Satanskuss (German Edition)
meinte Simons sofort, als er erkannte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Manchmal vergaß er Empathie zu heucheln.
Ariel nickte. Eine Spur bleicher als noch vor Sekunden. Simon konnte sehen, dass sie ihre Fingernägel in ihre Handinnenflächen grub, um durch den Schmerz die Kontrolle über sich und ihre Emotionen zu behalten.
„Vielleicht hat Raffael geahnt, dass so etwas passieren würde und wollte vorsorgen?!“, schlug er Ariel vor, um ihren Kummer zu lindern.
„Dann hoffe ich, dass du deine Bezahlung im Voraus erhalten hast, denn ich werde dich ganz sicher nicht bezahlen!“, meinte Ceres von der Couch. Offensichtlich beruhte die Antipathie tatsächlich auf Gegenseitigkeit.
Simon schnaubte höhnisch.
„Ich auch nicht!“ Ariel warf ihm einen bösen Blick zu. Simon runzelte die Stirn. Er glaubte ihn nicht verdient zu haben. Zumindest nicht in diesem Moment.
„Ich schreibe das Buch so oder so!“, behauptete er nachdrücklich.
Ariel zuckte die Achseln. Sollte er machen. Es ging sie nichts an. Mit einem Blick in Ceres Richtung begann sie die Suche nach dem verborgenen Hinterzimmer.
Zuerst sah sie hinter dem riesigen Wandteppich nach, versuchte hinter das Bücherregal zu spähen, überprüfte den Kamin. Dann klopfte sie die Wände ab. Während ihrer Untersuchung ignorierte sie die hämischen Blicke, die der Betrunkene ihr zuwarf.
Als Ceres die Augen schloss und nach hinten sackte, beendete Ariel ihre Inspektion und verharrte reglos. Selten hatte Simon jemanden gesehen, der so ruhig stehen bleiben konnte.
Minutenlang rührte sie sich nicht. Auch Simon blieb an Ort und Stelle, obwohl er Unruhe in sich aufsteigen spürte. – Er war sich sicher, dass Ariel wusste, wo der Raum versteckt war. Aber wusste sie auch, wie sie ihn öffnen konnte?
Erst als Ceres einen Schnarcher von sich gab, wandte sich Ariel dem Ort zu, den sie anscheinend von Anfang an in Verdacht gehabt hatte. Dem Sofa auf dem der Betrunkene lag. Sie zog an einer Ecktroddel, die unten angebracht waren.
Das Bücherregal schob sich zur Seite und gab eine verborgene Tür frei.
Simon beobachtete, wie sich Ariels Lippen zu einem zufriedenen Lächeln verzogen. Anscheinend kannte sie Raffael wirklich – oder sie hatte Ceres schneller durchschaut, als für den Ermittler gut war.
Für einen Moment verschleierte sich ihr Blick, als sähe sie etwas, wovon Simon ausgeschlossen blieb, dann ging sie in die Dunkelheit des Ganges, der vor ihr lag.
Simon warf einen kurzen Blick auf Ceres und entschied sich dafür, die Chance zu nutzen.
Nach kurzem Zögern griff Simon eine Öllampe, entzündete den Docht an und folgte Ariel in die Finsternis.
Der Gang schien einmal quer durch das gesamte Haus zu führen. An beiden Seiten des schwarz gestrichenen Raumes standen Schränke, hingen Kleidungsstücke, Hüte, Brillen, Perücken, aber auch Glasgefäße in allen Ausführungen, Größen und Formen, Verbindungsrohre und Flaschen, deren Beschriftungen ein ganzes Chemielabor offenbarten.
Simon lächelte, als er eine kleine Versuchsreihe sah, deren Anordnung ihn an Ariels Experimentierzimmer im Kloster erinnerte.
Der Schein der Lampe erhellte einen Radius von drei Metern und warf den Rest in ein Zwielicht, welches der Fantasie keine engen Grenzen setzte.
Mit einer leichten Kopfbewegung hatte Ariel den Umstand quittiert, dass Simon ihr gefolgt war.
Er hob die Lampe ein wenig an, um den Radius zu vergrößern.
Erst als er Ariels leises Aufschluchzen hörte, begriff er, was in der Mitte des Raumes auf einem Tisch lag.
Jetzt wuchs sein Ärger über Ceres zu brennendem Hass an. Aber mit etwas Glück schmorte der Betrunkene jetzt bereits in der Hölle! , dachte Simon, während er auf die kreidebleiche Ariel sah, die Raffaels Leichnam anstarrte. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Wie in Trance hob sie eine Hand an, kurz über der Haut des Toten verharrten jedoch ihre Finger. Ariel zog sie mit einem Ton zurück, der ihren Schmerz widerspiegelte.
Simon konnte trotz der Lichtverhältnisse sehen, wie sehr die junge Frau zitterte.
Für einen Moment glaubte er, sie würde zusammenbrechen, doch genau in diesem Augenblick fing sie sich. Er konnte sehen, wie es hinter ihren Augen arbeitete, während sie Raffael anstarrte und leise Tränen aus ihren Bernsteinaugen flossen.
Ihr aufgelöster Anblick zwang ihn dazu, sich wieder intensiv mit der Frage zu beschäftigen, warum er sie so reizvoll fand und intensiver auf sie reagierte, als auf andere Frauen.
Was sie so anziehend
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