Satans Eulen
hier ist ziemlich schmal. Vielleicht gelingt es den Passagieren, sich an Land zu retten, wenn es hart auf hart kommt.«
»Ja, das wäre eine Möglichkeit«, sagte Linkart. Er schaute zu Boden und bewegte seine Lippen. »Ich habe auch schon daran gedacht, Hilfe zu holen. Die Marine könnte eingreifen.«
»Wie lange dauert es, bis die Schiffe hier sind?«
Linkart hob die Schultern. »Da bin ich wirklich überfragt, Mr. Sinclair.«
»Sehen Sie. Deshalb müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen. Und zwar schnell.«
»Aber was?«
»Können Sie sämtliche Ein-und Ausgänge schließen?« wollte ich wissen.
Die Männer auf der Brücke schauten sich an. Schließlich fragte der Kapitän: »Meinen Sie abschotten?«
»So ungefähr.«
»Das wird schwer sein.«
Ich nickte. »Glaube ich Ihnen gern, aber ich seh' keine andere Chance für uns. Die Eulen dürfen einfach nicht in das Innere des Schiffs gelangen. Wenn sie das geschafft haben, gibt es eine Panik, und es werden sicherlich auch Tote zurückbleiben.«
Bill Conolly nickte bestätigend zu meinen Worten. Er wollte den Männern keine Angst machen, aber unsere Chancen waren wirklich nur gering.
»Am besten wäre es, wenn die Passagiere nichts merkten«, sagte der Reporter. »Zudem können wir davon ausgehen, daß sich kaum jemand auf Deck sehen läßt.«
»Meinen Sie, daß die Angst sie zurückhält?« fragte der Zweite Offizier.
»Damit rechnen wir«, antwortete ich.
Kapitän Linkart nickte. »Gut, ich werde alles in die Wege leiten, um Ihrem Vorschlag nachzukommen.« Er drehte sich um. Das Mikrofon hing an einem Haken in der Wand. Bevor er es noch greifen konnte, stieß der Zweite Offizier einen Ruf aus.
»Da!«
Wir schauten nach vorn.
In der Tat hatte er etwas entdeckt. Es war eine Horror-Eule, die um die Brücke kreiste. Deutlich sahen wir oberhalb des dunklen Gefieders den bleichen Knochenschädel. Er schien uns höhnisch anzugrinsen, als wäre sich das Tier seines Sieges voll bewußt. Es flog sogar bis dicht an die Scheibe heran und kratzte mit seinen Krallen dagegen. Bill Conolly stand der Tür am nächsten. Bevor wir anderen etwas unternehmen konnten, hatte er sie schon aufgerissen und stürmte aus der Brücke.
Die Eule mußte mitbekommen haben, was geschehen war, denn sie verließ ihren Platz und flog einen Bogen, wahrscheinlich um sich dem Reporter in den Weg zu stellen.
Auch ich lief zur Tür und sah Bill, wie er vor der obersten Stufe stand. In seiner Hand blitzte etwas. Der silberne Dolch!
Jetzt wußte ich, wie der Reporter die Satans-Eule erledigen wollte. Dabei drückte ich ihm beide Daumen. Er hatte bewußt nicht die Beretta genommen, denn durch einen Schuß wäre die Lage fatal geworden, weil die Passagiere etwas bemerken konnten.
Bill beherrschte den Dolch. Er konnte damit ebensogut umgehen wie ich und wartete nur ab, bis die Eule eine gute Distanz hatte, damit er auch sicher war, sie zu treffen.
Hinter mir drängelten sich die Besatzungsmitglieder. Sie wollten ebenfalls an mir vorbei, doch ich hielt sie zurück. »Lassen Sie das Mr. Conolly allein machen!«
Bill hatte sich leicht geduckt. Er federte in den Knien. Genau verfolgte er den Weg der unheimlichen Eule.
Die Spannung stieg, denn auch das Tier schien zu merken, daß es erwartet wurde. Es flog noch einen Kreis und griff urplötzlich schnell und direkt an.
Ich brauchte Bill nicht zu sagen, wann und wie er werfen sollte. Sein Arm flog in die Höhe, wieder nach unten, und noch in der Bewegung verließ der Dolch die Hand.
Ein blitzendes Etwas flirrte durch die Luft und traf haargenau den schrecklichen Vogel. Wir alle vernahmen den dumpfen Aufschlag. Der geweihte Dolch drang mit voller Wucht in den Körper, und er stoppte den Angriffsflug der Eule.
Uns schien es, als hätte ihr jemand einen Faustschlag versetzt. Sie zuckte noch einmal auf, versuchte in die Höhe zu flattern, doch die geweihte Waffe sorgte dafür, daß sie endgültig vernichtet wurde. Noch in der Luft löste sie sich auf, und grauer Staub rieselte in einer langen Bahn zu Boden. Er wurde vom Wind erfaßt und als Schleier weggeweht. Das war erledigt, denn auch der häßliche Totenkopfschädel verging, so daß von dem Wesen quasi nichts übrigblieb. Bill ging zwei Stufen vor und hob den Dolch auf. Gelassen steckte er ihn ein, wobei ein Grinsen um seine Lippen spielte.
Auch ich lächelte. Der Reporter hatte es geschafft. Er brauchte dieses Erfolgserlebnis und kam zu uns hoch.
Die Offiziere waren sprachlos. Zum
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