Satans Erbe (German Edition)
wunderhübschen Jüngling ist mir für viele Stunden vergönnt. Ho, ho, ho.«
Ich wandte mich dem Zopfträger zu und ergriff zögernd seine entgegengestreckte Rechte.
»Hi, ich bin Benni.«
»Ahriman«, murmelte ich und fasste mir an die Innentasche meiner Lederjacke, während ich versuchte, ruhig zu bleiben und mir nicht augenblicklich einen anderen Sitzplatz – vielleicht nahe einer jungen, reichen und hübschen Frau – zu suchen. Das Pergament war nach wie vor da. Das beruhigte mich … Sollte der Schwuli Opern quatschen, ich drehte mich weg.
Nach einigen Stunden Flug fing meine Nase an zu zucken. Ich hörte diesem Benni aufmerksamer zu, als ich ihm zu verstehen gab – auf mein feines Gespür konnte ich mich verlassen.
Es dauerte nicht lange und ich schenkte ihm mein unwiderstehlichstes Lächeln, verleitete ihn zu übermäßigem Sektgenuss und schon offenbarte er mir alles, was ich wissen wollte. Ich hatte die Geldquelle für meine Mission gefunden. Wen interessierte es da, dass ich dafür einen bisher unerkannten Schwuli mimen musste?
56.
Villa Felthen
Interlaken, Schweiz
27. September 1982
A rno steuerte das Fahrzeug um die letzte Kurve zur Villa und bog in die Einfahrt ein. Es herrschte eisiges Schweigen im Wagen. Als der Anruf von Lisa gekommen war, er möge sie vom Kino abholen und die Eintrittskarte bezahlen, hatte er sich im ersten Moment vorgenommen, ihr vor allen Leuten den Hintern zu versohlen.
Lachend und schwatzend stand sie vor dem Eingang, als wäre es das Normalste der Welt. Die Besucher waren längst nach Hause gegangen und nur eine junge Frau lehnte an der Hauswand neben Lisa. Auf den zweiten Blick erkannte er in ihr eine Auszubildende der Felthen AG, die höflich vor ihm geknickst hatte, als er ihr das ausgelegte Eintrittsgeld in die Hand drückte. Den Job konnte sie abhaken, dafür würde er morgen sorgen. Und den Zusatzjob im Kino gleich mit. Sein Einfluss war mehr als ausreichend.
Seine Gedanken kreisten um eine Strafe für Lisa. Er stellte das Auto neben der Haustür ab und beeilte sich, Lisa auf der Beifahrerseite in Empfang zu nehmen. Er fasste sie am Arm und schob sie ins Haus. Nach wie vor war kein Wort gefallen. Drinnen war es fast noch stiller, noch unerträglicher als zuvor im Wagen. An ihrer Zimmertür gab er Lisa einen leichten Schubs, zog den Schlüssel von innen aus dem Schloss und sperrte hinter ihr ab. Alles Weitere würde er sich später überlegen.
Er drehte sich um und stampfte in die Küche hinunter. Martha war nicht da. Ihm fiel nur ein Ort ein, wo sie sonst sein konnte: Johns Arbeitsraum neben der Garage.
Schon aus einigen Metern Entfernung hörte er Marthas Schluchzen. Zwei Männer sprachen auf sie ein.
John und sein nichtsnutziger Bruder!
Arno riss die Tür auf und blieb im Rahmen stehen. »Haben Sie persönliche Sachen im Haus, Martha?«
»Ja, ein paar. In … in d-d-der K-Küche …«
»Sammeln Sie sie ein und verschwinden Sie. Sie haben fünf Minuten. Das Fahrrad bleibt hier.« Er wandte sich an John, der mit offenem Mund neben Martha stand und seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte. »Und Ihnen, John, untersage ich, dass Sie Frau Simmens fahren. Sie kann zu Fuß marschieren oder soll sich ein Taxi rufen.«
»Arno …«, setzte Benni an, doch er unterbrach ihn und zischte: »Und dich will ich in meinem Büro sehen, sofort!« Er wandte sich zum Gehen. Ohne sich umzudrehen, fügte er hinzu: »Ich werde Ihnen morgen Ihren letzten Scheck per Post senden. Lassen Sie sich hier nie wieder blicken.«
Er hörte das aufgeregte Getuschel und das erneute Gejaule von Martha, kaum dass er sich einige Schritte entfernt hatte. Im Büro goss er sich ein Glas Wein ein und schwenkte die rote Flüssigkeit im gedämpften Licht der Schreibtischlampe. Wenn Benni nicht binnen drei Minuten auftauchte, konnte er ebenfalls packen.
Sein Bruder betrat den Raum und Arno hob den Blick.
»Arno, was soll das? Martha kann nichts dafür.«
»Wer sonst? Willst du Lisa die Schuld geben?«
»Nein, dir.«
»Mir? Hab ich nicht aufgepasst oder bin ich etwa heimlich davongerannt?«
»Sicher nicht. Aber dein Verhalten ist maßgebend dafür.«
»Darüber diskutiere ich nicht mit dir. Du hast meinen Anweisungen ebenso Folge zu leisten wie jeder andere hier.« Arno trank einen Schluck, stellte das Glas beiseite und lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. »Lisa wird die nächste Woche in ihrem Zimmer bleiben. Eingeschlossen. Eines der Hausmädchen kann ihr
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