Satans Erbe (German Edition)
dass er sich nicht mehr traute, diesem Gefühl zu viel Gewicht beizumessen. Dennoch gelang es Arno ständig, ihm Hoffnung zu machen.
»Magst du im Garten mit mir spazieren gehen?« Erwartungsvoll schaute Arno seine Tochter an. »Wir können doch den Unterricht unterbrechen, oder?«
Benni nickte. Er konnte es kaum fassen. Arno und eine Aufforderung an Lisa, das Haus zu verlassen?
Am Fenster sah er den beiden hinterher, wie sie in den Garten liefen. Lisas Hand zuckte in Richtung von Arnos, aber dann ließ sie den Arm fallen und die zwei gingen berührungslos nebeneinander her. Schade.
Die Minuten verrannen und Benni wurde unruhig. Noch nie war Arno mit Lisa allein hinausgegangen. Sein Beschützerinstinkt sagte ihm, dass er in der Nähe sein sollte, falls sie … Ja, falls was eigentlich? Unschlüssig ging er in die Diele und zog seinen Parka an. Er trat nach draußen. Das über 20.000 Quadratmeter große Grundstück der von Felthens glich eher einem Park. Gepflegte Rabatte säumten schmale Wege, liebevoll gestaltete Hecken, ein kleiner, eingezäunter Teich und zahlreiche Rosenbeete fügten sich zu einem Paradies der Natur. Im Winter hatte es einiges von seiner Pracht verloren, aber noch immer einen unwiderstehlichen Glanz mit den glitzernden Schneekristallen auf den mit Fichtenzweigen abgedeckten Rosenstöcken, der Eisschicht auf dem Weiher, in dem John mehrere Löcher mit Ringen aus Styropor offenhielt. Wozu machte er das? Benni hatte von Fischen nicht die geringste Ahnung.
Er hielt Ausschau nach Arno und Lisa und entdeckte sie plaudernd in einiger Entfernung. Wenige Meter weiter stand Johnny und schaufelte Schnee. Er ging zu ihm hinüber, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Er wollte nicht, dass Arno oder Lisa sich kontrolliert fühlten.
»Hallo Johnny. Fleißig wie eine Ameise?«
John lachte.
»Ich wollte Sie schon immer fragen, was es mit den Löchern im Teich auf sich hat.«
»Oui, zum Füttern der Goldorfe und damit die Faulgase aus dem Wasser entweichen können.«
»Was ist das denn?«
»Das sind Gase, die beim Verfaulen von abgestorbenen Pflanzenresten im Wasser entstehen.«
»Aha, und die Goldorfe? Ich habe mal gelesen, dass Fische Winterschlaf halten, oder nicht?«
»Non, nicht unsere Goldorfe. Sie schwimmen fast so munter herum wie im Sommer.«
Benni erhielt einen leichten Schubs und drehte sich um. Da war niemand. Aber vor ihm hörte er ein Kichern. »Du kleine Laus. Willst mich veräppeln, ja?« Er bückte sich, formte einen Schneeball und warf ihn der flüchtenden Lisa hinterher. Im Nu entwickelte sich eine ausgelassene Schneeballschlacht, an der sich natürlich John und wie durch ein Wunder auch Arno beteiligte. Erst als es anfing zu dämmern, gingen sie ins Haus zurück.
Nachdem Lisa gebadet hatte, war sie binnen weniger Minuten eingeschlafen. Benni betrachtete das Gesicht seiner Nichte, das sogar im Schlaf ihre Gefühle auszudrücken vermochte. Lisa war glücklich.
Er setzte sich zu Arno an den Kamin und ließ sich ein Glas Whisky einschenken.
»Ich werde im Frühjahr wieder umbauen.«
Benni schwante Böses. Nur zu gut erinnerte er sich an die grässlichen Momente, als der Pool zugeschüttet worden war. »Was hast du nun schon wieder vor?«
»Keine Panik, Bruderherz.« Arno lachte. Es klang ehrlich. »Ich werde einen prächtigen großen Wintergarten bauen. Da könnt ihr euren Unterricht abhalten und Lisa hat eine wunderbare Aussicht nach draußen. Ich werde außen jede Menge Rosen pflanzen.«
»Warum Rosen?«
»Lisa hat mir heute Nachmittag erzählt, dass das ihre Lieblingsblumen sind. Weil John ihr immer so schöne Märchen über die Rosenköpfe erzählt.«
Benni lächelte. »Ja, das mit den Märchen stimmt. Aber Lisa hat mir nie gesagt, dass Rosen ihre Lieblingsblumen sind.«
Arno grinste zufrieden. »Endlich einmal etwas, das ich über meine Tochter mehr weiß als du.«
»Das wurde auch Zeit.«
42.
Kloster Interlaken
Interlaken, Schweiz
1452 n. Chr.
D ie Stimmung im Kloster war uneins und die Zwietracht stieg beständig. Die Anbeter seines Meisters teilten das Lager mit den »Ehrbaren«, liebestolle Nonnen mit den »Keuschen«. Er lachte sich heimlich ins Fäustchen. Gedeckt durch seinen Freund, den Abt, führte er ein angenehmes Leben. Er musste nicht wie die Mönche des Augustinerklosters um halb vier in der Frühe aufstehen und auch die Stundengebete hielten sie sechs Mal täglich ohne ihn ab. Da die Klosterbrüder selten ein Wort sprachen und
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