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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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nebenan zu heiraten.
    Ulrike überlief eine Gänsehaut. Selbst dessen Reichtümer hatten sein Verhalten und Aussehen nicht übertünchen können. Sie ekelte sich vom ersten Moment an vor dem Widerling. Es war ihr unmöglich gewesen, ihrem Vater diesen Gefallen zu tun. Und obwohl sie die Entscheidung immer noch als richtig empfand, quälten sie Selbstvorwürfe – seit 36 Jahren.
    Sie trocknete ihre Hände, legte eine CD der Bee Gees ein und begann mit dem Mischen des Haarfärbemittels. Wenn sie eine intakte Familie gehabt hätte, wenn sie nicht gleich von Rolf schwanger geworden wäre, wenn Marlon nicht unter dem Downsyndrom leiden würde, wenn Rolf sie nicht sitzen gelassen und sie Marlons Pflege damals von der Sozialhilfe hätte bezahlen können. Ja, dann hätte sie sich auf diese Sache wohl nicht eingelassen. Oder doch?
    Lustlos schmierte sie sich das Bleichmittel in den Haaransatz und ihre Gedanken drehten sich wie immer im Kreise. Vielleicht hielt der liebe Gott bald seine schützenden Hände über sie. Vor zwei Wochen hatte ihre alte Nachbarin von gegenüber ihr ein schmales Paket gebracht. Darin lagen die Unterlagen für ein privates Behindertenheim. Und keine fünf Tage später hatte sie sich eine geräumige, elegante Wohnung in der Nähe angeschaut. Sie lag an einem Park in einem Zweifamilienhaus   – nicht in einem Massenbunker wie diesem und nur zu sehr fieberte sie dem Tag entgegen, an dem sie das Geld erhalten würde. Gleichzeitig empfand sie Scham und Angst. Verkaufte sie sich an den Teufel?
    »Jetzt ist aber Schluss!« Energisch drehte sie den Verschluss der Plastikflasche zu und schüttelte kräftig. Inzwischen brannte die Kopfhaut auf der Hälfte ihres Schädels.
    Damit sie es sich nicht anders überlegte, ging sie zu ihrem alten Sekretär, schloss auf und entnahm der Schublade das oberste Blatt eines dünnen Stapels. Zettel Nummer vier. Sie leckte über den Schweißfilm auf ihrer Oberlippe. Sie tat das Richtige. Elisa ging es besser, sie war aufgewacht. In diesem Brief stand nichts Schlimmes. Ulrike faltete das Papier und ließ es in ihrer Handtasche verschwinden.
    Das Telefon klingelte. Ihr entglitt vor Schreck die Flasche. Wer rief sie um diese Zeit an? Mit für sie untypisch zitternden Fingern nahm sie den Hörer von der Gabel, hörte aufmerksam zu und legte nach einer Weile auf. Sie kannte diese ruhige Stimme gut, sie war nur älter geworden.
    Unfähig, sich richtig zu bewegen, stakste sie zu ihrem Computer. Langsam, viel zu langsam fuhr er hoch. Beim Passwort vertippte sie sich zwei Mal und verfluchte sich und den antiken Kasten. Im Internet rief sie die Webseite ihrer Bank auf und gab ihre Daten ein.
    Für einen Moment herrschte völlige Stille. In ihrem Zimmer wie in ihrem Herzen, auf der ganzen Welt.
    Sie atmete tief durch und las die Zahl auf ihrem Nummernkonto wieder und wieder, flüsterte die Summe ungläubig vor sich hin.
    Es war wie in einem Traum. Die Zeit verrann unbemerkt.
    Ulrike lachte auf und umklammerte den wackligen Tisch. Freudentränen rannen ihr über die Wangen. Endlich konnte sie für Marlon sorgen. Gleich morgen wollte sie sich einen Tag freinehmen und das mit der Wohnung und dem Heim in Angriff nehmen. Und einen neuen Computer kaufen. Und zum Friseur.
    Erschrocken sah sie auf die Uhr und rannte zum Spülbecken in der Kochnische. »O scheiße!«

45.
     

Hasloch
Bayern, Deutschland
30. September 1966
     
     
    I ch streckte mich genüsslich auf der sonnengewärmten Kühlerhaube aus und schwenkte meinen Kopf auf der Panoramascheibe hin und her. Für Ende September war herrliches Wetter, schöner hätte es nicht sein können. Ich schloss die Augen und erfreute mich an der Ruhe und am Rauschen des Windes in den hohen Bäumen. Diese Lichtung, weit draußen im Wald des Spessartgebirges, gehörte zu meinen Lieblingsplätzen. Ich hatte mir Jörgs alten Opel Kapitän ausgeliehen, ich brauchte ihn nicht zu fragen. Ich wusste, dass ich älter aussah als ich war, er wusste es auch und innerhalb der letzten Monate hatte mich nie jemand belangt. Meine Papiere bestanden jede Prüfung. Ich grinste zufrieden. Erst kürzlich war ich nach einem auswärts abgehaltenen Treffen der Jünger in eine Straßenkontrolle geraten, die wegen eines entlaufenen Häftlings errichtet worden war, wie der Radio-Heini berichtete.
    Ihren Ausweis und die Fahrzeugpapiere bitte. Ich reichte dem Bullen die Fälschung meines Personalausweises und Jörgs Fahrzeugschein. O verdammt, meinen Führerschein habe ich

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