriman stolperte. »Das ist nicht dein Ernst.«
Tränen rannen über Bennis Wangen und er spürte, wie sich die Arme seines Liebhabers um ihn schlossen. Minutenlang standen sie auf dem Waldweg, bis Benni sich langsam fasste.
»Was ist passiert?« Ahrimans Stimme klang heiser und belegt. Er sah mitgenommen aus. Ihre Hände fanden sich und Benni stieß in knappen Worten hervor, was Petra und Lena zugestoßen war.
»Ich kann es nicht fassen«, flüsterte Ahriman und blieb abermals stehen. »Wie konnte das geschehen?«
»Du kennst noch nicht die ganze Geschichte.« Benni bückte sich zu einem Baumstumpf, rutschte auf dem glitschigen Waldboden aus, fing sich ab und setzte sich. »Gestern früh wurde die Leiche meiner Mutter von der Polizei gefunden. Erschossen.«
»Scheiße.«
»Mein Vater wird noch vermisst.«
»Weiß man, was vorgefallen ist?«
Benni schüttelte den Kopf.
Ahriman zog ihn hoch. »Lass uns zurückgehen.«
Als sie am Haus anlangten, fragte Ahriman vorsichtig: »Möchtest du allein sein?«
»Nein.«
Sie betraten die Diele und zogen die Jacken aus. Benni fiel ein dunkler Fleck am fellbesetzten Rand der Handschuhe auf und er fuhr mit dem Finger darüber. Er reichte sie Ahriman. »Entschuldige, ich glaube, ich habe sie im Wald ruiniert.«
Ahriman stopfte sie in seine Lederjacke. »Macht nichts. Mach dir keine Gedanken.«
»Komm mit. Ich will Martha suchen.«
Das Erdgeschoss war leer. Benni ging mit Ahriman im Schnelldurchlauf durch die Küche, das Wohn- und das Esszimmer und Arnos Büro. Als sie in der oberen Etage ankamen, fanden sie die Tür zu Arnos und Petras Schlafzimmer offen. Martha stand vor dem geöffneten Kleiderschrank. Die Haushälterin griff gerade einen Stapel T-Shirts und legte ihn in einen Koffer auf dem Bett.
»Kann ich Ihnen helfen, Martha?« Benni betrat das Schlafzimmer. Ahriman blieb im Türrahmen stehen.
Benni bemerkte Marthas fragenden Blick. »Das ist Ahriman. Wir haben uns auf dem Flug von Sydney kennengelernt – ich hatte ihn für heute eingeladen.«
»Guten Tag, Herr Ahriman«, antwortete Martha höflich und sprach an Benni gerichtet weiter: »Wissen Sie, wo Ihr Bruder seine Tabletten aufbewahrt?«
»Welche Tabletten?«
»Für seinen Kreislauf. Ihr Bruder hatte in den letzten Wochen ein paar Probleme. Schwindel am Morgen.«
»Davon wusste ich nicht.«
Benni trat an Arnos Nachtschränkchen und öffnete die oberste Schublade. Darin lagen ein Buch und einige Pakete Taschentücher. Seine Fingerspitzen berührten etwas Metallisches. Arnos Pistole. Er bewahrte sie noch immer am selben Platz auf. Benni schloss die Lade und zog die nächste auf. Neben einer Flasche Massageöl fand er ein angefangenes Päckchen Tabletten. »Kaveri«, las er vor. »Zur Leistungsstärkung des Gehirns.« Er öffnete das Paket und warf einen Blick auf die Packungsbeilage. »Zur symptomatischen Behandlung von blabla … da haben wir es: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerzen.« Er drehte das Blatt um. »Apothekenpflichtig. Aber nicht verschreibungspflichtig.« Benni überlegte. »War Arno beim Arzt?«
»Das weiß ich nicht.« Martha seufzte. »Seit er die Tabletten nimmt, hat er nicht mehr über Beschwerden geklagt.
»Packen Sie sie für ihn ein.« Er nahm sich vor, seinen Bruder auf seine Probleme anzusprechen, aber im Moment war dafür der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.
Ahriman hatte die Szene still beobachtet und zog die Augenbrauen hoch. Benni ging zu ihm und sie durchquerten den Flur mit offener Galerie, die den Blick auf die Diele im Erdgeschoss freigab. Er öffnete eine Tür. »Hier ist eines der Gästezimmer. Darin wohne ich zurzeit.« Er ließ die Tür offen stehen und wies auf eine weitere. »Da wohnen die Zwillinge. Lisa schläft. Sollen wir einen Moment in mein Zimmer gehen?«
Ahriman nickte.
Draußen setzte bereits die Dämmerung ein. Es hatte seit Heiligabend kontinuierlich geschneit und das Grauweiß des Himmels war durch das
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