Satans-Krone
weiteren Spuren hinterlassen. Etwas frustriert verließen wir den Bau. Optimistisch gesehen waren wir einen kleinen Schritt weitergekommen. Uns war das bestätigt worden, was uns der Film zuvor gezeigt hatte, und noch ein wenig mehr. Die alte Truhe war vom Geist der Satans-Krone durchdrungen gewesen, und sie wiederum hatte jetzt einen neuen Besitzer bekommen. Aber wen?
Ich schaute zum Himmel. Sämtliche Wolken hatten sich verzogen, obwohl der frühe Abend bereits sein Kommen ankündigte. Das Wetter würde sich ändern und sommerlich warm werden. Das allerdings nahm ich nur am Rande wahr. Meine Gedanken drehten sich um die verfluchte Satans-Krone, von der wir bisher nur gehört und sie kurz auf dem Film gesehen hatten.
Das war zuwenig, viel zuwenig!
Suko dachte ebenso, denn er machte alles, nur kein freundliches Gesicht. »Es muss weitergehen, John, wir können hier nicht stehen bleiben und darüber nachdenken oder darauf warten, dass wir noch einmal Besuch bekommen.«
»Das weiß ich.«
»Wo liegt die Lösung? Wo oder wie verfolgen wir den Faden weiter? Ich will es dir sagen. Ich habe immer stärker den Eindruck, dass in diesem Fall nicht nur dieses eine Haus eine wichtige Rolle spielt, sondern noch ein zweites. Es ist die Pension, in der Aleister Crowley starb.« Er wandte sich an Lambert. »Das stimmt doch, wie ich es gesagt habe - oder?«
»Ja, Sie haben völlig recht, Suko. Das kommt alles genau hin.«
»Und Sie kennen das Haus?«
Er nickte. »Auch das. Nur befürchte ich, dass wir dort keinen Erfolg haben werden.«
»Warum nicht?«
Er winkte mit beiden Händen ab. »Das ist ja nicht die alte Pension, wie sie es vor einigen Jahrzehnten war. Das Haus erkennt man nicht wieder. Man hat an- und umgebaut, und es ist nun zu einem Obdachlosenasyl umfunktioniert worden. Auch diese Menschen gibt es hier in Hastings.«
»Sie waren also selbst schon da?« fragte ich.
»Klar. Bei meinen Recherchen konnte ich daran doch nicht vorbei. Crowley ist dort schließlich gestorben.«
»Waren Sie auch in seinem Sterbezimmer?«
Jetzt schaute mich Isaak Lambert staunend an. »Nein, das war ich nicht. Das gibt es auch nicht mehr.«
»Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Clara, die Leiterin des Asyls.«
»Ach, es wird von Frauen geleitet?«
»Ja. Soviel mir bekannt ist, stammen sie aus irgendeinem Orden. Fragen Sie mich aber nicht nach dem Namen.« Er lächelte schmal. »Die Frauen sehen aus wie Büßerinnen, scheinen aber gute Arbeit zu leisten, sonst hätte man ihnen das Asyl nicht zur Verwaltung und Leitung gegeben.«
»Haben Sie mit dieser Clara über Aleister Crowley gesprochen?«
Lambert gab sich etwas verlegen. Er wirkte wie jemand, der sich um eine bestimmte Antwort herumdrücken wollte. »Ich… ähm… sagen wir so. Ich habe es versucht und habe es auch im Ansatz begonnen. Bin allerdings nicht weitergegangen, denn als ich näher mit dieser Clara ins Gespräch kam, da - nun ja, ich kam mir irgendwo auch lächerlich vor. Die Frau machte nicht den Eindruck einer Person, die sich mit Dingen beschäftigt, für die Aleister Crowley Interesse gezeigt hat. Sie war so von ihrer Arbeit überzeugt und hat sie mir auch mit großer Freude erklärt, dass ich schließlich von meinem Vorhaben Abstand nahm.«
»Das war schade.«
Lambert gab sich zerknirscht. »Im nachhinein sehe ich das auch. Ich kann es nicht ändern.«
»Aber wir«, sagte Suko und erntete zunächst einen ungläubigen Blick des Schotten. Erst als ich meinem Freund zustimmte, sagte Lambert: »Sie wollen wirklich in die ehemalige Pension?«
»Ja, warum nicht?«
»Aber ein Asylantenheim ist doch kein… ich meine…«
»Sie können ja zurückbleiben.«
»Nein, Mr. Sinclair, das kommt nicht in Frage. Mitgefangen, mitgehangen. So heißt es doch - oder?«
»Genau.«
Glücklich sah Isaak Lambert nicht aus, als er neben uns her zurück zum Auto ging und wir einen großen Bogen um die Fallgrube schlugen. Auf mich machte er den Eindruck, als wäre ihm dies alles nicht recht und würde sich nur schwerlich fügen. Aber ich steckte nicht in ihm und dachte mehr an die Zukunft als an einen Isaak Lambert…
***
Der Raum lag im hinteren Teil des Gebäudes und war für die normalen Menschen verschlossen. Man erreichte ihn durch einen kahlen Gang, dessen Zutritt den meisten verwehrt war. In dieser Umgebung war die Luft schlecht. Sie drückte. Sie war schwül und von bestimmten Gerüchen erfüllt, die schlecht zu identifizieren waren.
Die drei Frauen, die in dem fast
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