Satans-Krone
darüber der Wasserkran, ein Fußboden, der als alten Holzbohlen bestand, die nur ungenügend von einem grauen, fadenscheinigen Teppich verdeckt wurden, dessen breites Ende mit dem Bett abschloss.
Von der Decke hing eine verstaubte Kugelleuchte, während der Blick aus dem Fenster auch nicht optimal war. Man sah nicht das Meer, sondern schaute auf die hintere Seite des Hauses. Dort war der Boden als Müllablageplatz zweckentfremdet worden, denn die breiten Aschentonnen quollen fast über.
Wir hatten uns das Zimmer angesehen und kein Wort miteinander gesprochen. So konnte sich jeder seine Gedanken machen.
Ich stellte mich vor Clara hin, die ihre Arme vor den Brüsten verschränkt hielt. »Und in diesen Raum hier haben Sie all die Besucher geführt?«
»Das sagte ich schon.«
»Wie haben sie reagiert?«
»Was meinen Sie denn?«
»Waren sie begeistert oder enttäuscht?«
Hinter den Brillengläsern verengten sich die Augen. »Keines von beiden, Mr. Sinclair. Sie haben sich eher benommen wie die Gläubigen in einer Kirche. Ehrfurchtsvoll.«
»Aha.«
»Was heißt das?«
»Nichts Besonderes. Ich wollte noch einmal darauf zurückkommen, was Sie vorhin gesagt haben. Da sprachen Sie davon, dass der Geist des Verstorbenen auch noch nach dem Tod bei den Anhängern seine Spuren hinterlassen hat.«
»Das habe ich so festgestellt.«
»Und wie ist es bei Ihnen gewesen?« wollte ich wissen. »Oder wie ist es bei Ihnen? Sind auch Sie in dieses Fluidum des Verstorbenen hineingeraten?«
»Ich?« Sie hatte das Wort gefaucht. »Sehe ich so aus, als hätte ich mich damit abgegeben?«
»Man kann nie wissen. Schließlich war Aleister Crowley ein zumindest ungewöhnlicher Mann.«
»Ich habe zu seiner Zeit überhaupt nicht gelebt.«
»Seine heutigen Bewunderer auch nicht.«
»Was soll das heißen? Trauen Sie mir nicht? Glauben Sie etwa, dass ich lüge?«
»Nein, das habe ich damit nicht gesagt. Ich hatte nur ein wenig nachgedacht, wissen Sie.«
»Hören Sie auf, Sinclair. Es ist wohl besser, wenn Sie jetzt alle von hier verschwinden. Sie haben mich lange genug von der Arbeit abgehalten.«
»Pardon. Ich vergaß, dass Sie den Laden hier allein schmeißen.«
»Das habe ich damit nicht gesagt.«
Verdammt noch mal, diese Person war nicht zu fassen. Sie glitt mir immer zwischen den Fingern hindurch. Sie war wirklich abgebrüht. »Wer hilft Ihnen noch?«
»Menschen, denen Nächstenliebe noch etwas bedeutet, wenn Sie es genau wissen wollen, Mr. Sinclair.«
»Sehr gut gesagt. Schön, Mrs. Clara. Daraus entnehme ich, dass Sie auch von kirchlichen Institutionen unterstützt werden.«
»Auf keinen Fall. Unser Heim wird von der Stadt finanziert. Mit der Kirche haben wir nichts am Hut. Sind Sie jetzt zufrieden?«
Ich war es schon, Suko nicht. »Wohnen Sie auch hier?«
»Ja.«
»Wo?«
»Im Haus.«
»Aber Ihr Zimmer sieht anders aus, nehme ich an.«
»Stimmt. Auch wenn Sie noch mehr neugierige Fragen haben, ich werde es Ihnen nicht zeigen. Und jetzt verschwinden Sie bitte. Sie bringen hier den Betrieb durcheinander.« Sie stellte sich schräg und wies uns mit einer Hand den Weg zum Flur.
Ich ging als erster hinaus - und hatte den Eindruck, am Ende des Flurs eine Bewegung gesehen zu haben. Ein schnelles Huschen, nichts Konkretes. Es war auch sofort wieder weg, aber ich glaubte nicht an eine Täuschung. Clara verließ als letzte den Raum. Sie sprach Isaak Lambert an, der im Zimmer geschwiegen hatte. »Komische Freunde haben Sie, Mr. Lambert, wirklich.«
»Ich finde sie ganz in Ordnung.«
»Das ist wohl Ansichtssache.«
Suko und ich waren schon vorgegangen, stoppten aber, als wir die Tritte hinter uns nicht mehr hörten.
Wir drehten uns um.
Lambert und Clara standen dicht beisammen. Dabei gab sich Isaak ein wenig trottelig. Er bewegte den Kopf, er lachte etwas verlegen, bevor er die Frau ansprach. »Ich habe lange Zeit über Ihren Namen nachgedacht. Es ist nur der Vorname, der mir etwas rätselhaft vorkam. Clara, heißen Sie.«
»Ja, stört Sie das?«
»Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich nur mit dem Namen beschäftigt, weil ich auch eine andere Clara kenne.«
»Das ist Ihr Problem.«
Lambert nickte. »Stimmt, kann ich nicht leugnen. Kann es eigentlich sein, dass Sie mal woanders gearbeitet haben?«
Sie wurde wieder misstrauisch. »Wie meinen Sie das?«
»Sie haben diesen Job nicht immer ausgeführt.«
»Nein.«
Lambert blieb weiterhin freundlich. »Bitte, nehmen Sie mir die Frage nicht übel, aber wo haben Sie
Weitere Kostenlose Bücher