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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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Schweiz
10. September 1975
     
     
    » P eng, peng, peng!«
    John tat, als sähe er sich erschrocken im Garten um, griff sich ans Herz und fiel wie ein nasser Sack auf den Rasen.
    »Hab dich, du Halunke!«
    Er spürte eine Schuhspitze am linken Oberarm. John wusste, dass Arno beim Training war. Er hatte ihn vor einer Stunde dort hingebracht. Nur selten hatte er die Gelegenheit, ausgelassen mit Lisa im Garten herumzutoben, deshalb grinste er. »Ha!« Er packte einen Fuß, zog ihn heran und fing Lisas federleichten Körper auf, bevor er auf dem Rasen aufkam.
    Lisa kreischte. »Peng, peng. Ich hab dich erschossen.«
    Er stemmte sie dem Himmel entgegen und drehte sich im Kreis.
    »Schneller, schneller, schneller!«
    Er wirbelte mit der Kleinen herum. Seitdem sie sonntags Die Waltons im Fernsehen schaute, spielte sie die Szenen der siebenköpfigen Rasselbande nach.
    »John-Pierre Ballester!«
    John zuckte zusammen und kam das Gleichgewicht suchend zum Stehen.
    »Was soll das? Du weißt, was der Chef davon hält.«
    »Aber er ist der Halunke!« Lisa stampfte auf und umklammerte sein Bein. Sie schaute zu ihm auf. »Er ist der beste Halunke, den es gibt.«
    John lachte und legte seine Hand auf ihren blonden Schopf. »Siehst du, alles in Ordnung.«
    Martha strich sich energisch die Schürze glatt, verzog das Gesicht zu einer missbilligenden Grimasse und ging murmelnd in die Küche zurück. »Wenn du meinst.«
    Er wusste, dass er, hätte Martha sich umgedreht, ein verschmitztes Lächeln gesehen hätte. Sie war kein Spielverderber.
    »Noch mal, noch mal!« Lisa hüpfte an seiner Seite auf und ab und streckte die Ärmchen in die Höhe.
    Er lächelte die Kleine an, in seinem Inneren jedoch herrschte Aufruhr. Er liebte Lisa. Sie war ein Sonnenschein und brauchte jede Aufmunterung und Ablenkung, die er ihr zu gern geben wollte. Lisa war viel zu ernst und er versuchte, ihr ein Stück ausgelassene Kindheit zu schenken, die auch er durch den frühen Tod seines Vaters im Krieg schmerzlich hatte vermissen müssen. John spürte, dass sie manchmal schauspielerte, Gefühle verbarg und mit sich allein ausmachte. Eigentlich wie er, nur, dass er eine liebevolle Mutter gehabt hatte.
    Lisa legte ihren Kopf zur Seite und zog einen Flunsch.
    Seitdem Arno zu Hause war, herrschte ein anderer Ton. Er war nach seinem Ausraster zwar nie wieder gewalttätig geworden, führte aber einige strenge Regeln für Lisa ein. Das konnte nicht gut gehen. John war in vielen Dingen nicht Arnos Ansicht, gleichwohl hütete er sich, etwas zu sagen. Nicht eine Silbe würde gegen den Hausherrn über seine Lippen kommen. Wenn selbst Benni das nicht schaffte …
    »Vielleicht sollten wir auf Martha hören, was meinst du?«
    »Och nö, menno – ich will noch mal!«
    John drückte ihr die Heckenschere in die Hände. Lisa machte große Augen. Sie wusste, dass sie so etwas nicht anfassen durfte.
    Er hob sie hoch und trug sie zu einem blühenden Rosenstrauch, der volle Duft stieg ihm in die Nase.
    »Such dir die schönste Rose aus, die du finden kannst.«
    Lisa strahlte. »Erzählst du mir wieder eine Geschichte?«
    John nickte und erfreute sich daran, mit welcher Sorgfalt Lisa einen bildhübschen weißen Rosenkopf aussuchte, obwohl die Schere schwer in ihren Händen wog.
    »Aber nichts verraten.« Er entriegelte die Heckenschere und gemeinsam kappten sie den Stängel unterhalb des Kopfes. Er fiel zu Boden.
    John ließ die zappelnde Lisa hinunter. Sie hob die Blüte vorsichtig auf. Sein Herz schmolz wie Butter, als er sah, mit welcher Hingabe sie die Blume von dannen trug. Lisa balancierte sie auf den Handflächen, um bloß kein Blatt zu knicken.
    »Kommst du dann?«
    »Aber klar. Sobald ich mit meiner Arbeit fertig bin, bin ich da.«
    Er ackerte wie ein Besessener, dabei blieben seine Bewegungen ruhig und kontrolliert wie immer. Seinen Job im Garten musste er gerade im Herbst gewissenhaft erledigen und dennoch wollte er wenigstens eine halbe Stunde für Lisa herausschlagen. Bevor er Arno vom Taekwondo Training abholte, musste er noch duschen und sich umziehen. Sein Hausherr hatte nach Lenas Tod den Weg des Geistes gewählt, was er gut fand – aber nicht mit solcher Übertreibung. Inzwischen fuhr John ihn jeden zweiten Tag zu einem angesehenen Kampfsportclub. War er nicht genauso besessen? Polierte er den Wagen der Familie von Felthen nicht auch mehrmals pro Woche, sodass sich selbst eine Ameise darin hätte spiegeln können? John richtete sich auf und massierte sich das

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