Satans-Krone
Brei!« brüllte eine Stimme. Es war wohl die des Anführers, der seine zerquetschte Nase bestimmt nicht vergessen hatte.
»Nein, nicht töten!« schrie ein anderer. »Das hat Clara gesagt. Ihr sollt ihn nicht töten!«
Die Worte bekam ich noch mit. Dann erschien der Schatten vor meinem Gesicht. Normalerweise hätte ich dem verdammten Fuß ausweichen können, diesmal allerdings nicht. Der Tritt erwischte mich am Kinn.
Er war wie eine Explosion. Ich hatte den Eindruck, sämtliche Zähne und auch den Kopf zu verlieren.
Der Kopf selbst flog in den Nacken. Ich sah wirklich die berühmten Sterne und schlug noch mit dem Hinterkopf gegen die Wand.
Das endgültige Aus! Die Geräusche verschwammen, sie tauchten ab. Alles wurde so anders, so leicht, und dann war ich weg…
***
Mit einer heftigen Bewegung stieß Clara die Bürotür auf. Sie war schnell gelaufen und atemlos. Sie wuchtete die Tür wieder hinter sich zu, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, atmete zunächst tief durch, um Ruhe zu bekommen. Äußerlich als auch innerlich.
Sie schloss die Augen, holte die Erinnerung der jüngsten Vergangenheit zurück, und die Lippen verzogen sich dabei zu einem breiten Lächeln, denn alles war so eingetroffen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Eine wunderbare Sache, die sie schon mit einem mulmigen Gefühl angegangen war.
Sie hatte sehr genau planen und auch die Männer einweihen müssen, und sie hatte wieder einmal erlebt, dass sich mit Geld so manches richten ließ. Die Männer waren gut entlohnt worden, und dafür riskierten sie schon etwas. Auch deshalb, weil Clara sie beruhigt hatte. Sie hatten nichts zu befürchten. Ihre Aktionen wurden durch sie gedeckt, und die Bullen würden nichts erfahren.
Clara öffnete die Augen wieder. »Schnüffler!« stieß sie hart flüsternd hervor. Verdammte Schnüffler, die es nicht lassen konnten, in der Vergangenheit des von ihr so bewunderten Mannes herumzustöbern. Ein widerliches Pack. Sie waren gekommen, um die Krone zu finden, aber nicht um Crowley zu ehren, wie es die anderen taten, die seinen alten Ritualen noch zugetan waren. Die Frau stampfte mit dem Fuß auf. Es ging ihr jetzt wesentlich besser, aber noch nicht perfekt. Aus dem Büroschrank holte sie eine Flasche Whisky, die zuvor hinter Akten versteckt gestanden hatte. Ein Glas stand ebenfalls bereit, und sie goss es bis über die Hälfte hin voll.
Dann trank sie noch im Stehen einen Großteil aus. Verzog das Gesicht, schüttelte sich und ging zu ihrem Schreibtisch, hinter dem sie ihren Platz einnahm.
Das Möbelstück stand ziemlich günstig. Sie konnte sowohl die Tür als auch die beiden Fenster sehen.
Ihr Blick fiel vor das Haus, und sie schaute zu, wie sich die Sonne allmählich verabschiedete. Als roter Ball war sie im Westen über dem Meer zu sehen. Wie eine von einem Riesen in die Luft geschossene Kugel stand sie dort und fiel nicht mehr nach unten.
Sie würde unter- und wieder aufgehen. So war der Lauf der Zeit, und Clara war sicher, dass sie den nächsten Sonnenaufgang erlebte, im Gegensatz zu den Schnüfflern. Für sie war die folgende Nacht die letzte, denn sie sollten die Satans-Krone nicht nur sehen, sondern sie am eigenen Leib erleben.
Sie kicherte, als sie daran dachte und sich den Vorgang bereits vorstellte. Die Schnüffler waren nicht würdig, die Krone zu tragen. Was dann mit ihnen geschah, das hatte sie zuletzt bei Harriet erlebt, deren Leiche erst morgen früh zusammen mit den anderen weggeschafft werden sollte. Es war alles gut gelaufen. Jetzt wartete Clara nur auf die endgültige Vollzugsmeldung.
Es klopfte an die Tür. Sehr leise, beinahe zaghaft, als hätte jemand eine gewisse Furcht davor, den Raum zu betreten.
»Ja, komm rein!«
Es war Wanda, die sich über die Schwelle schob und wie eine Fremde ging. Ängstlich schaute sie sich um, und Clara musste einfach lachen. »He, was ist los mit dir? Warum guckst du so? Hat es dir die Suppe verhagelt?«
»Nein, nein.« Die farbige Frau schloss die Tür. »Ich war nur etwas nervös.«
Clara lehnte sich zurück. Sie hatte sich einen Bleistift genommen und klopfte mit dem stumpfen Ende auf den Schreibtisch. »Warum bist du denn nervös gewesen?«
»Na ja. Ich hatte Furcht, dass doch nicht alles so glatt geht, wie du es dir vorgestellt hast.«
Lässig winkte Clara ab. »Es ist aber alles glattgegangen. Wir haben so gut wie keine Probleme mehr.«
»Sind die Männer…«
»In guter Obhut«, erklärte Clara lachend. »Sogar in sehr guter.«
»Dann
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