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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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Sie drückte sich ihre Errungenschaft an die Nase und atmete tief ein.
    Ja, so roch Mummy. Sie blinzelte eine Träne weg, wollte nicht schon wieder weinen. Rückwärts rutschte sie auf dem Schrankbrett von dem Kleiderhaufen und rappelte sich auf. Sie legte das Bild und den Schal in den Türrahmen und sah weiter umher. Da lag Mummys Haarbürste, aber drum herum war alles voller Scherben, sie traute sich nicht dorthin. Die Plastikfolie vor dem zerbrochenen Fenster knisterte, doch Lisa kümmerte es nicht.
    Das Schränkchen neben Mummys Bett stand offen, zwei Schubladen waren herausgezogen, die dritte lag auf dem Fußboden. Neugierig stieg sie auf das Bett. Die Matratze sackte kaum ein. Kniend bewegte sie sich auf die andere Seite, bis sie nahe genug herangekommen war. Die Schublade auf dem Boden war leer. Sie konnte nicht sehen, was da drin gewesen sein mochte, es lagen zu viele Sachen verstreut und waren teilweise unter Mummys Bettdecke begraben. In der offen stehenden oberen Lade sah sie nichts Interessantes. Sie drückte sie zu. In der anderen lag ein kleines Buch. Ein winziges Schloss hinderte sie, es aufzuklappen. Komisch. So was hatte sie noch nie gesehen. Warum schloss man ein Buch ab? Lisa entschied, dass es etwas Wichtiges sein musste, und legte es sich zum Mitnehmen bereit. Ganz hinten entdeckte sie ein flaches silbernes Kästchen.
    So ein ähnliches hatten Lena und sie auch zu Weihnachten geschenkt bekommen. Es war ein Kettchen mit einem Anhänger darin, auf dem ihr Name geschrieben stand.
    »L I S A, L E N A«, buchstabierte sie stolz vor sich hin und dachte wehmütig an Kathy, mit der sie das Alphabet geübt hatte.
    Sie klappte das Kästchen auf. Es war leer. Enttäuscht ließ sie es auf den Boden gleiten. Ihr Blick wanderte weiter durch das Zimmer. Da waren noch zwei Schubladen in Mummys Frisierkommode. Was für ein komisches Wort, Frisierkommode. Als wenn eine Kommode Frisuren machen konnte. Sie erinnerte sich, wie viele Abende sie mit ihrer Mutter im Schlafzimmer verbracht hatten. Meistens war Lena auf dem Bett herumgehüpft, während sie Mummy die Haare bürsten durfte. Zur Belohnung hatte Mummy ihr einen Tropfen von ihrem Lieblingsparfüm auf den Hals getupft. Jetzt konnte Lisa die Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie warf sich in das Kissen und schluchzte hemmungslos.
    Als sie irgendwann den Kopf hob, war es nass und rot verschmiert. Sie blickte auf ihren Arm. Die Blutspur war weggewischt.
    Lisa fiel die Kommode wieder ein. Vorsichtig stellte sie die Füße auf den Boden, schob die ausgebreitete Bettdecke beiseite und tastete sich Schritt für Schritt bis an das Möbelstück vor. Voller Erwartung versuchte sie, die rechte Schublade aufzuziehen. Sie klemmte. So fest Lisa auch zog, sie konnte sie nicht öffnen. Sie probierte es an der anderen. Die glitt fast wie von allein auf. Wild durcheinander lagen hier Haarspangen, Haargummis, Ketten mit bunten Perlen und einige lange, geflochtene Bänder.
    Wieder überkam sie die Erinnerung. Sie sah sich mit Lena und Mummy im Reigen durch das Schlafzimmer tanzen. Mummy hatte ein Lied in einer Sprache gesungen, von der sie nur ein paar Wörter verstand. Englisch , hatte sie gesagt. Das lernt ihr noch perfekt. Es hatte sich schön angehört. Mummy trug ein grün und gelb gestreiftes Kleid ohne Ärmel und hohe gelbe Schuhe mit einem furchtbar dünnen Absatz. Für Lena und sie hatte Mummy auch Kleider gebastelt, aus bunten Stoffen, die sie ihnen umgewickelt hatte und mit einem Knoten feststeckte. Dazu trugen sie um den Kopf diese geflochtenen Bänder. Lisa entsann sich, wie ihre Haare um ihr Gesicht flatterten, während sie sich im Kreis drehten. Lachend und kreischend waren sie umgefallen und ihr wurde jetzt noch schwindlig beim Gedanken an das viele Drehen. Sie fischte eines der Bänder aus der Kommode. Eine besonders schöne Haarspange mit einem kleinen Schmetterling griff sie sich ebenfalls.
    Mit ihren Errungenschaften schlich sie in ihr Zimmer zurück. Lisa kroch unter ihr Bett und zog eine Spielzeugkiste hervor. Sie schob die Barbiekleidung zur Seite, legte ihre Schätze hinein, verteilte die Puppensachen darüber und verfrachtete die Kiste wieder an ihrem Platz.
    Sie hörte Geräusche auf der Treppe.
    Martha machte ab und zu komische Töne, wenn sie die Stufen hinaufstieg, und hielt sich dabei am Geländer fest. Einmal hatte sie »Meine verflixten Hühneraugen lassen grüßen« gestöhnt, und Lisa diskutierte später mit Lena, was das bedeuten sollte.
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