Satans-Krone
kahlen Zimmer zusammensaßen, hatten Zutritt. Sie waren die einzigen, die hinein durften. Hier trafen sie sich. Hier gingen sie dem nach, was ihre eigentliche Aufgabe war.
Sie saßen nicht im Licht. Es verteilte seinen Schein sowieso nur spärlich. Den größten Teil der Wände ließ es zurück in der Dunkelheit, und nur über ein bestimmtes Bild streifte es hinweg. Es war eine vergrößerte Fotografie. In Rot und in Schwarzbraun gehalten, wobei der obere Teil des Bildes den rötlichen Schein besser wiedergab. In ihm zeichneten sich der Kopf eines Mannes und dessen Arme ab, die er halb erhoben hatte. Über seiner Stirn trafen sich die Hände wie zum Gebet.
Wenn der Mann betete, dann sicherlich nicht zum Herrgott, sondern zum Satan oder irgendwelchen dämonischen Mächten, denn dieser Mann auf dem großen Foto war kein geringerer als Aleister Crowley. Von seinem Körper war kaum etwas zu sehen, denn seine Umrisse verschwanden in der Soße des unteren Bildes. Mehr von den Unterarmen, den über dem Kopf zusammengelegten Händen und vor allen Dingen von seinem Gesicht.
Es war das Gesicht eines Menschen, das stimmte schon. Es hatte nichts Dämonisches an sich, und es war auch nicht zu einer Fratze verzogen, aber trotz der konzentrierten Starre lag darin ein faszinierender Ausdruck. Dieses Gesicht strahlte Macht ab. Es wirkte nicht hölzern, dafür sehr männlich. Es war ihm anzusehen, dass Frauen, die auf diesen Mann trafen, fasziniert von ihm waren. Eine markante, nicht zu lange, aber durchaus männliche Nase. Darunter der Mund, dessen Lippen einen zwar weichen Schwung hatten, aber nicht zu einer Frau passen wollten. Vielleicht lag es an der leicht nach vorn geschobenen Unterlippe, die dem Mund auch einen etwas spöttischen Ausdruck gab. Das Kinn war leicht nach vorn gewachsen, als sollte es die Kraft und Energie des Mannes wiedergeben, die in ihm steckte.
Dann die Augen! Sie waren leicht verdreht und hatten sich nach oben geschoben, weil der Mann auf seine Hände schauen wollte. Auch wenn die Fotografie aus einem Schwarzweißbild bestand und nur durch das Licht den leicht rötlichen Schein erhalten hatte, war doch etwas von diesem Ausdruck zu sehen, der sich in den Augen eingenistet hatte.
Wer in das Gesicht des Mannes schaute, dem fiel sofort der starre, unnachgiebige Blick auf. Es war keine Menschlichkeit darin zu lesen. Kein bisschen Freude. Die Augen wirkten lauernd und waren auch voller Erwartung, als er sie in die Höhe gerichtet hatte, um seinen Händen nachzuschauen.
Er hielt damit etwas fest. Es war nicht genau zu erkennen. Der Gegenstand konnte auch über ihm schweben, aber er war vorhanden, auch wenn sich das rötliche Licht dort verlief und er mehr in den Schatten eintauchte.
Crowley hielt die Krone des Satans fest!
Nicht alles zeigte das Foto. Aber es war zu erkennen, dass es sich um die Krone handelte. Die Spitzen stachen schon hervor, und so etwas wie Restlicht verfing sich in den aus Steinen bestehenden Augen.
Aleister Crowley wachte über dieses Zimmer. Und er wachte auch über die drei Frauen, die sich in der Mitte aufhielten. Sie saßen auf Matten, um etwas weicher sitzen zu können. Jede hatte eine Matte für sich, und sie waren so gelegt worden, dass sie ein Dreieck bildeten. So konnten sich die Frauen gegenseitig anschauen.
Es waren Clara, Harriet und Wanda!
Durch ihre dunklen, kuttenähnlichen Kleider wirkten sie sehr uniformiert. Die Kutten selbst hatten sie um die Taillen herum mit Stricken verschnürt, und die runden Kragen reichten bis hoch zu den Hälsen.
Von dort begannen die Unterschiede. So verschieden ihre Namen auch lauteten, so unterschiedlich sahen sie auch aus. Clara war die Chefin. Sie hatte sich das Haar sehr kurz schneiden lassen. Dennoch lag es nicht flach auf dem Kopf, sondern war zu Naturlocken zusammengekräuselt. Ein etwas männliches Gesicht, dazu die Brille, die harten Falten zwischen Nase und Mundwinkel, der schmale Mund - das alles gab ihr schon ein etwas maskulines Aussehen.
Die zweite Frau hieß Harriet. Sie war kleiner als die beiden anderen. Ihr rundes Puppengesicht sah so mädchenhaft harmlos aus, und aus dem herzförmigen Mund schien nie ein böses Wort zu dringen.
Sie trug die dunklen Haare glatt und nach unten hängend. Die Spitzen erreichten das Kinn.
Die dritte im Bunde war Wanda, und sie fiel deshalb auf, weil sie farbig war. Sie hatte nicht die sehr dunkle Haut einer Afrikanerin, sondern mehr eine kaffeebraune wie Menschen aus der Karibik. Wanda
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