Satans Erbe (German Edition)
mir nach meiner heutigen Liebeslektion entgegenschrie, dass sie alles ihren Eltern sagen und mich anzeigen wollte.
Sei der Herrscher! Ich war stolz auf mich, wie ich es geschafft hatte, die Aufforderung meiner Kumpane umzusetzen. Es war nur recht, dass Josi nun ein paar Tage hier hängen würde und Käfer, Maden oder Füchse an ihr knabberten und all meine Spuren beseitigten. Dazu hatte ich ihr einen Schnitt im inneren Vaginalbereich verpasst und hielt ihr Loch mit abgebrochenen Zweigen geöffnet. Ein wenig blass sah sie aus, aber das genügte nicht.
Als sich die Sonne dem Horizont zuneigte und die warme Luft auffrischte, bohrte ich ihr mit dem Stock zum Zeichen meiner Liebe ein weiteres Loch in die Brust, oberhalb ihres gütigen Herzens.
Ich war ja kein Unhold. Ihr Blut rann seitlich an ihrem Bauch, über die Hüfte und am inneren Oberschenkel entlang. Lecker!
Meine Hose schwoll an. Nein, ich musste verzichten lernen. Ich konnte mein Kunstwerk doch nicht zerstören.
Ich sah ihr in die Augen.
»Glaubst du an den Heiligen Vater?«
Der Kuss, den ich ihr auf den Mund gab, war für die Ewigkeit.
46.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
10. Juni 1979
D as schlimme Gewitter, das Lisa mit lautem Donner wachgehalten hatte, war seit einer geraumen Weile vorüber. Trotzdem lag sie noch mit offenen Augen im Bett, starrte und grübelte vor sich hin. Irgendwann hörte sie, dass Bennis Zimmertür sich öffnete und schloss. Auch das war schon lange her. Mummy, Lena, wo seid ihr? Sie erhielt keine Antwort. Immer seltener gelang es ihr, sich mit den beiden zu unterhalten. Bestimmt hatten sie sie vergessen. Ein trockenes Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
Lisa schlug die Decke zur Seite und stellte die Füße auf den Boden. Der flauschige Teppich umfing sie und gab ihr ein wohliges Gefühl. Sie zog die Zehen hin und her, um das schöne Empfinden eine Weile zu verstärken. Ihr Blick wanderte im dunklen Zimmer herum. Schemenhaft erkannte sie die Zwillingsbären, die an eine Wand gelehnt saßen. Draußen verzogen sich nach und nach die Wolken, bis das Mondlicht leuchtend durch das Fenster drang. Jetzt starrten sie alle an. Alle. Die Teddys mit ihren runden Knopfaugen ebenso wie die vielen Puppen, die von den Regalen auf sie herabsahen. Sie gafften sie an und fingen an zu flüstern. Lisa verstand nicht, was sie sagten.
Sie konzentrierte sich, lauschte angestrengt. Wehr dich, wehr dich, wehr dich , konnte sie nach einer Weile vernehmen. Die beiden sich wiederholenden Wörter brannten sich hinter ihre Stirn. Langsam erhob sie sich, zog ihre Schlappen unter dem Bett hervor und streifte sie über. Sie ging zu ihrem Schreibtisch, auf dem ein aufgeklapptes Buch neben einem dicken Heft lag. Ihre Vokabeln hatte sie auswendig gelernt. »Birthday«, flüsterte sie. Das war eines der neuen Wörter, das sie gepaukt hatte. Und was war mit ihrem Geburtstag? So eine fröhliche Feier wie vor drei Jahren hatte sich nicht wiederholt. Martha, John und Benni waren vor anderthalb Wochen ihre einzigen Gäste. Sie hatten sich viel Mühe gegeben, ihr einen schönen Tag zu bereiten. Der Tisch im Wohnzimmer war unter den ganzen Päckchen mit Geschenken nicht mehr zu erkennen. Die konnte er sich sonst wo hinstecken. Lisa grunzte. Erschrocken fuhr sie mit der Hand zum Mund und hielt ihn mit den Fingern verschlossen. Keiner sollte sie hören.
Ihr Blick glitt in eine Zimmerecke, wo sich fast alle Schachteln ungeöffnet stapelten. Nur die Geschenke von EMJAYBEE hatte sie ausgepackt. EMJAYBEE, sie grinste. So nannte sie ihre Freunde, seit sie das englische Alphabet beherrschte. »EM« für Martha, »JAY« für John und »BEE« für Benni.
Wehr dich, wehr dich.
Eine Idee keimte in ihren Gedanken. Lisa zog eine Schublade des Schreibtisches auf. Sie kramte darin herum, bis sie eine Schere fand. Die nicht. Sie stöberte weiter, bis sie die große ertastete.
Verstohlen schlich Lisa zur Tür, drückte die Klinke hinunter und zog an dem schweren Türblatt. Sie lauschte. Alles war mucksmäuschenstill. Sie quetschte sich durch den Spalt, schloss die Tür und pirschte sich bis zur Treppe vor. Immer noch alles ruhig. Schritt für Schritt stahl sie sich hinab. Auf jeder Stufe blieb sie stehen und bohrte die Schere in das hölzerne Geländer. Das Geräusch, das sie verursachte, war so leise, sie konnte es fast nicht hören. Ihr Mut wuchs mit jedem Stich. Unten verharrte sie mit rasendem Herzschlag, der ihr bis in die Ohren pochte. Ihre Gedanken
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