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Satans Erbe (German Edition)

Satans Erbe (German Edition)

Titel: Satans Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maylynn
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und ich sah lange hindurch, um meine aufkeimende Freude zu verbergen.
    »Ah, jetzt verstehe ich Sie.«
    Ob der Professor mich wirklich verstanden hatte?
    »Wunderbar!«, freute er sich und beeilte sich, das wertvolle Original wieder unter Glas zu verschließen. Dann klappte er eine Aktenmappe auf.
    »Und hier ist es.« Feierlich platzierte er den Ordner auf dem Tisch. Ich erkannte sofort, dass es sich um eine Zeichen für Zeichen erstellte Abschrift des Pergaments handelte. Mein Herz schlug höher. Sechs Jahre verronnen – aber es hatte sich gelohnt. Ich beugte mich über die Mappe und blätterte eine Seite nach der anderen um. Verstehen tat ich es nicht, die Sprache war mir unbekannt. Um das Problem würde ich mich später kümmern.
    »Professor, ich gratuliere Ihnen. Wie ich sehe, waren Sie jeden Penny wert.«
    Heinrich zappelte mit den Armen und zupfte sich den Kragen seines weißen Arbeitskittels zurecht. »Sehen Sie hier: das Interessanteste, nein, das Seltsamste, denn faszinierend war ja wirklich alles – tja, also – es gibt eine Ergänzung, verfasst auf divergentem Pergament mit einer anderen Handschrift. Die beiden Dokumente stammen aus verschiedenen Jahrhunderten – etwa 300 Jahre auseinander. Das erste konnte ich anhand der Zusammensetzung der Tinte, des Pergamentpapiers, der Schriftart und der Zersetzung auf 1100 bis 1200 nach Christus datieren, das andere, das besser erhalten ist, enthält die Jahresangabe 1452. Hier.« Er deutete auf verschnörkelte Ziffern. »Während zur Blütezeit des Mittelalters die Unziale die alltägliche Gebrauchsschrift darstellte, fand im 15.   Jahrhundert die Notula, eine gotische Kursivschrift für Urkunden und Briefe Verwendung. Das ist hier der Fall. Es handelt sich um eine Art Gedicht.«
    »Ein Gedicht?«
    »Naja, zumindest ein Text in Versform. Aber der Sinn ist mir unklar, da müssen Sie einen anderen Experten fragen.«
    Heinrich lachte, als hätte er einen guten Witz gemacht. Mir dagegen gefiel die Vorstellung ganz und gar nicht, obwohl ich gewusst hatte, dass nach diesem Professor Doktor mindestens ein weiterer folgen würde. Ärgerlich war nur, dass meine Barmittel aufgebraucht waren.
    »Dieser Anhang ist eine Zimelie, eine alte, wertvolle Handschrift. Ich vermute, sie stammt aus einer Klosterbibliothek, weil alles, vor allem die Schrift und die illuminierten Ränder, darauf hinweist.«
    »Und das ältere Pergament? Was ist damit?«
    Der Professor blätterte in seinen Aufzeichnungen zurück. »Wie gesagt, ich schätze das Alter auf etwa 700 bis 800 Jahre, Unziale   – mit der Rohrfeder geschrieben. Die Tinte aus Schlehenzweigen war der reinste Albtraum, fast irreparabel. Aber,« er strahlte, »ich habe Ihr Werk vollständig entziffern können.«
    »Sie übertreffen sich selbst, Herr Professor.«
    Heinrich grinste. »Fast hätte ich nicht widerstehen können und einen ehemaligen Kollegen von der Universität angerufen. Er ist Paläograf und damit Experte für alte Schriften.«
    Meine Nasenflügel bebten, doch ansonsten blieb ich äußerlich gelassen.
    »Keine Bange«, Heinrich legte die Abschrift ordentlich in die Mappe, »ich habe Ihrer Anweisung Folge geleistet. Tja, auch wenn es mir schwerfiel, nichts über den Inhalt in Erfahrung bringen zu können.«
    Wenn du wüsstest, dachte ich erleichtert. »Wunderbar. Dann spricht ja nichts dagegen, dass ich Sie heute ausbezahle.« Wir lachten und ich nahm mit Herzklopfen die Aktenmappe entgegen. »Was meinen Sie? Wollen wir ins Wohnzimmer gehen und auf Ihre großartige Arbeit anstoßen?«
    Wie erwartet erhob er keinerlei Einwände. Heinrich holte ein neues Glas aus der Küche, weil meins auf unerklärliche Weise verschwunden war. Ich zog mir ein doppeltes Paar Latexhandschuhe über und träufelte Dichlormethan auf einen Lappen, als ich den Professor aus der Küche kommen hörte. Beide Gläser fielen ihm aus der Hand, als ich ihm den Lumpen vor Mund und Nase presste. Ich hatte Chloroform besorgen wollen, allerdings hatte man mir in keiner Apotheke außerhalb der Stadt in keinerlei Verkleidung dieses Zeug verkauft. Doch bei Königs körperlicher Verfassung und seinem Asthma tat auch dieser Kohlenwasserstoff schnell seine Wirkung.
    Ich fischte eine Tupperdose aus meiner Manteltasche, nahm die aufgezogene Spritze heraus und stopfte den Lappen hinein, damit sich der süßliche Geruch nicht weiter verbreitete.
    Die Nadel stieß auf Blut und ich injizierte Heinrich das Kokainhydrochlorid in Flussrichtung – aus einem

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