Satans Erbe (German Edition)
über den linken Fuß, die andere warf er gleichgültig in eine Ecke. Nachdem er sich angekleidet hatte, versuchte er, sich die Schuhe anzuziehen, aber der bandagierte Fuß wollte nicht hineinpassen. Er ging versuchsweise ein paar Schritte mit einem Schuh, streifte diesen aber kurz vor der Tür ab und ließ ihn liegen. Im Flur sah er sich zuerst nach beiden Seiten um und steuerte dann auf die Theke zu, hinter der eine Schwester mit einem Häubchen auf dem Kopf saß. Sie blickte ihm entgegen und stand auf.
»Herr von Felthen, der Chefarzt ist schon auf dem Weg zur Station, er wird in Kürze hier sein. Möchten Sie in Ihrem Zimmer auf ihn warten?« Sie kam um die Theke herum.
Arno ließ sich von ihr am Arm fassen und in sein Zimmer zurückgeleiten. Die Schwester hatte den Raum noch nicht verlassen, da öffnete sich die Tür und der Mediziner trat ein.
»Guten Tag, Herr von Felthen. Ich bin Dr. Matthäus.«
Arno erkannte den gleichen Ausdruck in den Augen des Arztes, der ihm vor einigen Stunden bei den Polizisten aufgefallen war. Schlaff ließ er sich auf einen Stuhl sinken.
Dr. Matthäus setzte sich Arno gegenüber.
»Kommt meine Frau durch? Was ist mit meiner Tochter?« Arno wusste nicht, was er zuerst fragen sollte.
Der Arzt schüttelte langsam den Kopf. »Mein Beileid, Herr von Felthen. Ihre Frau ist nicht mehr zu Bewusstsein gekommen, sie ist auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben.«
Arnos Augen brannten, doch keine Träne wollte sich den Weg nach außen bahnen. Er zitterte. »Was ist mit Lena?«
»Ihre Tochter wurde ins Kinderkrankenhaus nach Bern verlegt, sie ist noch nicht aufgewacht. Ihr Zustand ist kritisch.«
»Kann ich zu ihr?«
Dr. Matthäus nickte. »Wir lassen Ihnen ein Taxi kommen und Sie von einem Pfleger begleiten.«
»Nein. Lassen Sie bei mir daheim anrufen und meinen Fahrer John bestellen. Mein Bruder wird mitkommen wollen. Was ist mit Lisa? Ist sie unverletzt?«
»Soweit ich weiß, ja. Ihre Angestellten haben das Kind ins Haus gebracht. Ein Seelsorger kümmert sich bei Ihnen zu Hause um alle Anwesenden.«
Arno nickte gedankenverloren. Was für ein Schock musste es für seine kleine Lisa sein. Sein Engel. Doch wichtiger war es jetzt für ihn, bei Lena zu sein. Er presste die Kiefer so fest zusammen, dass seine Zähne knirschten. »Was passiert mit meiner Frau?«
»Wir können uns für Sie mit einem Bestatter in Verbindung setzen. Alles Weitere sollten Sie oder jemand aus Ihrer Familie in die Wege leiten.«
Eine halbe Stunde später traf Benni ein. In der Hand hielt er ein Paar Badeschuhe. Sie standen sich wortlos gegenüber. Benni ließ die Latschen fallen und schlang die Arme um ihn, während er stocksteif dastand und keine Worte fand. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus. Unten wartete John und öffnete die Tür, als Arno am Wagen ankam, aber er strebte geradewegs auf die Fahrerseite zu.
»Du willst doch in deinem Zustand und in Pantoffeln nicht selbst fahren, Fätzätüfäl?« Unwillkürlich hatte Benni Arno mit dem scherzhaften Schimpfwort bedacht, mit dem Arno seinen kleinen Bruder in ihrer Kindheit bezeichnete, wenn Benni wieder einmal Waghalsiges im Sinn hatte.
»Glaubst du, mir ist nach Scherzen zumute?«, fuhr er Benni an. Dieser senkte den Blick. Arno wusste, dass sein Bruder es nicht böse meinte und ihn nur aufmuntern wollte. Er gab sich geschlagen und öffnete die hintere Wagentür auf der Fahrerseite, während Benni auf der anderen Seite einstieg.
Schweigend fuhren sie zum Kinderspital.
»Soll ich mit John warten, bis du Näheres erfahren hast?«
Arno nickte Benni zu, stieg aus dem Wagen und humpelte zum Eingang. Die Zeit zog sich wie Kaugummi.
Am Empfang erwartete man ihn schon. Eine junge Schwester sprach ihn an. »Herr von Felthen?«
Arno nickte.
»Kommen Sie bitte, ich bringe Sie auf die Intensivstation.«
Vor dem Betreten der Station musste Arno die übliche Prozedur über sich ergehen lassen, die er ungeduldig hinnahm. Hände desinfizieren, Plastikschoner über die Schuhe stülpen, einen grünen Kittel umbinden, Mundschutz anlegen.
Endlich stand er neben Lenas Bett. Er musste mehrfach schlucken. Ihm schwindelte und er stützte sich an der Wand ab. Lenas Körper war an zahlreichen Strippen und Schläuchen angeschlossen, die Geräte im Hintergrund gaben konstant die unterschiedlichsten Geräusche von sich.
Ein Arzt, der am Bett stand, zog sich diskret zurück und schob Arno einen Hocker hin, sodass er sich setzen konnte. Lenas Gesicht war so weiß,
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